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Maler zuerst die Stirn küßten. Sie legten zwei Künstler-
gaben in die Knabenhand: Begeisterung und Phantasie.
Böcklins Jugendzeit fiel in die traurigsten Zeiten der
Stadt, in denen Basel noch ans den Wunden blutete, welche
die Wirren zwischen Stadt und Landschaft geschlagen. Die
Schilderungen, welche Zeitgenossen uns überliefern, klingen
keineswegs verlockend. Sie lassen uns die Kümpfe ver-
stehen, welche dem Messias der Kunst und Phantasie in
dieser düsteren Periode seiner Heimat beschieden waren.
„Das erste, was einem beim Eintritt in Basel auf-
fällt, ist der Ausdruck von Traurigkeit und Öde; beim
Lärm eines Wagens schließt man Läden und Thüren; die
Frauen verbergen sich, alles ist tot und verlassen, man
sollte glauben, die Stadt sei zu vermieten", schreibt Souvestre
1837. Selbst wo er den Baslern gute Eigenschaften nach-
rühmt, das Wohlgeordnete, die Reinlichkeit, hält die
Schilderung des gedrückten, engherzigen Spießbürgertums
dem Lob die Wage. „Viele Baslerinnen bewohnen nur
den Hinteren Teil ihrer weiten Häuser, während die vor-
deren Zimmer, in welche nur die scheuernden Mägde
kommen, ewig leer bleiben. Denn die Basler geben nicht
Feste und besuchen sich wenig; ihre Freundschaftsverhält-
nisse überschreiten selten die Grenzen des häuslichen
Herdes."
Noch viel unerfreulicher schildert ein Bericht des
Morgenblattes aus den dreißiger Jahren das damalige Leben
der Stadt. „Daß die Basler schon längst im Auslande
wie in der Schweiz wenig beliebt sind, ist Thatsache.
Zwar könnte man den Vorwurf übertriebener Sparsamkeit
nur den Reichen machen; der Mittelstand läßt sich nichts
abgehen: davon kann man sich leicht besonders Sonntags
überzeugen. Die Reichen und Reichsten leben hingegen
 
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