Vorwort.
Denk, wie verärgert der Ochse der russischen Steppe sich hinlegt,
Platt auf den Boden, dumpfstörrig, den Pflug noch zu ziehen verweigernd.
Schläge beprasseln den Rücken und Stachel durchbohren die Haut ihm:
Liegen bleibt er versteinert. Sie drehen und drehen am Schwanz ihm,
Rasend im Kreise herum, daß es knackt. Doch der Ochse bleibt liegen.
Dürres Gezweige und Stroh wird geholt und der Starrkopf umschichtet.
Höhnisch kichert und frißt die entzündete Lohe ins Fleisch ihm,
Leckt vielzüngig sein Blut. Der zermarterte Ochse bleibt liegen.
Oder gedenk seines Bruders, des Stierleins altindischer Lande,
Welches sein Herr in den Karren gespannt — er entfloh in die Weite,
Weil seine Gattin daheim beständig gekeift und gebelfert.
Beide nun atmen behaglich die donner- und blitzfreie Luft ein.
Aber auf einmal versinkt im Geschlamme das Stierlein. Vergeblich
Wird es mit schmeichelnden Worten ermahnt, wird gekost und gestreichelt.
Nimmer erhebt es den Kopf. Da schreit sein Herr in Verzweiflung:
„Auf! Sonst hol’ ich sofort meine Frau und vermähl’ dich mit dieser.“
Kaum ists gesprochen, so steht schon, belebt von dem Zauber, das Horntier,
Zerrt seine Beine heraus, und beflügelt trottet es weiter.
Also lag ihm der Geist stumpf reglos am Boden im Sumpfe.
Und wie hätte bei ihm das Drohn mit der Gattin verfangen!
War sein Gemahl doch die schönste, beglückendste unter den Weibern,
Ihm seit der Kindheit vertraut. Frau Arbeit war sie geheißen.
Dies ja zerquälte ihn nur, daß ein böses Geschick ihm verwehrte,
Je sie so ganz zu umfangen, und immer wieder viel Jahre
Weit von der Süßen ihn trieb und ihn dumpf in Erstarrung gebannt hielt.
Eheu de me fabula pseudo-Homerica narratur!
Als barfüßiger Bauernbub — ich mochte damals etwa zwölf Jahre zählen
— hatte ich einen Unfall, der für mich ein großes Glück bedeutete; ob auch
für die Leser dieses Buches, ist eine andere Frage. Denn ohne dies Ereignis
hätte der vorliegende Riesenwälzer wohl nie das Licht der Welt erblickt.
Schon im zartesten Kindesalter mußte ich als ältester Sohn eines kinder-
reichen, aber höchst geldarmen nordamerikanischen Hinterwäldlers und
einer damals viel krankenden Mutter sowohl in Feld und Wald als auch in
Küche und Stube gehörig helfen, und mit neun Jahren fing ich an, in gar
vielen Arbeiten dasselbe wie ein Erwachsener zu leisten und — Verse zu
schreiben. Als ich die erste Pflugzeile durch den Acker führte, gab mir mein
Denk, wie verärgert der Ochse der russischen Steppe sich hinlegt,
Platt auf den Boden, dumpfstörrig, den Pflug noch zu ziehen verweigernd.
Schläge beprasseln den Rücken und Stachel durchbohren die Haut ihm:
Liegen bleibt er versteinert. Sie drehen und drehen am Schwanz ihm,
Rasend im Kreise herum, daß es knackt. Doch der Ochse bleibt liegen.
Dürres Gezweige und Stroh wird geholt und der Starrkopf umschichtet.
Höhnisch kichert und frißt die entzündete Lohe ins Fleisch ihm,
Leckt vielzüngig sein Blut. Der zermarterte Ochse bleibt liegen.
Oder gedenk seines Bruders, des Stierleins altindischer Lande,
Welches sein Herr in den Karren gespannt — er entfloh in die Weite,
Weil seine Gattin daheim beständig gekeift und gebelfert.
Beide nun atmen behaglich die donner- und blitzfreie Luft ein.
Aber auf einmal versinkt im Geschlamme das Stierlein. Vergeblich
Wird es mit schmeichelnden Worten ermahnt, wird gekost und gestreichelt.
Nimmer erhebt es den Kopf. Da schreit sein Herr in Verzweiflung:
„Auf! Sonst hol’ ich sofort meine Frau und vermähl’ dich mit dieser.“
Kaum ists gesprochen, so steht schon, belebt von dem Zauber, das Horntier,
Zerrt seine Beine heraus, und beflügelt trottet es weiter.
Also lag ihm der Geist stumpf reglos am Boden im Sumpfe.
Und wie hätte bei ihm das Drohn mit der Gattin verfangen!
War sein Gemahl doch die schönste, beglückendste unter den Weibern,
Ihm seit der Kindheit vertraut. Frau Arbeit war sie geheißen.
Dies ja zerquälte ihn nur, daß ein böses Geschick ihm verwehrte,
Je sie so ganz zu umfangen, und immer wieder viel Jahre
Weit von der Süßen ihn trieb und ihn dumpf in Erstarrung gebannt hielt.
Eheu de me fabula pseudo-Homerica narratur!
Als barfüßiger Bauernbub — ich mochte damals etwa zwölf Jahre zählen
— hatte ich einen Unfall, der für mich ein großes Glück bedeutete; ob auch
für die Leser dieses Buches, ist eine andere Frage. Denn ohne dies Ereignis
hätte der vorliegende Riesenwälzer wohl nie das Licht der Welt erblickt.
Schon im zartesten Kindesalter mußte ich als ältester Sohn eines kinder-
reichen, aber höchst geldarmen nordamerikanischen Hinterwäldlers und
einer damals viel krankenden Mutter sowohl in Feld und Wald als auch in
Küche und Stube gehörig helfen, und mit neun Jahren fing ich an, in gar
vielen Arbeiten dasselbe wie ein Erwachsener zu leisten und — Verse zu
schreiben. Als ich die erste Pflugzeile durch den Acker führte, gab mir mein