L. Meggendorsers tzumoristische Blätler.
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E i tz v e r st ä n d n i s.
„sserr Toktor, bitte, sind Wildschiveine sehr gefährlich?"
„ilkähig tind in guter Zubereitung genossen nicht im Mindesten."
--S-KS--
(^hristel's Telegramm
Plauderei von Oswald Hancke.
„Aun lebe wohh liebes Xlärchen — mein ^Zug
gcht um acht Ahr und ich muß fort. wenn T>n
Tich nicht ganz wohl snhlsh so bleibe hübsch im
Bette; ich komme natürlich so bald als irgend thun-
lich wieder zurück; — spätestens heute Abend bin
ich wieder da nnd inzwischen behiit' Dich Tott,
Rlärchen!"
)kkit diesen Alorten verabschiedete sich eines
schönen Norgens der junge Hosphotograph Aarl
Lchrey von seiner geliebten kleinen Hrau, die —
ein wenig blaß — noch in deu Hedern lag, und der
die Thränen unwillkürlich in die Augen traten, ob-
gleich ihr Lheherr nur nach der kaum eine Lisen-
bahnstunde entfernten Universitätsstadt zu reisen
gedachte, wo zwei stndentische Lorps große Gruppen-
Aufnahmen bei ihm bestellt hatten.
Hrau Alara sühlte sich wirklich gar nicht wohl
und blieb im Bette. 8egen HO klhr — die junge
Hrau war eben in eine Art Halbschlummer gesnnken
— klingelte es heftig an der Hausglocke. Aurz da-
rauf erschien Lhristel, die Nagd, im Achlafzimmer.
„Ach Eott, Llkadame, nehmen Sie es nur ja
nicht übel, daß ich Zie störe, aber da draußen ist
ein Diener, der durchaus nnseren Herrn sprechen
will."
„Ia, hast Du ihm denn nicht gesagt, Lhristel,
daß der Herr verrcist ist?"
„Kreilich habe ich es gesagt, Akadame, aber nun
meint der Mensch, dann müßte er Aie durchaus
sprechen."
„Abcr, Lhristel, ich kann mich von dem sremden
llkanne nicht im Lettc sprechen lassen. Zage ihm
nur, er möchte morgcn wieder kommcn, oder wcnn's
was Teschästliches wäre, möchte er zu dem Kräulein
ins Aureau gehen — ich wäre krank und lägc im
Lette!"
„Lchön, dlkadame!" sagte Lhristel und ging.
^ehn Ninuten später pochte es eilig an die
Achlasstubenthür und das Hräulein aus dem Burean
erschien im Ammer mit so ausgeregter Niene, daß
die junge Hrau ganz erschreckt aus dem Aissen em-
porfuhr.
„Ach, ist das ein Unglück, daß der Herr Lchrey
auch gerade heute verreist sein mnß!" jammerte das
Hräulein und rang die Hände.
„A)as giebt es denn, Hränlein?" fragte Hrau
Alara besorgt.
„5ie wissen doch, Hrau Zchrey, daß der Lrbprinz
sich verlobt hat, und nun läßt das hohe Brautpaar
sagen, daß es heute nach zwölf llhr kommen würde,
um sich zusammen photographieren zu lassen. Denken
Lie nur, Hrau Lchrey, so eine wichtige Aufnahme,
und der Herr nicht da! Was machen wir nur, was
machen wir nur?"
Linen Augenblick schaute auch Hrau lllara recht
ratlos drein.
„Die Aufnahme muß'natürlich unter allen Um-
ständen stattfinden," sagte sie dann. „Bitte, bestellen
Aie dem Diener, Hräulein, daß im Atelier snr die
hohen Herrschaften alles bereit sein würde, und
schicken Zie mir die Lhristel her, die sofort an
meinen Nann telegraphieren soll."
Das Hräulein lief und die Lhristel kam.
„Rasch, Lhristel, ins Lelegraphenamt und tele-
graphiere an meinen vkann — er ist im Kasthof zum
Llephanten abgestiegen," rief ihrHrau lllara entgegen.
