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Meurer, Moritz
Pflanzenformen: vorbildliche Beispiele zur Einführung in das ornamentale Studium der Pflanze; zum Gebrauche für Kunstgewerbe- und Bauschulen, Technische Hochschulen und höhere Unterrichtsanstalten sowie für Architekten und Kunsthandwerker — Dresden, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.43158#0068
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Die Unterrichts-
mittel cles
Naturstudiums.

Tierische Vor-
bilder.

IV.
Unterrichtsmittel und Verteilung des Lehrstoffes
im Unterrichte.
. • ■ - • ■ ■ ■ .
Zweck und Benutzung des Werkes.
Eine Voraussetzung fiir den Erfolg des Naturstudiums liegt in der bequemen und steten Zu-
gänglichkeit des dafür nötigen Vorbildermateriales. Muss schon der einzelne technische Künstler die
für seinen Berufszweig nötigsten Naturformen in seiner Werkstatt zur Hand haben, so ist eine derartige
Sammlung für architektonische Ateliers, Polytechniken, Bau- und Kunstgewerbeschulen ebenso unent-
behrlich und nützlich, wie die künstlerischen Unterrichtswerke und die Sammlung von graphischen und
plastischen Kunstformnachbildungen. Die Beschaffung der natürlichen Hilfs- und Lehrmittel hat vor
den letzteren sogar den Vorteil voraus, dass die Natur das Material dazu in vielen Fällen ganz umsonst
bietet. Zum wenigsten müssen diejenigen tierischen und pflanzlichen Formen, welche in der orna-
mentalen Kunst eine hervorragende Rolle gespielt haben, im Originale, im Bilde oder in plastischen
Wiedergaben an allen einschlägigen Schulen vorhanden sein, damit der Schüler schon durch die Um-
gebung mit natürlichen Vorbildern daran gewöhnt werde, Schädel und Klaue, Flügel und Flosse, Blüte
und Blatt immer von neuem an der Natur selbst zu beobachten und danach eigenartig zu gestalten,
statt diese Formen nur immer wieder nach stilisierten Vorbildern leblos für seine Aufgabe zu kopieren.
Es ist deshalb nicht nötig, ganze Naturalienkabinette und Gärtnereien mit den Schulen zu ver-
binden ; die für die künstlerische Anregung notwendigen Gebilde werden sich vielmehr auf eine gewisse
Anzahl von typischen Formen beschränken lassen, von denen die Unterweisung und das Selbststudium
ausgehen muss. Aus der faunischen Welt werden einzelne Skelette, ausgestopfte oder sonstwie prä-
parierte Gesamtformen der Säugetiere, Vögel, Fische und Reptilien, eine Sammlung von Schädeln,
Köpfen, Klauen, Krallen, Flügeln und ähnlichen Teilformen der ornamental gebräuchlichsten Tiere
genügen. Eine ganze Reihe natürlicher Vorbilder gestattet schon eine mühelose trockene Kon-
servierung, wie z. B. die meisten Insekten: Käfer, Schmetterlinge, Fliegen u. s. w.; bei anderen erhalten
sich wenigstens ihre Hüllen, wie bei den Muscheln, Schnecken und anderen Schaltieren. Die Beschaffung
dieser Formen ist häufig wie die der pflanzlichen mit gar keinen Schwierigkeiten verknüpft und bedarf
bloss des guten Willens und der Findigkeit des Lehrers, welchen der Schüler bei gewonnenem Inter-
esse mit Eifer unterstützen wird. Selbst bescheidene Anfänge solcher Sammlungen werden nicht nur
an sich schon nützlich wirken, sondern durch ihre Anregung Lehrer und Schüler zu eigenem Suchen
und ausgiebigerer Benutzung der Naturformen veranlassen. Der unmittelbare Nutzen würde sich bald

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