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Hellmut Meyer und Ernst, Autographenhandlung und Antiquariat <Berlin> [Hrsg.]
Der Prinz von Preussen und das Revolutionsjahr 1848: 232 Briefe des Prinzen Wilhelm an König Friedrich Wilhelm III. Briefe des preussischen Königshauses und anderer Fürsten ... Versteigerung (Katalog Nr. 37) — Berlin, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.5719#0006
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Zur Einführung

Wir übergeben hiermit der Oeffentlichkeit auf dem Wege der Versteigerung
eine grosse Zahl von Originalbriefen und Schriftstücken hohen staatsgeschicht-
lichen und politischen Inhalts, betreffen sie doch eine Epoche der deutschen
Geschichte, die ausschlaggebend für die Machtentfaltung Preussens unter der
Führung der Hohenzollern geworden ist. Die Geltung, die Preussen unter
Friedrich dem Grossen errungen, hatte durch das Erscheinen Napoleons einen
starken Rückschlag erfahren. Erst der Zeit Wilhelm I. war es vorbehalten
Preussen-Deutschland nach schweren inneren und äusseren Kämpfen wieder
auf eine hohe Stufe politischer Macht und wirtschaftlicher Kraft zu führen und
den deutschen Einheitsstaat vorzubereiten und zu entwickeln. Mit dem Jahre
1828 setzt die lückenlose Folge der Briefe des Prinzen von Preussen (Wilhelm I.)
an seinen Vater Friedrich Wilhelm III. ein. Wir sehen den Prinzen von Preussen
1828 in St. Petersburg, wohin er in diplomatischer Mission von seinem Vater
unter dem Vorwande der Anbahnung einer Ehe mit einer russischen Prinzessin
gesandt worden war. Der Prinz erlebt am Zarenhofe den persischen und russisch-
türkischen Krieg, berichtet über seine hier empfangenen Eindrücke, äussert bei-
spielsweise seine Ansichten über die zunehmende russisch-oesterreichische
Spannung. Nach wiederholten Besuchen in der ihm verwandten Zarenfamilie
kehrt er nach Preussen zurück, erhält nach verschiedenen militärischen Kom-
mandos zuletzt den Posten eines Gouverneurs der Rheinprovinz. Zahlreiche
Briefe an seinen Vater, die Berichte und Mitteilungen verschiedenster Art ent-
halten, legen Zeugnis ab von seiner scharfen Beobachtungsgabe und von seinem
sicheren und treffenden Urteil in Bezug auf militärische Angelegenheiten, inner-
politische und aussenpolitische Fragen. Es ist die Rede von der weiteren Aus-
dehnung des norddeutschen Bundes, dem Hallischen und Kölner Kirchenstreit,
der französischen Julirevolution mit ihrem Uebergreifen auf Belgien, die Nieder-
lande, Luxemburg und die Rheinlande, dem Versuche Frankreichs das linke
Rheinufer zu gewinnen; weiter hören wir vom Polenaufstand, von Allianzen,
Familienangelegenheiten des Hohenzollernhauses und verwandter Höfe. Interessant
sind die Nachrichten über die Verlobung des Prinzen, seine Ehe mit Prinzess
Augusta von Sachsen-Weimar, ferner Briefe betreffend seine zahlreichen offi-
ziellen und inoffiziellen Reisen und Besuche bei verschiedenen Fürstenhöfen,
Badereisen und militärische Inspektionsreisen in die verschiedenen Provinzen.
Das Jahr 1831 findet entsprechende Beachtung, Prinz Friedrich Wilhelm (Kaiser
Friedrich) wurde geboren, auch wurde in diesem Zeitraum Preussen von der
Cholera heimgesucht und allerorts, so in Berlin, werden Abwehrmassregeln ge-
troffen.

Die zweite Abteilung enthält den Briefwechsel des Prinzen von Preussen
mit seinem Bruder König Friedrich Wilhelm IV, sowie Briefe seiner Geschwister
an den Prinzen von Preussen, hauptsächlich aus den Jahren 1846 bis 1848.
In den Briefen spiegelt sich namentlich die Sorge um die zunehmende revo-
lutionäre Entwicklung in Preussen wieder. In dieser sowie in der dritten Ab-
teilung sind fast vollständig enthalten die Briefe, die der Prinz von Preussen in
London erhielt und in denen er über den Gang der Ereignisse von der Heimat
aus auf dem Laufenden gehalten wurde. Diese aus dem Revolutionsjahr stam-
 
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