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Kauṭilya; Meyer, Johann Jakob [Editor]
Das altindische Buch vom Welt- und Staatsleben — Leipzig: Harrassowitz, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.54659#0152
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Zweites Buch.
Tätigkeit1) der Verwalt an gsbeamten.

Erstes Kapitel (19. Gegenstand).
Die Besiedlung eines Landes.
Ein Land, sei es nun ein wiedererobertes oder ein früher nicht besessenes,
besiedle er durch Herbeiziehung von Leuten aus fremden Gebiet oder durch
Abzapfung des Überflusses (an Bevölkerung) im eigenen Gebiet.
Die Dörfer siedle er so an, daß sie hauptsächlich aus Qüdra und Acker-
bauern bestehen,'2) mindestens je hundert Familien und höchstens je fünf-
hundert Familien umfassen, durch einen oder zwei Icroga3) eines vom anderen
abgegrenzt sind und einander schützen.
Einen Fluß, einen Berg, einen Waldsaum,4) eine Höhle, eine Brücke,-5)
einen Wollbaum einen gamlbaum (Mimosa suma) oder einen Milch-
baum setze er fest als Grenzzeichen.6)

') Pracära bedeutet Funktion, Verrichtung, Tätigkeit. Vgl. 300,9 (ebenfalls von den
adhyakshap, 186, c (beim Opfer) usw. Dann am häufigsten Betriebstätigkeit, Betrieb.
2) Vgl. 294,18. Möglich wäre auch: „aus Qüdrabauern bestehen“. Aber da ja auch bei Kaut,
als Beschäftigung des Vaigya an erster Stelle der Ackerbau steht, ja öfters auch Brahmanen
Ackerbau betrieben, wenn sie auch nur in der größten Not selber pflügen sollten, so liegt kein
Grund vor, mit Sham. und Gan. den Text so aufzufassen. Wird doch die Feldbebauung, die
in Wirklichkeit der Qüdra zum großen Teil besorgte, von Kautilya nicht einmal als Qüdra-
beruf genannt. — Zum vorhergehenden Satz vgl. ZDMG 28, S. 104.
3) 1 Kroga fast = l1,^ engl. Meile, mithin etwa 2 Kilometer. Zwischen den einzelnen
Dörfern soll also ein so breiter Streifen als Grenzgebiet liegen. Natürlich wird dies Land
hauptsächlich aus Äckern bestanden haben.
4) Vanaglirishti (wie ich lese). Ghrishti eigentlich „das Reiben, das Streifen“. „Saum“
ist meine Vermutung. Grishti kennen wir nur als einen Baum oder einen Pflanzennamen.
Dann aber stünde es bei den Bäumen. Auch paßt ein Wald allein nicht als Grenzzeichen,
sondern nur ein bestimmter Teil eines Waldes.
5) Oder: „einen Damm, eine Bewässerungsanlage“.
ß) Wörtlich: „lasse an den Enden der Grenzgebiete stehen“, d. h. wo von beiden Seiten
her das Grenzland zusammenstößt. Slman bezeichnet, wie aus 45,16-17 hervorgeht, hier das
Grenzgebiet. — Der Milchbaum (Ficus glomerata) trägt sehr milchreiche Früchte.
 
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