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weise nennt. Wohl weitaus die größte Anzahl der
Bilder seiner letzten Zeit sind in diesem oder einem ähn-
lichen Verfahren gemalt. Vereinzelte Ausnahmen werden
auch hier vorgekommen sein; und wenn Böcklin einem Schüler
gegenüber den , Abenteurer^ (1882) und ,Frühlings
Erwachen^ (1880) als Ölbilder bezeichnet, wenn er ein
andermal zu einem Freunde sagte: „Fast die Hälfte
meiner Bilder sind in Öl gemalt", so hat er darin wohl
nur von der Firnismalerei im Gegensatz zu der Eiweiß-
gummi-Technik des Theo philus gesprochen.
Der Brief, der nicht nur für die Technik der letzten
Jahrzehnte ein wichtiger Beleg ist, sondern prachtvoll den
gesunden Sinn und den knappen, schlagfertigen Stil des
Meisters zeigt, lautet:
2. October 1893. 8. VerenM 6-oIko äi
8pemu.
Lieber Freund
Von meiner neuen vielmehr alten Malweise kann
ich Dir nur soviel melden, daß sie nach der Vorschrift
des Theophilus Presbyter ist, der circa um das Jahr
1000 gelebt haben soll.' Kirschgummi und Eiweiß, das
geschlagen wird, sind die Bindemittel und Harz (Mastix,
Kopal) mit Leinöl der Überzug. Damit haben zweifel-
los Holbein, Dürer, Pietro Perugino und Raffael
gemalt. Mit Geduld und Aufmerken mußte die Sache
verfolgt werden; denn gleich Anfangs geht es eben nicht,
da alle möglichen Schwierigkeiten sich entgegenstellen.
Mittheilung aller dieser Hindernisse ist durchaus frucht-
los. So kann Niemand z. B. ein Brett mit Kreide
und Leim gründen, ohne das der Grund sofort reißt.
Was hilft da eine Vorschrift. So sagt Theophilus bei
der Gelegenheit der Mischung von Farben mit Gummi:
weise nennt. Wohl weitaus die größte Anzahl der
Bilder seiner letzten Zeit sind in diesem oder einem ähn-
lichen Verfahren gemalt. Vereinzelte Ausnahmen werden
auch hier vorgekommen sein; und wenn Böcklin einem Schüler
gegenüber den , Abenteurer^ (1882) und ,Frühlings
Erwachen^ (1880) als Ölbilder bezeichnet, wenn er ein
andermal zu einem Freunde sagte: „Fast die Hälfte
meiner Bilder sind in Öl gemalt", so hat er darin wohl
nur von der Firnismalerei im Gegensatz zu der Eiweiß-
gummi-Technik des Theo philus gesprochen.
Der Brief, der nicht nur für die Technik der letzten
Jahrzehnte ein wichtiger Beleg ist, sondern prachtvoll den
gesunden Sinn und den knappen, schlagfertigen Stil des
Meisters zeigt, lautet:
2. October 1893. 8. VerenM 6-oIko äi
8pemu.
Lieber Freund
Von meiner neuen vielmehr alten Malweise kann
ich Dir nur soviel melden, daß sie nach der Vorschrift
des Theophilus Presbyter ist, der circa um das Jahr
1000 gelebt haben soll.' Kirschgummi und Eiweiß, das
geschlagen wird, sind die Bindemittel und Harz (Mastix,
Kopal) mit Leinöl der Überzug. Damit haben zweifel-
los Holbein, Dürer, Pietro Perugino und Raffael
gemalt. Mit Geduld und Aufmerken mußte die Sache
verfolgt werden; denn gleich Anfangs geht es eben nicht,
da alle möglichen Schwierigkeiten sich entgegenstellen.
Mittheilung aller dieser Hindernisse ist durchaus frucht-
los. So kann Niemand z. B. ein Brett mit Kreide
und Leim gründen, ohne das der Grund sofort reißt.
Was hilft da eine Vorschrift. So sagt Theophilus bei
der Gelegenheit der Mischung von Farben mit Gummi: