Dem Konzil von Basel, dessen Berufung die Wahlkapitu-
lation des neuen Papstes bestätigte, stand Eugen der Vierte
von vornherein mit dem natürlichen Mißtrauen gegen eine
Körperschaft gegenüber, von der er eine Beschränkung seiner
Macht zu erwarten hatte. Wenn vor allem die Reform der
Kirche an Haupt und Gliedern vom Konstanzer Konzil her auf
dieses neue verschoben war — neben den Bemühungen die
ketzerischen Hussiten wiederzugewinnen — so war es eine
Frage von der größten Wichtigkeit für die päpstlichen Inter-
essen, welcher Mann mit Eröffnung und Vorsitz des Konzils
betraut wurde. Die Wahl Eugens fiel auf den papsttreuen Kar-
dinal von Sant’ Angelo, den Römer Giuliano Cesarini, gegen-
wärtig Kardinallegaten von Deutschland; und es war im Sinne
des Papsttums eine unglückliche Wahl, so geeignet der edle,
unermüdlich für Rom arbeitende Mann auf den ersten Blick
erscheinen mochte.
Ein heftiges Lebenstempo trieb diesen Kardinal Cesarini vor-
wärts; er war ein Jüngling, als er schon in Padua Kirchenrecht
lehrte, und war zweiunddreißig Jahre, als ihn Martin der Fünfte
zum Kardinal machte. Wie er mit Feuer nach dem Rechten
rang und sein heißblütiges Wesen dennoch zu einem Auftreten
erzogen hatte, das gleicherweise durch Würde wie durch Ele-
ganz seinen Eindruck nicht verfehlte: ein solcher Mann ver-
mochte wohl eine Versammlung so sehr zu einem Ganzen zu-
sammenzuhalten, daß sie sich ihm hingab und von seinem
Wort leiten ließ. Wie es jedoch sooft bei einem starken Tem-
perament vorkommt, das sich seine Überzeugung (eine, die
ihm von je im Tiefsten innewohnte) unbeirrbar ausbildet und
sie nun mit allem seinem Feuer verfolgt: es bestimmt sich da-
mit einen geraden Weg, von dem es keine Ablenkung gibt, der
aber vielleicht auch ohne Aussicht und Rundblick bleiben wird,
— so hatte auch Cesarinis kirchlich begeistertes Temperament
sich als höchstes Ziel die Gewinnung der Ungläubigen für die
römische Kirche, die Bekehrung der Abtrünnigen aufgestellt,
ein Ziel, wie es die kühlen römischen Diplomaten schon lange
nicht mehr mit solchem Eifer verfolgten; ihm schien die tiefere
Einsicht in die Strömungen der jüngsten Epoche verschlossen,
IX
lation des neuen Papstes bestätigte, stand Eugen der Vierte
von vornherein mit dem natürlichen Mißtrauen gegen eine
Körperschaft gegenüber, von der er eine Beschränkung seiner
Macht zu erwarten hatte. Wenn vor allem die Reform der
Kirche an Haupt und Gliedern vom Konstanzer Konzil her auf
dieses neue verschoben war — neben den Bemühungen die
ketzerischen Hussiten wiederzugewinnen — so war es eine
Frage von der größten Wichtigkeit für die päpstlichen Inter-
essen, welcher Mann mit Eröffnung und Vorsitz des Konzils
betraut wurde. Die Wahl Eugens fiel auf den papsttreuen Kar-
dinal von Sant’ Angelo, den Römer Giuliano Cesarini, gegen-
wärtig Kardinallegaten von Deutschland; und es war im Sinne
des Papsttums eine unglückliche Wahl, so geeignet der edle,
unermüdlich für Rom arbeitende Mann auf den ersten Blick
erscheinen mochte.
Ein heftiges Lebenstempo trieb diesen Kardinal Cesarini vor-
wärts; er war ein Jüngling, als er schon in Padua Kirchenrecht
lehrte, und war zweiunddreißig Jahre, als ihn Martin der Fünfte
zum Kardinal machte. Wie er mit Feuer nach dem Rechten
rang und sein heißblütiges Wesen dennoch zu einem Auftreten
erzogen hatte, das gleicherweise durch Würde wie durch Ele-
ganz seinen Eindruck nicht verfehlte: ein solcher Mann ver-
mochte wohl eine Versammlung so sehr zu einem Ganzen zu-
sammenzuhalten, daß sie sich ihm hingab und von seinem
Wort leiten ließ. Wie es jedoch sooft bei einem starken Tem-
perament vorkommt, das sich seine Überzeugung (eine, die
ihm von je im Tiefsten innewohnte) unbeirrbar ausbildet und
sie nun mit allem seinem Feuer verfolgt: es bestimmt sich da-
mit einen geraden Weg, von dem es keine Ablenkung gibt, der
aber vielleicht auch ohne Aussicht und Rundblick bleiben wird,
— so hatte auch Cesarinis kirchlich begeistertes Temperament
sich als höchstes Ziel die Gewinnung der Ungläubigen für die
römische Kirche, die Bekehrung der Abtrünnigen aufgestellt,
ein Ziel, wie es die kühlen römischen Diplomaten schon lange
nicht mehr mit solchem Eifer verfolgten; ihm schien die tiefere
Einsicht in die Strömungen der jüngsten Epoche verschlossen,
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