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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 8.1892 (Nr. 53-65)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20907#0108
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Meggendorfer'? tzumorislische Blätter.

höchsten Erade verpflrchtet fühlen, ihn an das neulich
nachts um halb acht Uhr in liebevoUster Aleise
ihrerscits erlassene Verbot ciner derartigen Der-
schwendung etwas handgreislich zn erinnern, zumal
da nach dem Berichte von Augen- und Shrenzeugen
infolge des Kenusses eines Klases Lagcrbier, das
er natrirlich von einem alten Bckannten angeboten
bekommen hatte, in der bewußten Racht Herrn
Dürrlichs Zustand ein ganz mcnschenunwürdiger und
sein Lmpsang zn Hause noch menschenunwürdiger
gewesen sein soll. Herrn Dürrlichs einziger nnd,
wenigstens nach der anderen Leute Meinung, sehr
zweifelhaster Cenuß sind daher seine A-i-e-h-garren.
Aber wenn diese nur nicht so tener wären, so kurz
wären! Eine halbe Ltunde, und zwei ganze Pfennig
sind schon wicder verraucht! Eestcrn kommt nun
Herr Türrlich etwas später nach tzause, nnd scin
liebes Xantippchen erwarlet ihn schon mit herauf-
gestreiften Aermeln. llnbeschreiblich scheint ihre
(wahrscheinlich sreudige) Erregung zu werden, als
sie ihren Lheherrn (?) endlich mit — zwei Ligarren-
kisten unter den Armen heranwandeln sieht. Aber,
siehe da! Ltill lächelnd stellt Dürrlich vor die Augen
seiner geliebten Eattin zwei — leere Ligarrenkisten
und nach halbstündigem Luchen in dem zerrissenen
Rockfutter bringt er zwei Holzröhrchen zum llorschcin,
die augenscheinlich von einigen etwas anliken Ligarren-
spitzen herrührten, bohrt in jede der Aisten ein kleines
Loch, wo er das Ende jedes Aöhrchens bineinsteckt,
und, nachdem er wieder eine halbe Ztunde in seinem
Rock nach einer alten Ligarre gesncht und abermals

-

eine halbe Ltunde gebraucht hat, uni sie in Dampf-
betrieb zu setzen, beginnt er mit Codesverachtnng
den Rauch durch das einc Röhrchen in die Aiste zn
blasen, und als er diesmal schon (o welche Ver-
schwendung!) nach 20 Alinuten mit seiner Ligarie
fertig ist, aus der lliste durch das Holziöhichen zu
rauchen, um darauf die ^weite lliste, in die er jetzt
den Rauch geblasen, als Ligarre zu benützcn. Hür-
wahr, eine praktische lliste, eine Erfindung, die sich

Herr Dürrlich auch patentieren lassen will, die seiner
Krau aber leider veranlassung gegeben hat, sein
wöchentliches Caschengeld noch um sünf Pfennig
herabzusetzen, „da er jetzt nicht mehr so viel anf
Ligarren branche."

_

^Lnüberlegt

Kräulein: „Zehen Äie, diese llatze habe ich schon seir meinem zehnten Iahre."
Herr: „Wie — werden denn diese Tiere so alt?"
 
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