ist in Empfindung-, Auftrag und Farbe ein echter, lichter Renoir mit
allen Schönheiten Corots. Renoir durfte mit Corot wagen, was
Delacroix mit Rubens gelang.
In der intimen Übereinstimmung der Form mit der Empfindung
beruht Renoirs Kunst. Mittel und Zweck decken sich so voll-
kommen, daß der Vergleich mit seinen Anregern, die uns
seine Grenzen ins Bewußtsein bringen könnten, fernbleibt. Er
entlockt den wenigen Saiten seiner Laute so reife Melodien, daß
wir auch das Instrument als seine Schöpfung betrachten. Zu diesem
Eindruck trägt noch ein Moment bei, das in den verschiedenen
Perioden des Künstlers in verschiedenen Stärkegraden auftritt, aber
in allen wirksam bleibt, und das er als sein von Rubens und Dela-
croix ganz unberührtes Eigentum betrachten darf. Es hängt mit
seiner Beziehung zum Barock zusammen, das ihn viel weniger be-
stimmt als Delacroix, geschweige Rubens, und sich mit nahezu
entgegengesetzten Formtendenzen abfindet. Es äußert sich in einer
besonderen Stabilität, einer seltenen plastischen Fülle seiner Ge-
stalten und gibt der Idylle des Lyrikers festes Gefüge. Diese
Eigenschaft, die in den achtziger Jahren bestimmend werden sollte,
ist keine zufällige oder entbehrliche Zutat. Ohne sie wäre die
ganze Kunst Renoirs nichts als das bedenkliche Wagnis eines ein-
seitigen Koloristen und bliebe Schemen. Erst die plastische Fülle
der Gestalten macht die sehr zarte Palette möglich, weil man durch
die süßen Farben hindurch stets den herben widerstandsfähigen
Kern spürt. Sie bereichert nicht nur das einfache Schema der
Kompositionen, sondern vergrößert die Ausdrucksmöglichkeiten
der Materie.
Dadurch modifiziert sich die scheinbar so bescheidene Stellung
des Modernen neben Delacroix. Seine Entbehrungen werden zu
freiwilligen rationellen Opfern und bleiben nicht unbelohnt. Sie
kommen einem Typus zugute, der wie ein Sammler von Freuden
erscheint. Renoir erinnerte sich bei Delacroix an die Opulenz
Rubensscher Massen und schmolz in das Email seiner Frauen alle
Zieraten hinein, die Delacroix zur Szene seiner Helden gedient
hatten. Man hat auch vor ganz unbekleideten Figuren Renoirs,
die nichts neben sich haben als die weiche Atmosphäre ihres
Körpers, den Eindruck der orientalischen Stoffe und Prunkgegen-
stände einer Delacroixschen Laune. So verbindet ein merkwürdiger
33
allen Schönheiten Corots. Renoir durfte mit Corot wagen, was
Delacroix mit Rubens gelang.
In der intimen Übereinstimmung der Form mit der Empfindung
beruht Renoirs Kunst. Mittel und Zweck decken sich so voll-
kommen, daß der Vergleich mit seinen Anregern, die uns
seine Grenzen ins Bewußtsein bringen könnten, fernbleibt. Er
entlockt den wenigen Saiten seiner Laute so reife Melodien, daß
wir auch das Instrument als seine Schöpfung betrachten. Zu diesem
Eindruck trägt noch ein Moment bei, das in den verschiedenen
Perioden des Künstlers in verschiedenen Stärkegraden auftritt, aber
in allen wirksam bleibt, und das er als sein von Rubens und Dela-
croix ganz unberührtes Eigentum betrachten darf. Es hängt mit
seiner Beziehung zum Barock zusammen, das ihn viel weniger be-
stimmt als Delacroix, geschweige Rubens, und sich mit nahezu
entgegengesetzten Formtendenzen abfindet. Es äußert sich in einer
besonderen Stabilität, einer seltenen plastischen Fülle seiner Ge-
stalten und gibt der Idylle des Lyrikers festes Gefüge. Diese
Eigenschaft, die in den achtziger Jahren bestimmend werden sollte,
ist keine zufällige oder entbehrliche Zutat. Ohne sie wäre die
ganze Kunst Renoirs nichts als das bedenkliche Wagnis eines ein-
seitigen Koloristen und bliebe Schemen. Erst die plastische Fülle
der Gestalten macht die sehr zarte Palette möglich, weil man durch
die süßen Farben hindurch stets den herben widerstandsfähigen
Kern spürt. Sie bereichert nicht nur das einfache Schema der
Kompositionen, sondern vergrößert die Ausdrucksmöglichkeiten
der Materie.
Dadurch modifiziert sich die scheinbar so bescheidene Stellung
des Modernen neben Delacroix. Seine Entbehrungen werden zu
freiwilligen rationellen Opfern und bleiben nicht unbelohnt. Sie
kommen einem Typus zugute, der wie ein Sammler von Freuden
erscheint. Renoir erinnerte sich bei Delacroix an die Opulenz
Rubensscher Massen und schmolz in das Email seiner Frauen alle
Zieraten hinein, die Delacroix zur Szene seiner Helden gedient
hatten. Man hat auch vor ganz unbekleideten Figuren Renoirs,
die nichts neben sich haben als die weiche Atmosphäre ihres
Körpers, den Eindruck der orientalischen Stoffe und Prunkgegen-
stände einer Delacroixschen Laune. So verbindet ein merkwürdiger
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