FRANK G. HIRSCHMANN
Der Ausbau der Kathedralstädte im frühen
11. Jahrhundert
Für Bamberg bedeuteten die ersten Jahrzehnte des 11. Jahrhunderts einen
»Aufbruch ins neue Jahrtausend«. War der Ort bis dahin vor allem durch
seine mächtige Adelsburg geprägt, so sollte er fortan den kultischen und
herrschaftlichen Mittelpunkt eines direkt dem Papst unterstellten Bistums
bilden und erhielt durch Initiativen Kaiser Heinrichs II. die hierfür angemes-
sene Sakralausstattung1. Auch für das benachbarte Würzburg hat die For-
schung einen erheblichen Urbanisierungsschub für jene Zeit aufzeigen kön-
nen2. In den Kathedralstädten westlich des Rheins entstand ebenfalls viel
Neues, jedoch erwuchsen hier die Großbauten und Kloster- sowie Stiftsgrün-
dungen aus einer Tradition, die in den meisten Fällen schon einige Jahrzehnte
zuvor eingesetzt hatte3. Dort bedeuteten die Jahrtausend wende und der Re-
gierungsantritt Heinrichs II. keine Umbruchphase. Es stellt sich somit die
Frage, ob hier mit unterschiedlichen Entwicklungsphasen im Westen und im
Osten zu rechnen ist und ob beispielsweise Bamberg und Würzburg typisch
sind für die Kathedralstädte östlich des Rheins und dort somit generell von
einem starken Urbanisierungsschub im frühen 11. Jahrhundert auszugehen
ist.
Im Folgenden sollen daher die großen Bauprojekte in den Kathedral-
städten des Reichs während der ersten Jahrzehnte des 11. Jahrhunderts vor-
gestellt werden. Dabei gilt es zunächst, die - auf jeweils sehr unterschied-
licher antiker oder frühmittelalterlicher Grundlage basierenden - Mauerbau-
vorhaben (I.) und Dombauten (II.) im Überblick vorzustellen. Für die Stifts-,
Kloster- und Hospitalsgründungen sollen einige Leitlinien herausgearbeitet
werden (III.). Anschließend ist die Frage nach gemeinsamen Grundzügen und
1 Hierzu zuletzt und ausführlich Bernd SCHNEIDMÜLLER, Die einzigartig geliebte Stadt -
Heinrich II. und Bamberg, in: Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Katalog zur Bayerischen Lan-
desausstellung in Bamberg vom 9. Juli bis 20. Okt. 2002, hg. von JOSEF KlRMEIER/BERND
Schneidmüller/Stefan Weinfurter/Evamaria Brockhoff (Veröffentlichungen zur baye-
rischen Geschichte und Kultur 44/2002), Augsburg 2002, S. 30-51.
2 So schon WINFRIED SCHICH, Würzburg im Mittelalter. Studien zum Verhältnis von Topo-
graphie und Bevölkerungsstruktur (Städteforschung A 3), Köln/Wien 1977; und neuerdings
Ders., Die topographische Entwicklung Würzburgs im Hoch- und Spätmittelalter (1000-1400),
in: Geschichte der Stadt Würzburg. Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauern-
kriegs, hg. von Ulrich Wagner, Würzburg 2001, S. 183-210, sowie Frank G. Hirschmann,
Wirtzburgensibus ... naturale est destruere et edificare - Bauprojekte und Stadtplanung in
Würzburg im hohen Mittelalter, in: Das Mittelalter 7, 2002, S. 39-70.
3 Frank G. Hirschmann, Stadtplanung, Bauprojekte und Großbaustellen im 10. und 11.
Jahrhundert. Vergleichende Studien zu den Kathedralstädten westlich des Rheins (Mono-
graphien zur Geschichte des Mittelalters 43), Stuttgart 1998.
Der Ausbau der Kathedralstädte im frühen
11. Jahrhundert
Für Bamberg bedeuteten die ersten Jahrzehnte des 11. Jahrhunderts einen
»Aufbruch ins neue Jahrtausend«. War der Ort bis dahin vor allem durch
seine mächtige Adelsburg geprägt, so sollte er fortan den kultischen und
herrschaftlichen Mittelpunkt eines direkt dem Papst unterstellten Bistums
bilden und erhielt durch Initiativen Kaiser Heinrichs II. die hierfür angemes-
sene Sakralausstattung1. Auch für das benachbarte Würzburg hat die For-
schung einen erheblichen Urbanisierungsschub für jene Zeit aufzeigen kön-
nen2. In den Kathedralstädten westlich des Rheins entstand ebenfalls viel
Neues, jedoch erwuchsen hier die Großbauten und Kloster- sowie Stiftsgrün-
dungen aus einer Tradition, die in den meisten Fällen schon einige Jahrzehnte
zuvor eingesetzt hatte3. Dort bedeuteten die Jahrtausend wende und der Re-
gierungsantritt Heinrichs II. keine Umbruchphase. Es stellt sich somit die
Frage, ob hier mit unterschiedlichen Entwicklungsphasen im Westen und im
Osten zu rechnen ist und ob beispielsweise Bamberg und Würzburg typisch
sind für die Kathedralstädte östlich des Rheins und dort somit generell von
einem starken Urbanisierungsschub im frühen 11. Jahrhundert auszugehen
ist.
Im Folgenden sollen daher die großen Bauprojekte in den Kathedral-
städten des Reichs während der ersten Jahrzehnte des 11. Jahrhunderts vor-
gestellt werden. Dabei gilt es zunächst, die - auf jeweils sehr unterschied-
licher antiker oder frühmittelalterlicher Grundlage basierenden - Mauerbau-
vorhaben (I.) und Dombauten (II.) im Überblick vorzustellen. Für die Stifts-,
Kloster- und Hospitalsgründungen sollen einige Leitlinien herausgearbeitet
werden (III.). Anschließend ist die Frage nach gemeinsamen Grundzügen und
1 Hierzu zuletzt und ausführlich Bernd SCHNEIDMÜLLER, Die einzigartig geliebte Stadt -
Heinrich II. und Bamberg, in: Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Katalog zur Bayerischen Lan-
desausstellung in Bamberg vom 9. Juli bis 20. Okt. 2002, hg. von JOSEF KlRMEIER/BERND
Schneidmüller/Stefan Weinfurter/Evamaria Brockhoff (Veröffentlichungen zur baye-
rischen Geschichte und Kultur 44/2002), Augsburg 2002, S. 30-51.
2 So schon WINFRIED SCHICH, Würzburg im Mittelalter. Studien zum Verhältnis von Topo-
graphie und Bevölkerungsstruktur (Städteforschung A 3), Köln/Wien 1977; und neuerdings
Ders., Die topographische Entwicklung Würzburgs im Hoch- und Spätmittelalter (1000-1400),
in: Geschichte der Stadt Würzburg. Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauern-
kriegs, hg. von Ulrich Wagner, Würzburg 2001, S. 183-210, sowie Frank G. Hirschmann,
Wirtzburgensibus ... naturale est destruere et edificare - Bauprojekte und Stadtplanung in
Würzburg im hohen Mittelalter, in: Das Mittelalter 7, 2002, S. 39-70.
3 Frank G. Hirschmann, Stadtplanung, Bauprojekte und Großbaustellen im 10. und 11.
Jahrhundert. Vergleichende Studien zu den Kathedralstädten westlich des Rheins (Mono-
graphien zur Geschichte des Mittelalters 43), Stuttgart 1998.