L. Meggendorfers Humoristische Blätter.
45
Lhristel's Telegramm.
werden 5ie einmal Angen ma-
chcn, aber nur leise, leise, das;
die !>1ladame ja nicht erschrickt!"
Als l)err Achrey klopfenden
Herzens die Chür möglichst leise
östnete, sah er das Lchlafzimmer
verfinstert und einc fremde ^rau
saß am Bctte seiner Lhelielsttcn,
die wie cine weiße Lilie in den
l-vissen lag, aber doch dcm Lin-
tretenden das Tesicht zuwendete.
„lllärchen, was ist ge-
schehen?" fragte er hastig. 5ic
drüekte ihm leisc die l)and.
„Warum bist Cu auf mein
Telegramm nicht gekommcn,
lkarl?" flüstertc sie mitschwacher
Ztimme. „Tie Aufregung, der
Acrger —"
„Abcr, Kind, es war doch
gar kein §>rund zu Aerger nnd
Rufrcgung vorhanden," unter-
brach cr sie. „Die Aufnahmc
von eincm erstcn besten lserrn
äonndso ist doch wahrhastig
keincr Ausregung wert."
Hrau Rlara sah ihren 8>at-
ten mit großen Rugen an.
„Rlwr, Rarl," sagte sie vor-
wurfsvoll, „der Lrbprinz von
Rnhalt-Dessau und seine Braut
sind doch wahrhaftig nicht dic
ersten besten!"
„Der Prinz von Rnhalt?"
rief erschrocken Herr Schrey.
„2a, wer tzat denn dann um
Himmelswillen das Lelegramm
geschriebcn?"
„Die Thristel!" hauchte die
junge Krau.
„llnd weißt Dn, Rind, was
in meinem Celcgrannn ftand?"
fragte er halb zornig, halb
lachend. „T>er Rnivalt Cessan
mit Braut kommt mittags zur
Rusnahme."
Rnch über das Eesicht dcr
jungen Krau glitt unwillkürlich
ein schwaches Lächeln. Cann
wies sie mit dem Hinger auf einen
großcn Rlaschkorb, der in der
anderen Lcke des Zimmers stand
und den l)err Schrey bisher noch
gar nicht bemerkt hatte. Als er
sich dem gehcimnisvollen Rorbe
näherte, sah er zwei dnnkel-
haarige, winzige Bubenköpfchen
in meißen Risscn gebettet.
Herr Lchrey stand starr.
Cann flüsterte er „Rmen
und Tott sei Lob und Cank!" und
küßte herzlich die junge Rkuttcr.
„Rber die Lhristel läßt Cu nie
wieder ein Cclegramm schrci-
ben," fuhr er fort, „denn wenn
durch die Berwirrungen, die sic
anstistet, jedesmalAwillinge—"
Cie jungc Hran schloß ihm
lächclnd den ilknnd mit dcr!)and.
Vrrechkigte I^ragr.
Srau: „Sieht meine ßrisur nicht etwas fremdartig aus?"
Rkann: „Rllerdings; ist sie schon bezahlt?"
-K>—°—
^ erstre n t.
„Rh, da habe ich cinmal ein rcizendes stlätz-
chcn gefunden, ich glaubc, hcute geht es gnt." .
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Lhristel's Telegramm.
werden 5ie einmal Angen ma-
chcn, aber nur leise, leise, das;
die !>1ladame ja nicht erschrickt!"
Als l)err Achrey klopfenden
Herzens die Chür möglichst leise
östnete, sah er das Lchlafzimmer
verfinstert und einc fremde ^rau
saß am Bctte seiner Lhelielsttcn,
die wie cine weiße Lilie in den
l-vissen lag, aber doch dcm Lin-
tretenden das Tesicht zuwendete.
„lllärchen, was ist ge-
schehen?" fragte er hastig. 5ic
drüekte ihm leisc die l)and.
„Warum bist Cu auf mein
Telegramm nicht gekommcn,
lkarl?" flüstertc sie mitschwacher
Ztimme. „Tie Aufregung, der
Acrger —"
„Abcr, Kind, es war doch
gar kein §>rund zu Aerger nnd
Rufrcgung vorhanden," unter-
brach cr sie. „Die Aufnahmc
von eincm erstcn besten lserrn
äonndso ist doch wahrhastig
keincr Ausregung wert."
Hrau Rlara sah ihren 8>at-
ten mit großen Rugen an.
„Rlwr, Rarl," sagte sie vor-
wurfsvoll, „der Lrbprinz von
Rnhalt-Dessau und seine Braut
sind doch wahrhaftig nicht dic
ersten besten!"
„Der Prinz von Rnhalt?"
rief erschrocken Herr Schrey.
„2a, wer tzat denn dann um
Himmelswillen das Lelegramm
geschriebcn?"
„Die Thristel!" hauchte die
junge Krau.
„llnd weißt Dn, Rind, was
in meinem Celcgrannn ftand?"
fragte er halb zornig, halb
lachend. „T>er Rnivalt Cessan
mit Braut kommt mittags zur
Rusnahme."
Rnch über das Eesicht dcr
jungen Krau glitt unwillkürlich
ein schwaches Lächeln. Cann
wies sie mit dem Hinger auf einen
großcn Rlaschkorb, der in der
anderen Lcke des Zimmers stand
und den l)err Schrey bisher noch
gar nicht bemerkt hatte. Als er
sich dem gehcimnisvollen Rorbe
näherte, sah er zwei dnnkel-
haarige, winzige Bubenköpfchen
in meißen Risscn gebettet.
Herr Lchrey stand starr.
Cann flüsterte er „Rmen
und Tott sei Lob und Cank!" und
küßte herzlich die junge Rkuttcr.
„Rber die Lhristel läßt Cu nie
wieder ein Cclegramm schrci-
ben," fuhr er fort, „denn wenn
durch die Berwirrungen, die sic
anstistet, jedesmalAwillinge—"
Cie jungc Hran schloß ihm
lächclnd den ilknnd mit dcr!)and.
Vrrechkigte I^ragr.
Srau: „Sieht meine ßrisur nicht etwas fremdartig aus?"
Rkann: „Rllerdings; ist sie schon bezahlt?"
-K>—°—
^ erstre n t.
„Rh, da habe ich cinmal ein rcizendes stlätz-
chcn gefunden, ich glaubc, hcute geht es gnt." .