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Jaeopo Avanzi.
Auwera
für die Verwaltung der Brüsseler Armenhäuser
und die Ausführung der großen gedeckten Pas-
sage, genannt les Galeries de St. Hubert, nach
den Plänen des Architekten Cluysenaar geleitet
hatte, wurde er den 4. Jan. 1850 zum Baumeister
von St. Josse-ten-Noode , der größten Vorstadt
von Brüssel, ernannt. Er war in diesem Amte
gegen 14 Jahre lang thätig, und man verdankt
ihm die Umgestaltung dieser Vorstadt. Er starb
zu Saint-Josse-ten-Noode am 26. April 1870.
s. A. Wauters, Histoire des Environs de Bru-
xelles. III. 36.
Alex. Pinchart.
Auwera, s. Auvera.
Auxentios. Auxentios, Architekt, nach
einer ihn preisenden metrischen Inschrift aus
der späteren römischen Kaiserzeit der Erbauer
einer Wasserleitung bei Adana in Kilikien:
Corp. inscr. gr. No. 4440; Langlois, Inscript, de
la Cilicie. No. 38.
Brunn.
Auzou. Pauline Auzou, geb. Desmarquets,
Malerin, geb. zu Paris 24. März 1775, lernte bei
Regnault; sie verheiratete sich 1794 oder 95.
Im J. 1793 stellte sie zuerst im Salon des Louvre
aus; sie hatte einen Studienkopf und eine Bac-
chantin eingeschickt. Bis 1817 ließ sie keine
Ausstellung vorübergehen, ohne durch ein Genre-
bild und ein Porträt, fast immer sogar durch
mehrere Werke, vertreten zu sein.
Der größere Theil ihrer ersten Arbeiten ist der
griechischen Geschichte entnommen, die dazu-
mal an der Tagesordnung war. Sie versuchte
es auch mehrmals mit dem historischen Genre,
so 1810 mit der Ankunft Maria Luisen’s in Com-
piegne und 1812 mit dem Gegenstück dazu, Ab-
schied Maria Luisen’s von ihrer Familie, welche
beide sich in den Galerien zu V e r s a i 11 e s befin-
den. Zum historischen Genre gehören auch ihre
Agnes de Meranie (1808) und Diana von Frank-
reich und Montmorency (1814), die Landon sehr
günstig beurtheilt.
Mehrere ihrer besten Werke befanden sich
in den Sammlungen des Königs Ludwig XVIII.
und der Herzogin von Berry; auch der Staat
und die Gesellschaft der Kunstfreunde haben
einige derselben erworben. Von Bildnissen
malte Frau Auzou die des berühmten Volney,
ihres Lehrers Regnault, des älteren Picard etc.,
welche aus den J. 1795, 1800 und 1806 stammen.
Hauptsächlich aber zeigte sich ihr Geschick in
den weiblichen Porträts, deren sie eine große
Anzahl gemalt hat. Gegen 20 Jahre lang hielt
sie ein Atelier für junge Leute. Sie starb zu
Paris 15. Mai 1835.
s. Collection des livretsdes anciennes expositions
depuis 1673 bis 1800, ferner die Kataloge der
Salons seitdem. — Landon, Nouvelles des
Arts. IV. 131. — Ders., Salon 1808. p. 97.
1810. pp. 73. 81. 1812. I. 12. — Füssli,
Neue Zusätze. — Gäbet, Dict. — Bellier,
Dict.
Alex. Pinchart.
Nach ihr gestochen:
1) Umrissstiche nach verschiedenen ihrer Gemälde
in Landon, Salons.
2) Der Kupferstecher J. J. Avril d. Ä., Brustbild.
Gest, von J. J. Avril d. J. 1810. Fol.
W. Schmidt.
Avando. VittorioAvando, moderner ita-
lienischer Künstler, radirte:
Campagna romana. In der Zeitschrift L’arte in
Italia. II. Jahrgang. 1870.
W. Engelmann.
Avanzi. Jaeopo Avanzi (Avanzo, Davanzi,
Davanzo), Maler in der zweiten Hälfte des
14. Jahrh., in Padua und Verona thätig. Ueber
sein Verhältniss zu Altichiero, mit dem er ge-
meinschaftlich die giotteske Richtung an diesen
Orten vertritt, über die ihm früher zugeschrie-
benen Malereien im Santo zu Padua (Kapelle
S. Felice), wie über die viel verhandelte Frage,
ob er als Urheber der Fresken in der Kapelle S.
