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langt, insofern sie überall auch in der Beschäftigung mit den
Problemen der Naturwissenschaft jene Formen kultiviert, die
sie zur Erkenntnis der historischen Wirklichkeit befähigen.
Wie Schelling diesem Problem des Historischen im einzelnen
nachgegangen ist, soll im Folgenden näher ausgeführt werden.

Kapitel III.
Geschichte und Geschichtsphilosophie.
Schellings Gedanken über das Wesen des historischen Er-
kennens, dasjenige Gebiet der Geschichtsphilosophie, welches
in der Hauptsache erst eine Errungenschaft des modernen
philosophischen Denkens ist, bilden den Inhalt dieses Kapitels.
Es handelt sich um die Frage nach dem Begriff der Ge-
schichte, um ihre Stellung im Ganzen des Wissens und spe-
ziell um ihr Verhältnis zur Philosophie, Kunst und Natur-
wissenschaft, sowie um die Eigentümlichkeit ihrer Methode.
Auch ist die Geschichte gegen die Geschichtsphilosophie ab-
zugrenzen, soweit das nach Schellings Lehre vollkommen
durchführbar ist, denn die Begriffe Geschichte und Geschichts-
philosophie sind zu jener Zeit noch weniger klar und ein-
deutig voneinander geschieden wie die Begriffe Naturwissen-
schaft und Naturphilosophie. Im allgemeinen ist für Schelling
der Begriff der Wissenschaft unmittelbar mit dem Gedanken
einer philosophischen Betrachtungsweise verknüpft und Ge-
schichtswissenschaft und Geschichtsphilosophie daher in der
Hauptsache identisch; denn ohne Philosophie ist keine po-
sitive objektive Wissenschaft möglich. Die Philosophie allein
vermag durch ihre Konstruktion den empirischen Disziplinen
eine apriorische Basis zu sichern. Wissenschaftlich wertvoll
ist in dem historischen Prozess nur dasjenige, was in un-
mittelbarer Beziehung steht zu dem Realwerden einer Idee,
eines absoluten Wertes, wie Recht, Kunst, Religion u. s. w.
Geschichte ist also für Schelling im wesentlichen gleichbe-
deutend mit der Entwicklung absoluter Kulturwerte, die das
Thema der Universalgeschichte bilden und erst die Lösung
dieses Problems kann den Charakter der Geschichtsphilosophie
Schellings vollkommen deutlich werden lassen. Das Problem
der Universalgeschichte ist aber auf das engste mit den
letzten Voraussetzungen der Metaphysik Schellings verknüpft,
die in der Hauptsache nur noch ein historisches Interesse
besitzt und für das philosophische Leben unserer Zeit nur
von verhältnismässig geringer Bedeutung ist. Wir wollen
 
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