schon eine Trennung und gedachte, nach dem Rat des Cicero,
die Bande des Einvernehmens nicht zu zerbrechen, sondern all-
mählich zu lösen. Wenn ich aber nachher den Faden der
Freundschaft einfach zerschnitt, so war das deine Schuld. Du
hast mich vor anderen so hingestellt, als wäre ich wegen des
Geldes aufgebracht gegen dich, und so hab’ ich getan, was die
Schiffer bei herannahendem Sturm tun: sie kappen die Taue.
Ich hielt es für einen genügenden Grund, eine Freundschaft
deshalb aufzugeben. Denn daß du die mir geliehene Schatulle
dann dem Jakob verkauftest und deine Bücher zurückverlang-
test, meine aber behieltest, das werfe ich dir nicht vor, sondern
schreibe es der bereits entstandenen Spannung zu. Wenn du
findest, daß hiervon etwas nicht wahr ist, so kannst du dich ver-
teidigen und mir zurückschreiben. Ich traue eher einem frem-
den als meinem eigenen Urteile und werde diesen Brief, den
Schützer meiner Ehre, allen geben, die mich über unsere Tren-
nung befragen. Zwischen mir und dir aber kann sich die erste
Liebe, die erste Vertraulichkeit nicht wieder einstellen, noch
kann die einstige Freundschaft bestehen, wenn nicht die ein-
stige restlose Gemeinsamkeit in allem wiederkehrt und ich
meine Ehre wiederhergestellt sehe. Lebe wohl, und wenn du
meinst, ich hätte allzu hart geschrieben, so denk, daß auch du
gehässig von mir gesprochen hast, wie es sich für einen Freund
nicht gehört. Ich möchte dir lieber unter vier Augen meine
Vorwürfe machen, als vor anderen dir etwas sagen, was deine
Ehre oder deinen Vorteil schmälert. Denn wenn auch unsere
Freundschaft zu Ende ist, so hört deswegen doch die Höflich-
keit nicht auf, mit der anständige Menschen untereinander ver-
kehren müssen. Nochmals leb wohl. Wien, den i. Oktoberi444.
[34] AN JOHANN TUSCHEK IN PRAG (WIENER NEUSTADT,
31. OKTOBER 1444)
Bittet ihn, ihm in Prag eine Bibel zu kaufen
Enea Silvio, Dichter, grüßt herzlich Johann Tuschek.
Du wirst dich über meine Bitte wundern, wenn du der Mei-
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die Bande des Einvernehmens nicht zu zerbrechen, sondern all-
mählich zu lösen. Wenn ich aber nachher den Faden der
Freundschaft einfach zerschnitt, so war das deine Schuld. Du
hast mich vor anderen so hingestellt, als wäre ich wegen des
Geldes aufgebracht gegen dich, und so hab’ ich getan, was die
Schiffer bei herannahendem Sturm tun: sie kappen die Taue.
Ich hielt es für einen genügenden Grund, eine Freundschaft
deshalb aufzugeben. Denn daß du die mir geliehene Schatulle
dann dem Jakob verkauftest und deine Bücher zurückverlang-
test, meine aber behieltest, das werfe ich dir nicht vor, sondern
schreibe es der bereits entstandenen Spannung zu. Wenn du
findest, daß hiervon etwas nicht wahr ist, so kannst du dich ver-
teidigen und mir zurückschreiben. Ich traue eher einem frem-
den als meinem eigenen Urteile und werde diesen Brief, den
Schützer meiner Ehre, allen geben, die mich über unsere Tren-
nung befragen. Zwischen mir und dir aber kann sich die erste
Liebe, die erste Vertraulichkeit nicht wieder einstellen, noch
kann die einstige Freundschaft bestehen, wenn nicht die ein-
stige restlose Gemeinsamkeit in allem wiederkehrt und ich
meine Ehre wiederhergestellt sehe. Lebe wohl, und wenn du
meinst, ich hätte allzu hart geschrieben, so denk, daß auch du
gehässig von mir gesprochen hast, wie es sich für einen Freund
nicht gehört. Ich möchte dir lieber unter vier Augen meine
Vorwürfe machen, als vor anderen dir etwas sagen, was deine
Ehre oder deinen Vorteil schmälert. Denn wenn auch unsere
Freundschaft zu Ende ist, so hört deswegen doch die Höflich-
keit nicht auf, mit der anständige Menschen untereinander ver-
kehren müssen. Nochmals leb wohl. Wien, den i. Oktoberi444.
[34] AN JOHANN TUSCHEK IN PRAG (WIENER NEUSTADT,
31. OKTOBER 1444)
Bittet ihn, ihm in Prag eine Bibel zu kaufen
Enea Silvio, Dichter, grüßt herzlich Johann Tuschek.
Du wirst dich über meine Bitte wundern, wenn du der Mei-
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