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Meurer, Moritz
Pflanzenformen: vorbildliche Beispiele zur Einführung in das ornamentale Studium der Pflanze; zum Gebrauche für Kunstgewerbe- und Bauschulen, Technische Hochschulen und höhere Unterrichtsanstalten sowie für Architekten und Kunsthandwerker — Dresden, 1895

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43158#0270
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bietet sie schon an sich ein Symbol für die umfassenden, aufnehmenden und ausgebenden, nach innen
und aussen weisenden Gedanken und Eigenschaften der Gefässformen.
Aber nicht nur ihre Gesamterscheinungen, überhaupt sind alle Formenelemente der Blüte: die
Einzelblätter wie die verwachsenen Blattkreise mit ihren mannigfaltig ausgebauchten Bildungen; die
Überfallskurven ihrer oberen Ränder wie die eingezogenen Linien ihrer Knospen; die festigend um-
hüllenden Kelchblätter wie die umschlossene Staubblättergruppe und das Achsenorgan: der plastische
Stempel zu ornamentalen Ausdrucksformen geworden für entsprechende Kunstformideen, für Gedanken
des Öffnens und Schliessens, des Umfassens und Füllens, der Auf- und Abwärtsbewegung, des Ent-
springens und Endigens. Wie aber die ganze Ornamentsprache durch die Schönheit und die Fülle
linearer und plastischer Formenelemente der Blüte bereichert wird, so findet auch das koloristische
Empfinden und Schaffen des Künstlers in dem wechselnden Reiz und der Harmonie ihrer Farbengebung
die fruchtbarste Anregung.
Bewundernd sieht das künstlerische Auge, wie die Natur auch in der Blume aus der einfachsten
geometrischen Disposition unerschöpfliche Formenideen abwandelt, indem sie gleichzeitig die allgemei-
nen Formenthemata des Pflanzenblattes in ihren einzelnen Organen immer wiederklingen lässt.

Zu Vorwort Abt. III,
 
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