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Quadrate des Planes, welche je 20X20 ra umspannen, sind an den
Seiten durch Buchstaben und Ziffern bezeichnet.) Dieser Graben stellt
zugleich die tiefste Fläche dcr Ausgrabungen dar; er reicht bis auf den
Urboden. Schliemann ließ ihn ziemlich zu Anfang seiner Thätigkeit
auswerfen in der Absicht, festzustellen, wie tief die Schuttmassen über-
haupt seien und in welcher Tiefe er das „homerische Troja" zu er-
warten habe.
Selbstverständlich, um dies gleich hier zu bemerken, hat er nicht
nach dem Troja gesucht, das zu Homers Zeit bestanden hat. Denn zu
des Dichters Lebzeiten war Troja eine sehr bescheidene Niederlassung,
welche die alten Königspaläste bedeckte, die den Schauplatz der besungenen
Handlung gebildet hatten. Nach jenen Palästen hat er gegraben, die
der Dichter nicht mehr erschaut hatte mit leiblichen Augen, die er des-
halb um so unbefangeuer init all der Herrlichkeit ausstatten konnte,
welche in einer reichen Königsburg zu seiner Zeit vorhanden oder
wenigstens denkbar war. Um so weniger sind wir zu der Erwartung
befugt, in den Trümmern die Spuren jener vom Dichter geschilüerten
Pracht wiederzusinden. Jn der That, aus den zu Tage geförüerten
Überresten läßt sich nicht erwcisen, daß Homer gerade die Ansiedelung
auf dieser Anhöhe stch als Preis des zehnjährigen Kampfes vorgestellt
hat, aber die ganze Landschaft predigt es und die Lage der Stadt
beweist es, daß Homer sich sein Jlion hier gelegen gedacht hat, und
die Funde in der „homerischen Stadt" lehren uns nur, daß die
dichterischen Gebilde des geschichtlichen Hintergrundes nicht entbehren.
Übrigens ist Schliemann, als er jenen gewaltigen Süd-Nordgraben
zog, noch tiefer geraten als bis zum „homerischen Troja", wie wir es
nun stets der Kürze wegen nennen wollen. Unter diesem lag noch eine
ältere Niederlassung, 35 ra über dem Meere, die eine nordsüdliche
Ausdehnung von nur 46 m hatte. Jn dem ausgehobenen Graben sind
neun ziemlich parallele Qucrwände von etwa I in Höhe. Drei von ihnen,
welche 2^2 m stark sind, scheinen zur Befestigung gehört zu haben, die
übrigen, deren Stärke nur 60—90 om beträgt, zu Wohnhäusern;
durch einige Querwände werden ste untereinander verbunden. Alle diese
Wände bestehen aus kleinen, mit Lehmmörtel verstrichenen Kalksteinen,
die etwas geböscht und mit Lehm verputzt sind. Die Fläche dieser kleinen
Ansiedelung senkt sich von Süden nach Norden zu um 2 m. Auf welche
Weise sie einst zu Grunde gegangen ist, läßt sich nicht feststellen; an
eine Feuersbrunst ist nicht zu denken, da bedeutendere Brandspuren
Surchaus fehlen.
Quadrate des Planes, welche je 20X20 ra umspannen, sind an den
Seiten durch Buchstaben und Ziffern bezeichnet.) Dieser Graben stellt
zugleich die tiefste Fläche dcr Ausgrabungen dar; er reicht bis auf den
Urboden. Schliemann ließ ihn ziemlich zu Anfang seiner Thätigkeit
auswerfen in der Absicht, festzustellen, wie tief die Schuttmassen über-
haupt seien und in welcher Tiefe er das „homerische Troja" zu er-
warten habe.
Selbstverständlich, um dies gleich hier zu bemerken, hat er nicht
nach dem Troja gesucht, das zu Homers Zeit bestanden hat. Denn zu
des Dichters Lebzeiten war Troja eine sehr bescheidene Niederlassung,
welche die alten Königspaläste bedeckte, die den Schauplatz der besungenen
Handlung gebildet hatten. Nach jenen Palästen hat er gegraben, die
der Dichter nicht mehr erschaut hatte mit leiblichen Augen, die er des-
halb um so unbefangeuer init all der Herrlichkeit ausstatten konnte,
welche in einer reichen Königsburg zu seiner Zeit vorhanden oder
wenigstens denkbar war. Um so weniger sind wir zu der Erwartung
befugt, in den Trümmern die Spuren jener vom Dichter geschilüerten
Pracht wiederzusinden. Jn der That, aus den zu Tage geförüerten
Überresten läßt sich nicht erwcisen, daß Homer gerade die Ansiedelung
auf dieser Anhöhe stch als Preis des zehnjährigen Kampfes vorgestellt
hat, aber die ganze Landschaft predigt es und die Lage der Stadt
beweist es, daß Homer sich sein Jlion hier gelegen gedacht hat, und
die Funde in der „homerischen Stadt" lehren uns nur, daß die
dichterischen Gebilde des geschichtlichen Hintergrundes nicht entbehren.
Übrigens ist Schliemann, als er jenen gewaltigen Süd-Nordgraben
zog, noch tiefer geraten als bis zum „homerischen Troja", wie wir es
nun stets der Kürze wegen nennen wollen. Unter diesem lag noch eine
ältere Niederlassung, 35 ra über dem Meere, die eine nordsüdliche
Ausdehnung von nur 46 m hatte. Jn dem ausgehobenen Graben sind
neun ziemlich parallele Qucrwände von etwa I in Höhe. Drei von ihnen,
welche 2^2 m stark sind, scheinen zur Befestigung gehört zu haben, die
übrigen, deren Stärke nur 60—90 om beträgt, zu Wohnhäusern;
durch einige Querwände werden ste untereinander verbunden. Alle diese
Wände bestehen aus kleinen, mit Lehmmörtel verstrichenen Kalksteinen,
die etwas geböscht und mit Lehm verputzt sind. Die Fläche dieser kleinen
Ansiedelung senkt sich von Süden nach Norden zu um 2 m. Auf welche
Weise sie einst zu Grunde gegangen ist, läßt sich nicht feststellen; an
eine Feuersbrunst ist nicht zu denken, da bedeutendere Brandspuren
Surchaus fehlen.