überzeugten Carvajal, die Entschlossenheit Jan Hunyadis und
der Fanatismus Capistranos wenigstens den Erfolg, daß die Tür-
ken vor Belgrad zurückgeworfen wurden, ein Sieg, der im gan-
zen Abendlande die größte Freude hervorrief und Lauheit und
Eigensucht von neuem beruhigte.
Als nun der junge, lebensuntüchtige König Ladislaus starb,
und der erbberechtigte Kaiser dennoch nicht die Kraft hatte,
sein Erbe anzutreten — die deutschen Wirrnisse hatten für den
Kardinal von Siena kein Interesse mehr. Höchstens so groß
war noch seine Teilnahme an deutschen Angelegenheiten, daß
er möglichst viel Pfründen, Propsteien und Stiftungen in seiner
Hand zu vereinigen suchte, und seine in ganz Deutschland ver-
streuten Freunde hatten auch den Auftrag, danach zu fahnden.
„Einem Kardinal ist Rom allein das Vaterland“, schrieb Enea
von der Kurie, und man mußte dort standesgemäß leben kön-
nen, zumal er in Persönlichkeiten neue Freunde gewann, denen
fürstlicher Aufwand Lebensbedingung war.
Mit dem Pontifikat Calixtus des Dritten trat nämlich eine
Familie voller Sucht nach Größe und Lust in die römische Ge-
schichte ein: die Borgia. Alfonso von Neapel hatte den Bischof
von Valencia mit nach Italien gebracht; und mit seiner Wahl
zum Papst zog eine große Zahl von Spaniern, man nannte sie
Catalanen, nach Rom und in die einflußreichen Ämter. Die
erste Kardinalsernennung schon offenbarte seinen schranken-
losen Nepotismus: zweien seiner jungen Schwestersöhne, die
er adoptiert hatte und den Namen Borgia führen ließ, verlieh
er den Purpur. Durch die Verbindung mit den Colonnas wußten
sie ihre Macht zu stärken, aus Rom zu entfernen, wer ihnen
nicht paßte und mit aller militärischen und polizeilichen Macht
zu terrorisieren. Es gab im Kardinalskollegium Calixtus des
Dritten drei Männer, die von derselben Berechnung und den-
selben Machtgelüsten aneinandergeschmiedet waren, und jeder
von diesen dreien trug auch nachmals die Tiara: Rodrigo Borgia;
Pietro Barbo, ein Neffe Eugens des Vierten, und Piccolomini.
Der Tod des Papstes freilich stürzte die Macht der verhaßten 6. August 1458
Borgia und die Orsini triumphierten. Enea schrieb in seiner
Villeggiatur in Viterbo an seiner Geschichte der Böhmen, als
IV Enea Silvio, Briefe
IL
der Fanatismus Capistranos wenigstens den Erfolg, daß die Tür-
ken vor Belgrad zurückgeworfen wurden, ein Sieg, der im gan-
zen Abendlande die größte Freude hervorrief und Lauheit und
Eigensucht von neuem beruhigte.
Als nun der junge, lebensuntüchtige König Ladislaus starb,
und der erbberechtigte Kaiser dennoch nicht die Kraft hatte,
sein Erbe anzutreten — die deutschen Wirrnisse hatten für den
Kardinal von Siena kein Interesse mehr. Höchstens so groß
war noch seine Teilnahme an deutschen Angelegenheiten, daß
er möglichst viel Pfründen, Propsteien und Stiftungen in seiner
Hand zu vereinigen suchte, und seine in ganz Deutschland ver-
streuten Freunde hatten auch den Auftrag, danach zu fahnden.
„Einem Kardinal ist Rom allein das Vaterland“, schrieb Enea
von der Kurie, und man mußte dort standesgemäß leben kön-
nen, zumal er in Persönlichkeiten neue Freunde gewann, denen
fürstlicher Aufwand Lebensbedingung war.
Mit dem Pontifikat Calixtus des Dritten trat nämlich eine
Familie voller Sucht nach Größe und Lust in die römische Ge-
schichte ein: die Borgia. Alfonso von Neapel hatte den Bischof
von Valencia mit nach Italien gebracht; und mit seiner Wahl
zum Papst zog eine große Zahl von Spaniern, man nannte sie
Catalanen, nach Rom und in die einflußreichen Ämter. Die
erste Kardinalsernennung schon offenbarte seinen schranken-
losen Nepotismus: zweien seiner jungen Schwestersöhne, die
er adoptiert hatte und den Namen Borgia führen ließ, verlieh
er den Purpur. Durch die Verbindung mit den Colonnas wußten
sie ihre Macht zu stärken, aus Rom zu entfernen, wer ihnen
nicht paßte und mit aller militärischen und polizeilichen Macht
zu terrorisieren. Es gab im Kardinalskollegium Calixtus des
Dritten drei Männer, die von derselben Berechnung und den-
selben Machtgelüsten aneinandergeschmiedet waren, und jeder
von diesen dreien trug auch nachmals die Tiara: Rodrigo Borgia;
Pietro Barbo, ein Neffe Eugens des Vierten, und Piccolomini.
Der Tod des Papstes freilich stürzte die Macht der verhaßten 6. August 1458
Borgia und die Orsini triumphierten. Enea schrieb in seiner
Villeggiatur in Viterbo an seiner Geschichte der Böhmen, als
IV Enea Silvio, Briefe
IL