in anderen Ländern, zumal in den germanischen, verzichtete darauf
und griff, wie in England der Präraffaelitismus, ohne genügende
natürliche Vermittlung auf alte Stilelemente zurück.
Der Zeit nach gehören alle diese Erscheinungen zur modernen
Kunst, dem Geiste nach nur sehr wenige. Den meisten ist die
große Leistung der Generation Manets eine auf sich selbst be-
schränkte Erscheinung, gut für den Amateur. Sie erblicken nicht
in ihr eine organisch entwickelte Form nicht nur der Malerei,
sondern des Geistes unserer Zeit, so sicher zeugend für unsere
Epoche wie die Romane Flauberts und Dostojewskis, so voll von
Neuheit wie die Malerei Venedigs im sechzehnten, die der Hol-
länder im siebzehnten Jahrhundert und so wenig in der Zirku-
lation der Kunst zu entbehren, wie jene Eroberungen vergangener
Epochen. Die Sehnsucht nach einfachen Formen, die Abneigung
gegen die analytischen Absichten des Impressionismus ist eine
natürliche Folge, aber der Widerstand muß sich als positive
Leistung erweisen, soll er nicht zur belanglosen Reaktion führen.
Die nach geschlossenen Linien und Farben sehnsüchtigen Stilisten
vergessen zuweilen, daß man erst etwas haben muß, das sich
lohnt, abgeschlossen zu werden, bevor man das Gehäuse für solche
Zwecke errichtet. Sie sind Fassadenarchitekten, die nicht an die
innere Einrichtung des Hauses denken, und begnügen sich mit hohlen
Formen. Es ist fraglich, ob unsere zerrissene Zeit noch einen
mit den Künsten in unmittelbarer Verbindung stehenden Stil her-
vorzubringen vermag. Es fehlen ihr dafür nahezu alle sozialen
Bedingungen. Aber so viel steht fest, daß kein Archaismus, und
sei er auch noch so versteckt, dahin gelangen wird. Alle solchen
einseitigen Stilversuche scheinen im Gegenteil nur geeignet, die
Fiktion des Daseinszwecks der Kunst in unserer Zeit noch mehr
zu durchlöchern. Sie entwürdigen ein hohes Symbol der Gesittung
zu einem Gegenstand der Spielerei. Nur eine ohne Knebelung
der Empfindung, aus der spezifischen Formenwelt unserer Zeit
gewonnene Sprache hätte Aussicht, zu dem allgemein angenommenen
Begriff zu werden, den wir Stil einer Epoche nennen. Sie wird
nur dann künstlerischen Wert besitzen, wenn sie sich an den er-
gänzenden Formen der Vergangenheit sättigt und mit der Über-
lieferung durchtränkt. Steht das Alte im Vordergrund, ist es nicht
so aufgegangen in der neuen Form wie das Alte, das wir in dem
111
und griff, wie in England der Präraffaelitismus, ohne genügende
natürliche Vermittlung auf alte Stilelemente zurück.
Der Zeit nach gehören alle diese Erscheinungen zur modernen
Kunst, dem Geiste nach nur sehr wenige. Den meisten ist die
große Leistung der Generation Manets eine auf sich selbst be-
schränkte Erscheinung, gut für den Amateur. Sie erblicken nicht
in ihr eine organisch entwickelte Form nicht nur der Malerei,
sondern des Geistes unserer Zeit, so sicher zeugend für unsere
Epoche wie die Romane Flauberts und Dostojewskis, so voll von
Neuheit wie die Malerei Venedigs im sechzehnten, die der Hol-
länder im siebzehnten Jahrhundert und so wenig in der Zirku-
lation der Kunst zu entbehren, wie jene Eroberungen vergangener
Epochen. Die Sehnsucht nach einfachen Formen, die Abneigung
gegen die analytischen Absichten des Impressionismus ist eine
natürliche Folge, aber der Widerstand muß sich als positive
Leistung erweisen, soll er nicht zur belanglosen Reaktion führen.
Die nach geschlossenen Linien und Farben sehnsüchtigen Stilisten
vergessen zuweilen, daß man erst etwas haben muß, das sich
lohnt, abgeschlossen zu werden, bevor man das Gehäuse für solche
Zwecke errichtet. Sie sind Fassadenarchitekten, die nicht an die
innere Einrichtung des Hauses denken, und begnügen sich mit hohlen
Formen. Es ist fraglich, ob unsere zerrissene Zeit noch einen
mit den Künsten in unmittelbarer Verbindung stehenden Stil her-
vorzubringen vermag. Es fehlen ihr dafür nahezu alle sozialen
Bedingungen. Aber so viel steht fest, daß kein Archaismus, und
sei er auch noch so versteckt, dahin gelangen wird. Alle solchen
einseitigen Stilversuche scheinen im Gegenteil nur geeignet, die
Fiktion des Daseinszwecks der Kunst in unserer Zeit noch mehr
zu durchlöchern. Sie entwürdigen ein hohes Symbol der Gesittung
zu einem Gegenstand der Spielerei. Nur eine ohne Knebelung
der Empfindung, aus der spezifischen Formenwelt unserer Zeit
gewonnene Sprache hätte Aussicht, zu dem allgemein angenommenen
Begriff zu werden, den wir Stil einer Epoche nennen. Sie wird
nur dann künstlerischen Wert besitzen, wenn sie sich an den er-
gänzenden Formen der Vergangenheit sättigt und mit der Über-
lieferung durchtränkt. Steht das Alte im Vordergrund, ist es nicht
so aufgegangen in der neuen Form wie das Alte, das wir in dem
111