Giorgio zu Padua (1872 restaurirt) zu betrachten
sei, s. den Art. Altichiero. Wahrscheinlich ist,
nach den dort angeführten Gründen, dass A. an
diesen Fresken nur als Gehilfe des Altichiero be-
theiligt gewesen, nicht minder wahrscheinlich,
dass von ihm, als dem Geringeren, die Fresken der
ehemaligen Kirche S. Michele zu Padua herrüh-
ren, die in dem allgemeinen Schulcharakter und
in der Art der technischen Behandlung mit den
Malereien in S. Giorgio übereinstimmen, aber in
der Komposition weit unter ihnen stehen (die
Inschrift, die diese Annahme zu bestätigen
scheint, und die Gegenstände der Darstellung
s. in jenem Art.). — Bezüglich der nur noch in
Bruchstücken erhaltenen Fresken in der Halle der
Kaiser (der jetzigen Bibliothek) zu Padua,
welche die Gefangennahme Jugurtha's und den
Triumph des Marius darstellen, widersprechen
sich die vom Anonymrrs des Morelli (p. 30) zitirten
Angaben Campagnola’s undRizzoJs; nach jenem
sollen die Fresken von »Jacomo Davanzo«, nach
diesem, der hierin mit Mich. Savonarola (s. die
Lit.) übereinstimmt, von Altichiero und Ottaviano
von Brescia herrühren. Der fragmentarische Zu-
stand der Fresken lässt eine Entscheidung in
dieser Frage nicht zu.
Mit Jaeopo degli Avanzii von Bologna, mit dem
A., auf Grund der Vasari'schen Angaben, bis in
die neueste Zeit für identisch galt, hat er nichts
als den Namen gemein. Die Arbeiten des Bo-
logneser Malers sind vom Stil der Schule von
Padua und Verona durchaus verschieden und
stehen an künstlerischem Werth gegen die Werke
dieser Schule sehr weit zurück (s. den folgenden
Art.).
Was den Geburtsort Avanzi’s betrifft, so lauten
die Nachrichten verschieden. Mich. Savonarola,
der 100 Jahre vor Vasari schrieb, bezeichnet ihn
als Bolognesen, während ihn Campagnola beim
Anonymus des Morelli als Paduaner anführt;
der Anonymus selbst ist über die Herkunft des-
selben ungewiss und gibt an, dass seine Heimat
Jaeopo Avanzi.
Auwera
für die Verwaltung der Brüsseler Armenhäuser
und die Ausführung der großen gedeckten Pas-
sage, genannt les Galeries de St. Hubert, nach
den Plänen des Architekten Cluysenaar geleitet
hatte, wurde er den 4. Jan. 1850 zum Baumeister
von St. Josse-ten-Noode , der größten Vorstadt
von Brüssel, ernannt. Er war in diesem Amte
gegen 14 Jahre lang thätig, und man verdankt
ihm die Umgestaltung dieser Vorstadt. Er starb
zu Saint-Josse-ten-Noode am 26. April 1870.
s. A. Wauters, Histoire des Environs de Bru-
xelles. III. 36.
Alex. Pinchart.
Auwera, s. Auvera.
Auxentios. Auxentios, Architekt, nach
einer ihn preisenden metrischen Inschrift aus
der späteren römischen Kaiserzeit der Erbauer
einer Wasserleitung bei Adana in Kilikien:
Corp. inscr. gr. No. 4440; Langlois, Inscript, de
la Cilicie. No. 38.
Brunn.
Auzou. Pauline Auzou, geb. Desmarquets,
Malerin, geb. zu Paris 24. März 1775, lernte bei
Regnault; sie verheiratete sich 1794 oder 95.
Im J. 1793 stellte sie zuerst im Salon des Louvre
aus; sie hatte einen Studienkopf und eine Bac-
chantin eingeschickt. Bis 1817 ließ sie keine
Ausstellung vorübergehen, ohne durch ein Genre-
bild und ein Porträt, fast immer sogar durch
mehrere Werke, vertreten zu sein.
Der größere Theil ihrer ersten Arbeiten ist der
griechischen Geschichte entnommen, die dazu-
mal an der Tagesordnung war. Sie versuchte
es auch mehrmals mit dem historischen Genre,
so 1810 mit der Ankunft Maria Luisen’s in Com-
piegne und 1812 mit dem Gegenstück dazu, Ab-
schied Maria Luisen’s von ihrer Familie, welche
beide sich in den Galerien zu V e r s a i 11 e s befin-
den. Zum historischen Genre gehören auch ihre
Agnes de Meranie (1808) und Diana von Frank-
reich und Montmorency (1814), die Landon sehr
günstig beurtheilt.
