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runden Goldscheibe, an welche der zierliche Nadelkopf sich anfügt. Ein
schmales Goldband entwickelt sich rechts und links nach oben und geht aus

in Spiralen. Jnnerhalb dieses
Kelches erscheint nach beiden
Seiten eine Art Blume: zwei
Rosetten sdie Hinterseite ent-
spricht genau der Vorderseite),
die am Rand durch ein rund-
um gelegtes Goldband vereinigt
sind und zeigen blütenartigen
Schmuck. Der Fruchtboden

wird in der Mitte durch eine
kleine goldene Halbkugel dar-
gestellt, welche von einem

Golddraht umzogen ist; an
ihn schließen sich elf Blüten-
blätter aus Golddraht an.
s». Haarnadei. dem obcren Ende ist das

Ganze durch ein Goldband abgeschlossen, das sich
rechts und links spiralförmig aufwickelt.

Dieser Goldschmuck bleibt trotz seiner ge-
schmackvollen Ausführung doch weit hinter den
Borstellungen zurück, die Homer durch seine Schil-

derungen von Kunstwerken erweckt. Auch wenn

man annimmt, daß der Dichter die Erzeugnisse zeitgenössischer Künstler
poetisch verklärt habe, so ist doch immer eine ansehnliche Kluft zwischen
den Kulturzuständen, wie sie sich aus den Funden auf Hissarlik erschließen
lassen, und denen, welche des Dichters Schilderungen voraussetzen, so
daß wir aus den reickhaltigen Sammlungen, welche das Schliemann-
museum in Berlin bietet, für die Erklärung Homers unmittelbar nur
wenig Gewinn haben. Nach dieser Seite hin hat also der verdienst-
reiche Forscher den Wunsch seines Herzens nicht erfüllt gesehen; dafür
hat er anderes, größeres erreicht: Seine Ausgrabungen haben uns vor-
geschichtliche Entwicklungen und Beziehungen der Völker offenbart, von
denen srüher die Wissenschast kaum eine Ahnung hatte. Schliemanns
Name ist für alle Zeit nicht nur mit dem höchsten Dichtungswerke der
Welt unlöslich verbunden, sondern auch mit der interessantesten Wiffen-
schaft, nämlich der Wissenschaft vom Menschen.
 
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