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Hellmut Meyer und Ernst, Autographenhandlung und Antiquariat <Berlin> [Hrsg.]
Der Prinz von Preussen und das Revolutionsjahr 1848: 232 Briefe des Prinzen Wilhelm an König Friedrich Wilhelm III. Briefe des preussischen Königshauses und anderer Fürsten ... Versteigerung (Katalog Nr. 37) — Berlin, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.5719#0033
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30

[Der Prinz v. Preussen]
Badereisen

47 — 22 eigh. Briefe m.U. Berlin, Kissingen, Ems, Baden, Karlsruhe, Schweiz,
Mailand, 8. VI.-17. XII. 1839. 101 Seiten. 4». An s e i n e n V a t e r.

18. VI. Durch Fürst Wittgenstein erhält der Prinz Nachricht betreffs einer von
den Aerzten angeordneten Badereise mit Bestimmungen des Königs über entsprechende
Reisegelder. Der König hatte dem Prinzen ausserdem einen „Landaulet-Reise-Wagen"
zum Geschenk gemacht.

15. VI. Auf dringenden Rat des Arztes Kuntzmann bittet der Prinz seinen Vater
um die Erlaubnis, Prinzess Augusta ebenfalls eine Badekur gebrauchen zu lassen. „Sie
leidet seit ihrem letzten Wochenbett wieder so bedeutend an Derangement des Unter-
leibes, dass ihr der Gebrauch Marienbads unerlässlich geworden ist. Der Grund, warum
ich so spät mit diesem Vortrag komme, liegt in dem Kampf, den ich mit Augusta u.
ihrem Arzt gehabt habe, indem Letzterer auf die Badereise bestand, Erstere jedoch
aus Discretion gegen Sie wegen der zu erbittenden Reisemittel durchaus sich sträubte,
auf den Plan einzugehen . . ."

19. VI. bis 2 4. VII. Kurgebrauch des Prinzen in Kissingen u. Ems. „Der Auf-
enthalt an und für sich, biethet gar wenig Amüsement dar, da die Gesellschafts-Ver-
hältnisse (in Ems) sehr unergiebig sind . . ." In Ems sei „6norm gebaut worden" u.
„der neue Kursaal ist magnifigue . . ." In Wiesbaden besuchte er „die Tante Kur-
fürstin", die noch sehr bleich aussehe u. an 2 Stöcken ginge. „ . . . Gestern u. vor-
gestern habe ich Parthien nach Nassau, Ehrenbreitstein u. Stolzenfels gemacht. Die
Aussicht von Letzterem, bei der schönsten Beleuchtung, war unbeschreiblich schön..."
Viele fürstliche Besuche hat er in Ems gehabt u. a. „das junge Oranische Ehepaar".
Gesundheitlich geht es dem Prinzen jetzt viel besser „doch bleiben kleine Heiserkeits-
Anfälle u. Schleimanhäufungen noch constant", so dass er noch wenigstens 14 Tage in
Ems bleiben muss und dann noch 14 Tage Molken in Baden-Baden trinken soll.

3. VIII. Der König hat einige Bedenken wegen des Kur-Aufenthaltes des Prin-
zen in Baden-Baden. Letzterer schreibt aus Frankfurt hierüber: „ . . . Die lebendige
Lebensweise in Baden mitzumachen oder nicht, hängt von meinem Befinden ab und
dürfte ich wohl kein grosses Behagen an der französischen Welt haben, welche dort
leider die Hauptgesellschaft bilden soll und der ich mich wohl nicht anschliessen werde
und mit dem Vorschützen meiner Gesundheit genug Veranlassung habe, mich zurück-
zuhalten, ohne anzustossen . . ."

9. VIII. Von Baden aus Besuch bei der grossherzoglichen Familie in Darmstadt,
Besichtigung des Heidelberger Schlosses und Besuch des Carlsruher Hofes, dort
grossen Ball u. Theater („wo die Haizinger vorzüglich spielte"). „ . . . Baden ist
ausserordentlich voll, aber Alles klagt über Mangel an Geselligkeit . . . Hier ist die
Veranlassung wahrscheinlich die veränderte Spiel-Pacht-Angelegenheit, indem im Ge-
folge von Pariser Banquiers, eine Menge von Menschen eingetroffen sind, denen Nie-
mand traut, die sehr arrogant u. unangenehm sein sollen, so dass die dadurch zu melirt
gewordene Gesellschaft, sich zerstreut u. einzelne Cotterien bildet . . ." Die Gross-
herzogin Stephanie, ebenso die Herzogin von Dino jetzt Talleyrand waren zum Besuch
beim Prinzen in Baden.

18. VIII. Er berichtet weiter von Vergnügungen, sonstigen Unterhaltungen u.
Zerstreuungen in Baden-Baden. „ . . . Das ungeheure Spiel, was hier getrieben wurde,
ist in diesem Jahr sehr unbedeutend; an dem Roulette habe ich in Ems viel höher
spielen sehen. Der Kurfürst, der glücklicherweise nicht hier ist, soll den Haupt-Impuls
zum Spiel geben. Das Theater ist sehr ordinaire . . ."

2 8. VIII. u. 30. VIII. Prinzess Augusta ist von Marienbad aus in Baden-
Baden eingetroffen, täglich wurden gemeinsam „Excursionen in die schöne Umgegend
gemacht". Dann Besuch bei der Grossherzogin Sophie in Karlsruhe (der Grossherzog
ist abwesend), wo der Prinz auch die von General Lassolaye „vervollkommnete Ge-
schütz-Lafetten" besichtigte. Die nächsten Reisepläne erstrecken sich auf die Schweiz,
fast der ganze September soll für die Schweizer Reise verwandt werden. Der Prinz
ist völlig wiederhergestellt „was ich seit kurzem auch daran bemerke, dass ich un-
willkürlich einen raschen Schritt wieder angenommen habe, den ich lange vermisst . ."

5. IX.— 3 0. IX. Eine eingehende und anschauliche Schilderung seiner mit
Prinzess Augusta gemachten Reise durch die Schweiz und Oberitalien folgt nun. Be-
sucht wurden Kehl, Strassburg (wo das Münster entzückte und das .zahlreich vorhan-
dene französische Militär einen guten Eindruck bei ihm hinterliess), Schaffhausen,
Zürich, Küssnach, der Rigi, Grimsel, Berner Oberland, Bern, Luzern, Lago Maggiore,
Mailand (hier Zusammentreffen mit dem 73jähr. Feldmarschall Radetzky), als End-
station Venedig.

12. XI. Bittet, dass General v. Natzmer, der aus Gesundheitsgründen das Kom-
mando des 1. Armeecorps niederlegen wolle, wegen seiner grossen Verdienste, mit
vollem Gehalt zur Disposition gestellt oder zum Generaladjutanten ernannt würde.

Hellmut Meyer & Ernst, Berlin W 35, Lützowstrasse 29.
 
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