Mehrere ihrer besten Werke befanden sich
in den Sammlungen des Königs Ludwig XVIII.
und der Herzogin von Berry; auch der Staat
und die Gesellschaft der Kunstfreunde haben
einige derselben erworben. Von Bildnissen
malte Frau Auzou die des berühmten Volney,
ihres Lehrers Regnault, des älteren Picard etc.,
welche aus den J. 1795, 1800 und 1806 stammen.
Hauptsächlich aber zeigte sich ihr Geschick in
den weiblichen Porträts, deren sie eine große
Anzahl gemalt hat. Gegen 20 Jahre lang hielt
sie ein Atelier für junge Leute. Sie starb zu
Paris 15. Mai 1835.
s. Collection des livretsdes anciennes expositions
depuis 1673 bis 1800, ferner die Kataloge der
Salons seitdem. — Landon, Nouvelles des
Arts. IV. 131. — Ders., Salon 1808. p. 97.
1810. pp. 73. 81. 1812. I. 12. — Füssli,
Neue Zusätze. — Gäbet, Dict. — Bellier,
Dict.
Alex. Pinchart.
Nach ihr gestochen:
1) Umrissstiche nach verschiedenen ihrer Gemälde
in Landon, Salons.
2) Der Kupferstecher J. J. Avril d. Ä., Brustbild.
Gest, von J. J. Avril d. J. 1810. Fol.
W. Schmidt.
Avando. VittorioAvando, moderner ita-
lienischer Künstler, radirte:
Campagna romana. In der Zeitschrift L’arte in
Italia. II. Jahrgang. 1870.
W. Engelmann.
Avanzi. Jaeopo Avanzi (Avanzo, Davanzi,
Davanzo), Maler in der zweiten Hälfte des
14. Jahrh., in Padua und Verona thätig. Ueber
sein Verhältniss zu Altichiero, mit dem er ge-
meinschaftlich die giotteske Richtung an diesen
Orten vertritt, über die ihm früher zugeschrie-
benen Malereien im Santo zu Padua (Kapelle
S. Felice), wie über die viel verhandelte Frage,
ob er als Urheber der Fresken in der Kapelle S.
Giorgio zu Padua (1872 restaurirt) zu betrachten
sei, s. den Art. Altichiero. Wahrscheinlich ist,
nach den dort angeführten Gründen, dass A. an
diesen Fresken nur als Gehilfe des Altichiero be-
theiligt gewesen, nicht minder wahrscheinlich,
dass von ihm, als dem Geringeren, die Fresken der
ehemaligen Kirche S. Michele zu Padua herrüh-
ren, die in dem allgemeinen Schulcharakter und
in der Art der technischen Behandlung mit den
Malereien in S. Giorgio übereinstimmen, aber in
der Komposition weit unter ihnen stehen (die
Inschrift, die diese Annahme zu bestätigen
scheint, und die Gegenstände der Darstellung
s. in jenem Art.). — Bezüglich der nur noch in
Bruchstücken erhaltenen Fresken in der Halle der
Kaiser (der jetzigen Bibliothek) zu Padua,
welche die Gefangennahme Jugurtha's und den
Triumph des Marius darstellen, widersprechen
sich die vom Anonymrrs des Morelli (p. 30) zitirten
Angaben Campagnola’s undRizzoJs; nach jenem
sollen die Fresken von »Jacomo Davanzo«, nach
diesem, der hierin mit Mich. Savonarola (s. die
Lit.) übereinstimmt, von Altichiero und Ottaviano
von Brescia herrühren. Der fragmentarische Zu-
stand der Fresken lässt eine Entscheidung in
dieser Frage nicht zu.
Mit Jaeopo degli Avanzii von Bologna, mit dem
A., auf Grund der Vasari'schen Angaben, bis in
die neueste Zeit für identisch galt, hat er nichts
als den Namen gemein. Die Arbeiten des Bo-
logneser Malers sind vom Stil der Schule von
Padua und Verona durchaus verschieden und
stehen an künstlerischem Werth gegen die Werke
dieser Schule sehr weit zurück (s. den folgenden
Art.).
Was den Geburtsort Avanzi’s betrifft, so lauten
die Nachrichten verschieden. Mich. Savonarola,
der 100 Jahre vor Vasari schrieb, bezeichnet ihn
als Bolognesen, während ihn Campagnola beim
Anonymus des Morelli als Paduaner anführt;
der Anonymus selbst ist über die Herkunft des-
selben ungewiss und gibt an, dass seine Heimat