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daher von dem speziell Metaphysischen in der Geschichts-
philosophie Schellings möglichst zu abstrahieren suchen, indem
wir uns die Behauptung Rickerts zu eigen machen, dass die
grosse Leistung des deutschen Idealismus auf dem Gebiete
der gescbichtsphilosophischen Spekulation durch das meta-
physische Moment nicht wesentlich gefördert ist, ja häufig
sogar in einem gewissen Gegensatz zu dieser Metaphysik
sich durchgesetzt hat.
Diese Ueberlegung veranlasst uns, nicht von der Meta-
physik Schellings auszugehen, um von hier aus das Problem
der Geschichtsphilosophie aufzurollen, sondern vielmehr den
Versuch zu machen, ihren bleibenden und dauernden Gehalt
aus den metaphysischen Verschlingungen möglichst heraus-
zulösen. Auch beginnen wir nicht mit der Universalgeschichte,
deren Kenntnis die Erforschung der Prinzipien des histori-
schen Geschehens bereits voraussetzt, jener letzten Wertungen,
deren Realisierung die Universalgeschichte zu ihrem Gegen-
stände hat. Eine Untersuchung dieser Wertungen hat der
Entwickelung des universalhistorischen Problems notwendig
vorauszugehen. Um die Prinzipien des historischen Lebens
entwickeln zu können, muss aber der Begriff der Geschichte
selber geklärt sein, mit dessen Analyse der Erkenntnis-
theoretiker daher unbedingt zu beginnen hat; sein Weg ist
dem des Metaphysikers gerade entgegengesetzt. Es handelt
sich in erster Linie darum den Begriff der Geschichte, das
Wesen des historischen Erkennens und seinen besonderen
Erkenntniszweck klarzustellen, um von hier aus zu dem
Problem der Werte und endlich zur Universalgeschichte fort-
zuschreiten. Wir machen von diesem Gedankengang Gebrauch,
wie ihn Rickert in seinem Programm der Geschichtsphilosophie
festgelegt bat1), weil wir glauben, so am besten zeigen zu
können, in welcher Richtung die Bedeutung Schellings für
die Probleme der modernen Geschichtsphilosophie liegt.
Wir brauchen zu diesem Zweck nicht weiter auf die
Frage einzugehen, ob mit der Vollendung der Geschichtslogik,
mit der Erforschung und kritischen Begründung des Wert-
systems, sowie endlich mit der Auflösung des universal-
historischen Problems alles das geleistet ist, was die Ge-
schichte bedarf, um den Rang einer Wissenschaft für sich in
Anspruch nehmen zu können, ob nicht vielmehr die Eigenart
der historischen Methode und die besonderen Voraussetzungen
der historischen Urteilsbildung noch eine Ergänzung der kri-
tischen Grundlage nach anderer Richtung hin erforderlich
macht. Diese Fragen können hier billiger Weise aus dem
1) Heinrich Rickert, Geschichtsphilosophie. Festschrift für Kuno
Fischer, Bd. II, S. 53—56.
daher von dem speziell Metaphysischen in der Geschichts-
philosophie Schellings möglichst zu abstrahieren suchen, indem
wir uns die Behauptung Rickerts zu eigen machen, dass die
grosse Leistung des deutschen Idealismus auf dem Gebiete
der gescbichtsphilosophischen Spekulation durch das meta-
physische Moment nicht wesentlich gefördert ist, ja häufig
sogar in einem gewissen Gegensatz zu dieser Metaphysik
sich durchgesetzt hat.
Diese Ueberlegung veranlasst uns, nicht von der Meta-
physik Schellings auszugehen, um von hier aus das Problem
der Geschichtsphilosophie aufzurollen, sondern vielmehr den
Versuch zu machen, ihren bleibenden und dauernden Gehalt
aus den metaphysischen Verschlingungen möglichst heraus-
zulösen. Auch beginnen wir nicht mit der Universalgeschichte,
deren Kenntnis die Erforschung der Prinzipien des histori-
schen Geschehens bereits voraussetzt, jener letzten Wertungen,
deren Realisierung die Universalgeschichte zu ihrem Gegen-
stände hat. Eine Untersuchung dieser Wertungen hat der
Entwickelung des universalhistorischen Problems notwendig
vorauszugehen. Um die Prinzipien des historischen Lebens
entwickeln zu können, muss aber der Begriff der Geschichte
selber geklärt sein, mit dessen Analyse der Erkenntnis-
theoretiker daher unbedingt zu beginnen hat; sein Weg ist
dem des Metaphysikers gerade entgegengesetzt. Es handelt
sich in erster Linie darum den Begriff der Geschichte, das
Wesen des historischen Erkennens und seinen besonderen
Erkenntniszweck klarzustellen, um von hier aus zu dem
Problem der Werte und endlich zur Universalgeschichte fort-
zuschreiten. Wir machen von diesem Gedankengang Gebrauch,
wie ihn Rickert in seinem Programm der Geschichtsphilosophie
festgelegt bat1), weil wir glauben, so am besten zeigen zu
können, in welcher Richtung die Bedeutung Schellings für
die Probleme der modernen Geschichtsphilosophie liegt.
Wir brauchen zu diesem Zweck nicht weiter auf die
Frage einzugehen, ob mit der Vollendung der Geschichtslogik,
mit der Erforschung und kritischen Begründung des Wert-
systems, sowie endlich mit der Auflösung des universal-
historischen Problems alles das geleistet ist, was die Ge-
schichte bedarf, um den Rang einer Wissenschaft für sich in
Anspruch nehmen zu können, ob nicht vielmehr die Eigenart
der historischen Methode und die besonderen Voraussetzungen
der historischen Urteilsbildung noch eine Ergänzung der kri-
tischen Grundlage nach anderer Richtung hin erforderlich
macht. Diese Fragen können hier billiger Weise aus dem
1) Heinrich Rickert, Geschichtsphilosophie. Festschrift für Kuno
Fischer, Bd. II, S. 53—56.