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Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Hubel, Achim [Oth.]; Schneidmüller, Bernd [Oth.]
Aufbruch ins zweite Jahrtausend: Innovation und Kontinuität in der Mitte des Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 16: Ostfildern, 2004

DOI article:
Hubel, Achim,; Schneidmüller, Bernd,: Vorwort
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34730#0011

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Vorwort

Die bayerische Landesausstellung 2002 in Bamberg, die an das tausendjährige
Jubiläum des Regierungsantritts Kaiser Heinrichs II. (1002-1024) erinnerte,
stellte den Herrscher mit seinem Werdegang, seiner Politik und seiner viel-
schichtigen Persönlichkeit vor, ließ durch kostbare Handschriften und
goldene Schätze die Pracht der Hofhaltung und der Kirchenräume erahnen,
schilderte aber auch den Alltag der Menschen mit ihren einfachen Lebensum-
ständen und versuchte, ein Bild vom Zusammenleben der Gesellschaft in
dieser Zeit zu zeichnen. Um den Nebel des von Heinrich selbst propagierten
Herrscherlobs und der später von der Kirche inszenierten Legendenbildung
etwas aufzuhellen, sollte durch die Versammlung der Exponate an einem
historisch richtigen Ort die Basis dafür geschaffen werden, über die Authen-
tizität der Zeugnisse und ihre Deutung aus interdisziplinären Blickwinkeln
die längst vergangenen Wirklichkeiten etwas deutlicher begreifen zu können.
Der zur Ausstellung erschienene Katalog unterstützte mit seinen analysieren-
den Exponattexten die Fokussierung auf die Zeit um 1000; die einführenden
Beiträge waren mit Bedacht auf den Kaiser und sein unmittelbares Wirken
hin ausgerichtet.
Von diesem Konzept her war verständlich, dass eine Fragestellung ausge-
klammert werden musste, die über die Zeit »um 1000« hinaus den Blick auf
die Zeit »nach 1000« gerichtet hätte, und dieses Desiderat war allen Beteilig-
ten bewusst. Gerade bei Kaiser Heinrich II. hatte die Fürsorge für das eigene
Nachleben und Nachwirken eine geradezu übermächtige Rolle gespielt. Es
schien daher nötig zu bedenken, ob neben dem Bemühen um die Konser-
vierung von Erinnerung auch Impulse zur kreativen Wandlung von Gesell-
schaft oder Kultur auszumachen sind. Auch wenn von Seiten der Geschichts-
wissenschaft schon mehrfach der Frage nachgegangen worden ist, ob sich im
frühen 11. Jahrhundert eine Wende erkennen ließe, verlockte es, die inter-
disziplinäre Verflechtung in Bamberg bei diesem Thema zu erproben.
Unter dem Titel »Aufbruch ins zweite Jahrtausend?« fand deshalb vom
25.-27. September 2002 ein Kolloquium an der Otto-Friedrich-Universität
Bamberg statt, das nach erkennbaren Veränderungen vom 10. zum 11.
Jahrhundert fragte. In interdisziplinär angelegten Referaten und Dis-
kussionen ging es um die Frage, ob sich politische, gesellschaftliche, soziale,
wirtschaftliche, künstlerische oder literarische Wandlungen von solcher Trag-
weite aufzeigen ließen, dass man zu Recht von einem »Aufbruch« sprechen
könne. Auch wenn allen Beteiligten klar war, dass ein derart umfassendes
Themenspektrum im Rahmen eines überschaubaren Kolloquiums nicht zu
endgültigen Lösungen finden könne, sollten doch Blickpunkte ausgemacht
und Anstöße formuliert werden, von denen aus weiter nachzudenken wäre.
Tatsächlich wurde trotz der unterschiedlichen Fächer und Methoden immer
wieder deutlich, wie sehr alle Teilnehmer aus der Sicht ihres jeweiligen
Faches heraus überzeugt waren, in der Zeit »nach 1000« dynamische Ver-
 
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