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Hellmut Meyer und Ernst, Autographenhandlung und Antiquariat <Berlin> [Hrsg.]
Theodor Fontane, August von Kotzebue: zwei deutsche Dichternachlässe ; Manuskripte und Briefe sowie ausgewählte Autographen ; Versteigerung 9. Oktober 1933 (Katalog Nr. 35) — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.11967#0050
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seiner eigh. Nachschrift hervor: „ich halte zwar das gantze Werck vor impracticable,
so viel davon nicht schon lange ehedem geschehen ist, indessen kann man ja die De-
ferentz vor die Obrigkeit zu bezeigen, das ding public machen".

246 Zola, Emile, französischer naturalist. Schriftsteller; 1840—1902. Eigh. Brief
m. U. Paris, 14. III. 1884. 1 Seite. 8°.

Betreffend „la somme d'argent, moyennant la quelle je vous cederai le droit de
ti aduire en langue allemande mon dernier roman Au Bonheur des Dames . . ."

247 Zschokke, Heinrich, Schriftsteller; 1771-1848. Eigh. Brief m. U. Aarau,
13. IX. 1844. 3 Seiten. 4°. Mit Adresse.

An den Staatsrat v. Grimm. Erinnert sich mit Freuden an ihre Begegnung
in Kissingen u. sendet ihm eine Ansicht von Aarau (am Kopf des Bogens), worauf im
Vordergrunde Zschokkes Wohnhaus ist. Spinnt sich jetzt für den Winter ein „u. erwartet
den Besuch der hübschesten, flatterhaftesten, undankbarsten, treulosesten Mädchen, die
nicht vergessen können, dass ich, statt 37 oder 47 schon 74 Jahr alt bin — den Besuch
der Musen nämlich".

Am Schluss des Briefes ist noch ein besonders herzlicher Brief an „Frau von
Grimm" beigefügt.

II. August von Kotzebuc

1761—1819

handschriftlicher Nachlass.

August von Koizebue wurde nach dem frühen Tode seines Vaters von seiner Mutter und
deren Schwager Musäus in Weimar erzogen. Nach absolviertem Studium wurde er
Rechtsanwalt in Weimar, ging aber bereits 1781 nach Petersburg. Rasch erfolgte sein
Aufstieg. 1785 war er, gleichzeitig geadelt, Präsident des Gouvernementsmagistrats von
Esthland. Nach dem Tod der ersten Gattin nahm er seine Entlassung, privatisierte 1790
in Paris und Mainz, zog 1795 auf sein Gut Friedenthal bei Reval, 1798 wirkte er als
Theaterdichter in Wien und Hess sich darauf wieder in Weimar nieder, wo ihm aber die
Ablehnung Goethes und der Romantiker den Aufenthalt verleidete. Als er 1800 nach
Russland zurückkehren wollte, wurde er an der Grenze verhaftet und nach Sibirien
gebracht. Es gelang ihm aber die Gunst Kaiser Pauls 1. zu gewinnen, der ihn zum
Direktor des deutschen Theaters in Petersburg ernannte. Nach des Kaisers Tode ging er
wieder nach Weimar, da er aber hier nicht Fuss fassen konnte, wandte er sich nach
Berlin, wo er im „Freimüthigen" Goethe bekämpfte. 1806 ist er in Königsberg und Esth-
land, von wo er gegen Napoleon auftrat. Infolgedessen wurde er 1813 von Alexander I.
zum russischen Staatsrat ernannt und wurde nach Napoleons Sturz russischer General-
konsul in Königsberg. 1816 ist er Staatsrat des Auswärtigen in Petersburg, 1817 über-
siedelt er nach Weimar, danach nach Mannheim. Aus dem Kreise der Liberalen, deren
Hass er sich immer mehr zuzog, kam der Fanatiker Karl Ludwig Sand, der ihn am

23. III. 1819 erdolchte.
Als Dichter und Literat sowie als Politiker stand er vielen führenden Persönlichkeiten
seiner Zeit nahe. So finden wir in diesen erhaltenen Briefen an Kotzebue Aeusserungen
der verschiedensten Personen von einer seltenen Offenheit, die zum Teil ein völlig neues
Licht auf die Zeit von Preussens Niedergang und Wiederaufstieg werfen.

248 Alopeus, David v., russischer Gesandter in Berlin; 1769—1831. 4 eigh.
Briefe m. U. Berlin, 18. u. 29. XI. u. 9. XII. 1817; 20. I. 1818. 18y2 S. 4°.

An Kotzebue, fast ausschliesslich über das Wartburgfest, „den auf der Wart-
burg stattgehabten Unfug", über den er seinem Hofe berichten musste, weil in Berlin
grosse Erregung darüber herrschte u. ganz Deutschland von diesem „Geist der Zeit"
bedroht ist. „So wie Sie in Jena Ihre Fries, Oken, Wieland besitzen, so haben wir in
Berlin die Schleiermacher, Jahn, Rühs . . u. wenn auch im Weimarschen dem Revo-
lutions- u. Constitutions-Geschrey ein Ende gemacht würde, so sähen wir die Schreyer
bald wieder in Bremen u. in Speyer auftreten . . ." Der Bundestag muss sich daher der
Sache annehmen, um den Kampf gegen „die deutschen Jakobiner" zu führen, sonst wird
Deutschland eine Revolution erleben „von Professoren u. Turnmeistern angefacht . . .

Hellmut Meyer & Ernst, Berlin W 35, Lützowstrasse 29.
 
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