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Meurer, Moritz
Pflanzenformen: vorbildliche Beispiele zur Einführung in das ornamentale Studium der Pflanze; zum Gebrauche für Kunstgewerbe- und Bauschulen, Technische Hochschulen und höhere Unterrichtsanstalten sowie für Architekten und Kunsthandwerker — Dresden, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.43158#0016
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gepflegt werden muss. In dem Mangel dieser Übung liegt es hauptsächlich, wenn das Naturstudium an
unseren Schulen bisher noch nicht den gewünschten Erfolg hatte.
Die Bestrebungen des Verfassers sind deshalb auch besonders darauf gerichtet, den Sinn des
Architekten und plastisch bildenden Kunsthandwerkers der Naturbetrachtung zuzuführen. Diese
Absicht, welche er hauptsächlich durch die Beschaffung von plastischem Unterrichtsmateriale zu verfolgen
sucht, wird auch aus den zeichnerischen Darstellungen des vorliegenden Werkes durchblicken. Das-
selbe macht den Versuch, durch Wort und Bild die Gesichtspunkte für das technische Naturstudium
auf dem Gebiete der vegetabilen Vorbilder der Kunst zu gewinnen. Wenn sich der Verfasser dabei
auf die Anschauung von Männern zu stützen suchte, welche wie die zuvor genannten den Kern der
Frage richtig erkannten, so wünschte er mit diesen Namen nur die Richtung seiner Bestrebungen zu
bezeichnen, nicht aber mit schützender Flagge den Teil seiner Ladung zu decken, für welche er die
Verantwortung selbst übernehmen zu müssen sich bewusst ist. Die Betrachtungsweise der Wechsel-
beziehungen von Kunst und Natur, in welchen der Verfasser von den Anschauungen eines Semper,
Bötticher und Viollet abhängig ist, kann und will dem Künstler im Princip nichts neues bieten; es
konnte nur versucht werden, die Grundsätze, von welchen jene Meister ausgingen, für den Unterricht
und das praktische Studium der Naturformen nutzbar zu machen; wie weit das Eigene, was das Buch
nach dieser Hinsicht bringt, brauchbar ist, mag die Erfahrung lehren.
Die Gelegenheit zu der Probe, ob und inwieweit der vom Verfasser eingeschlagene Weg für die
Schule nutzbar werden könne, wurde in zuvorkommendster Weise seitens der K. Preussischen Regie-
rung gewährt, von der ihm in den letzten Jahren Stipendiaten zur Unterweisung und zur Mitarbeit an
den Lehrmitteln zugesendet wurden, welche ihm für den Unterricht an technischen Kunstschulen nötig
erscheinen. Dieselben bestehen aus zeichnerischen und plastischen Vorbildern und aus Präparaten und
vergrösserten Nachbildungen natürlicher Formen, welche das in der lebenden Natur nicht immer zu-
gängliche Material ersetzen sollen. Eine engere Auswahl der zeichnerischen Arbeiten, welche zum
Teil von dem Verfasser selbst, im übrigen aber nach seiner Anweisung und unter seiner Mithilfe von
den früheren Schülern des K. Kunstgewerbe-Museums zu Berlin, den Malern Homolka, Deventer,
Geerke und Seliger hergestellt wurden, giebt die vorliegende Sammlung. Bei der Ausführung der
plastischen Vorbilder, deren teilweise Vervielfältigung für später ebenfalls in Aussicht genommen ist,
waren die Bildhauer Blossfeld und Heitsch thätig. Die Übertragung derjenigen Zeichnungen,
welche lithographisch vervielfältigt wurden, ist von den Herren Wetzel und Többicke in Berlin aus-
geführt worden.
Indem der Verfasser an dieser Stelle diesen Mitarbeitern und Schülern für ihren thätigen Anteil,
ebenso auch den Botanikern: den Herren Professoren Engler, Kny und Schwend en er in Berlin,
wie dem Herrn Prof. Pierotta in Rom für ihre bei seinen Studien gewährten Unterstützungen seinen
Dank ausspricht, fühlt er sich vor allem verpflichtet, seiner Dankbarkeit gegenüber dem K. Preussi-
schen Ministerium für geistliche, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten sowie
dem K. Handelsministerium und dem K. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin Ausdruck zu
geben, von deren Seite er bei seinen Bestrebungen fortdauernd auf das wirksamste gefördert wurde.
Zum Schluss erklärt sich Herausgeber gegenüber von Schulen, Lehrern und Künstlern zu jeder
Auskunft über seine Erfahrungen bei Herstellung und Verwendung von Unterrichtsmitteln gern bereit.

Rom, August 1894.

M. Meurer.
 
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