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E i tz v e r st ä n d n i s.
„sserr Toktor, bitte, sind Wildschiveine sehr gefährlich?"
„ilkähig tind in guter Zubereitung genossen nicht im Mindesten."
--S-KS--
(^hristel's Telegramm
Plauderei von Oswald Hancke.
„Aun lebe wohh liebes Xlärchen — mein ^Zug
gcht um acht Ahr und ich muß fort. wenn T>n
Tich nicht ganz wohl snhlsh so bleibe hübsch im
Bette; ich komme natürlich so bald als irgend thun-
lich wieder zurück; — spätestens heute Abend bin
ich wieder da nnd inzwischen behiit' Dich Tott,
Rlärchen!"
)kkit diesen Alorten verabschiedete sich eines
schönen Norgens der junge Hosphotograph Aarl
Lchrey von seiner geliebten kleinen Hrau, die —
ein wenig blaß — noch in deu Hedern lag, und der
die Thränen unwillkürlich in die Augen traten, ob-
gleich ihr Lheherr nur nach der kaum eine Lisen-
bahnstunde entfernten Universitätsstadt zu reisen
gedachte, wo zwei stndentische Lorps große Gruppen-
Aufnahmen bei ihm bestellt hatten.
Hrau Alara sühlte sich wirklich gar nicht wohl
und blieb im Bette. 8egen HO klhr — die junge
Hrau war eben in eine Art Halbschlummer gesnnken
— klingelte es heftig an der Hausglocke. Aurz da-
rauf erschien Lhristel, die Nagd, im Achlafzimmer.
„Ach Eott, Llkadame, nehmen Sie es nur ja
nicht übel, daß ich Zie störe, aber da draußen ist
ein Diener, der durchaus nnseren Herrn sprechen
will."
„Ia, hast Du ihm denn nicht gesagt, Lhristel,
daß der Herr verrcist ist?"
„Kreilich habe ich es gesagt, Akadame, aber nun
meint der Mensch, dann müßte er Aie durchaus
sprechen."
„Abcr, Lhristel, ich kann mich von dem sremden
llkanne nicht im Lettc sprechen lassen. Zage ihm
nur, er möchte morgcn wieder kommcn, oder wcnn's
was Teschästliches wäre, möchte er zu dem Kräulein
ins Aureau gehen — ich wäre krank und lägc im
Lette!"
„Lchön, dlkadame!" sagte Lhristel und ging.
^ehn Ninuten später pochte es eilig an die
Achlasstubenthür und das Hräulein aus dem Burean
erschien im Ammer mit so ausgeregter Niene, daß
die junge Hrau ganz erschreckt aus dem Aissen em-
porfuhr.
„Ach, ist das ein Unglück, daß der Herr Lchrey
auch gerade heute verreist sein mnß!" jammerte das
Hräulein und rang die Hände.
„A)as giebt es denn, Hränlein?" fragte Hrau
Alara besorgt.
„5ie wissen doch, Hrau Zchrey, daß der Lrbprinz
sich verlobt hat, und nun läßt das hohe Brautpaar
sagen, daß es heute nach zwölf llhr kommen würde,
um sich zusammen photographieren zu lassen. Denken
Lie nur, Hrau Lchrey, so eine wichtige Aufnahme,
und der Herr nicht da! Was machen wir nur, was
machen wir nur?"
Linen Augenblick schaute auch Hrau lllara recht
ratlos drein.
„Die Aufnahme muß'natürlich unter allen Um-
ständen stattfinden," sagte sie dann. „Bitte, bestellen
Aie dem Diener, Hräulein, daß im Atelier snr die
hohen Herrschaften alles bereit sein würde, und
schicken Zie mir die Lhristel her, die sofort an
meinen Nann telegraphieren soll."
Das Hräulein lief und die Lhristel kam.
„Rasch, Lhristel, ins Lelegraphenamt und tele-
graphiere an meinen vkann — er ist im Kasthof zum
Llephanten abgestiegen," rief ihrHrau lllara entgegen.