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Meyer, Julius [Hrsg.]; Nagler, Georg Kaspar [Bearb.]
Allgemeines Künstler-Lexikon: unter Mitwirkung der namhaftesten Fachgelehrten des In- u. Auslandes (Band 2): Appiani - Domenico del Barbiere — Leipzig: Engelmann, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.49923#0465
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Joseph Felix Henri Auvray

Au wer a.

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Im Salon desselben Jahres brachte der Künstler:
Hl. Paulus in Athen, Aufopferung von Gautier
de Chatilion (jetzt im Museum von Cambrai),
und Spartanischer Flüchtling von den Thermo-
pylen (Gruppe von sechs Figuren), jetzt im Mu-
seum von Valenciennes. Dem letzteren
gehören auch andere Gemälde des Künstlers,
darunter die Erhebung Pipin’s des Kurzen auf
den Thron, Der Tod Meleager’s u. s. w. Vom
J. 1831 datirt Der letzte Tag von Pompeji.
A. starb an der Lungenschwindsucht, die sich
schon während seines Aufenthaltes in Italien
bemerkbar gemacht, den 11. Sept. 1833 in seiner
Vaterstadt (und nicht in Paris, wie mehrere Bio-
graphen angeben). Er war Mitglied des Instituts,
Offizier der Ehrenlegion und Ritter des Ordens
vom hl. Michael.
s. Potier, Livret histor. des peintures, sculptures
etc. du Muse'e de Valenciennes. 1841. p. 10.
— Nouvelle Biographie generale. — La
Rousse, Dict. universel. 1866.—Bellier,
Dict.
Alex. Pinchart.
Louis Auvray, Bruder des Vorigen, Bild-
hauer, geb. zu Valenciennes 7. April 1810. Nach-
dem er der Reihe nach zwischen 1823 — 1828 alle
Preise an der Akademie jener Stadt davonge-
tragen und bei L. de Fieuzal gelernt hatte, liess
ihn der Stadtrath auf seine Kosten nach Paris
gehen. Er trat daselbst in das Atelier von David
d’Angers 1830 ein.
Auvray’s Werke sind sehr zahlreich. Im Mu-
seum von Valenciennes befindet sich von ihm
eine Gipsstatue der Euterpe und die Büste von
Froissart, die seine ersten Versuche sind und von
1833 und 34 datiren; aus dem letzteren Jahr
stammt auch die Büste von Victor Ducange,
welche das Foyer des Theaters de la Gaiete zu
Paris schmückt. In den Pariser Salon von
1835 sandte A. die Büste Saly's, Bildhauers von
Ludwig XV., der ein Landsmann des Künstlers
war; dieselbe führte er später für das Museum
von Valenciennes in Gips aus. Dieses be-
sitzt auch noch andere Werke von ihm: die
Büsten des Bildhauers Milhomme, des Malers
Watteau und des Musikers J. Fr. Lesueur, ferner
ein Relief, Theseus bändigt den Minotaurus. In
Valenciennes sieht man noch in der Kirche St.
Nicolas die Steinstatue der hl. Caecilie (1845)
und in der Kirche St Gery einen Christus in
Marmor (1867). 1837 verfertigte er daselbst das
kleine Giebelfeld des Schauspielsaales und die
17 Karyatiden und die 19 Maskenköpfe an der
Fassade des Stadthauses. Auch die allegorische
Gruppe der Vereinigung des Handels und der
Industrie, die sich über dem Brunnen des Markt-
platzes befindet, rührt von ihm her.
Auvray hat nebst so vielen Andern an der
Ausschmückung des neuen Louvre zu P a r i s mit-
gearbeitet (Genius der Astronomie, und die 1859
beendigten Statuen der Ceres und der aus dem
BadsteigendenVenus). In der Galerie der Zeich-

nungen im Louvre befindet sich die Büste Wat-
teau’s (1859) und in der Galerie Napoleon’s III.
die Sauvageot’s (1865), beide von Marmor. Ausser-
dem sind von ihm im Museum von Versailles
drei andere Büsten in Marmor, nämlich Froissart,
J. Fr. Lesueur und Saly (aus den J. 1843, 1885
und 1867).
Eine der Statuen an der 1871 zerstörten Fas-
sade des Pariser Stadthauses, die von Jacques
de la Vacquerie, wurde von A. 1863 verfertigt.
Zwei andere Werke, die Marmorbüsten einer
Bacchantin (1863) und einer jungen blumenbe-
kränzten Frau (1865), hatten einige Monate vor-
her beim Brande des Schlosses Saint-Cloud das-
selbe Schicksal.
Für die Taubstummenanstalt zu P a r i s hat der
Künstler die Büsten der Abbe’s Sicard und de
l’Epee ausgeführt, (Salon von 1852 und 1853),
sowie das dem Letzteren im Hofe errichtete
Denkmal.
Ausserdem verfertigte A. das Denkmal Wat-
teau’s zu Nogent-sur-Marne (1865 enthüllt),
das Denkmal des Abbe Sicard zu F äusser et in
der Haute-Garonne (1841). eine Gipsstatuette des
Marschalls Fabert im Museum von Metz. Alle
seine Werke aufzuführen ist nicht möglich; wir
nennen nur noch die Standbilder von Froissart
(1839) und Heinrich IV. (1840). Wie man sieht,
hat A. eine beträchtliche Anzahl Büsten geliefert,
und das ist überhaupt die Gattung, in der er
sich auszeichnet.
Ferner lieferte der Künstler noch verschiedene
Bronzemedaillen. Auch hat er sich mit der Litho-
graphie befasst und für den Holzschnitt eine
Menge von Darstellungen gezeichnet.
Louis Auvray ist zugleich als Schriftsteller
bekannt; er ist Herausgeber der von ihm 1860
gegründeten Revue artistique et litteraire, die
jährlich zwei Bände ausmacht. Er hat ver-
öffentlicht: 1840, Allocution maconnique, 18. —
1849, Delassements poötiques d’un artiste, 8. —
1858, Les Corsaires des grands prix et envois de
Rome, 18. Als man Napoleon I. ein Grabdenk-
mal errichten wollte, stellte A. im Salon von
1852 ein Projekt aus, das von Huguenet gesto-
chen wurde, mit einem von Fauvez verfassten
Texte. Er hat seit 1834—68 die Kritiken einer
großen Zahl von Pariser Ausstellungen geliefert
und an der Revue des Beaux-Arts, an der Europe
artiste, an der Ecole du Peuple, am Echo de la
Frontiere, am Courrier du Nord, am Impartial
du Nord u. A. mitgearbeitet.
s. (A. Dinoux), Les Hommes et les Choses du
Nord de la France et du Midi de la Belgique.
p. 309. — Potier, Livret historique des pein-
tures, sculptures etc. du Muse'e de Valenciennes.
p. 108. — La Rousse, Dict. universel. —
Vapereau, Dict. universel des Contemporains.
1870. — Bellier, Dict.
Alex. Pinchart.
Auwera. Egide van der Auwera, Archi-
tekt, geb. zu Niel in der Provinz Antwerpen.
Nachdem er drei Jahre hindurch die Arbeiten
 
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