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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0087
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72

Früh- und Hochmittelalter

den Kölner Quellen explizit auf dessen Legatenstellung, in einem Fall erweitert um die
Betonung des Kölner Weiherrechts (cnzns /uns erat, regem coHsecrare).^
Deutlich wird dabei in jedem Fall, dass wie auch drei Jahre zuvor die Krönung ei-
gentlich dem Erzbischof von Köln zugestanden hätte. Dass die Geschehnisse in Mainz
von den Zeitgenossen kaum beachtet worden zu sein scheinen, dürfte mit dazu beige-
tragen haben, dass 1215 wie 1205 und anders als 1002 und 1024 in Aachen nicht nur eine
Thronsetzung, sondern die Wiederholung der gesamten Weihehandlung stattfand.
Diese besondere Bedeutung der Aachener Krönung erkannte auch der Biograph des
französischen Königs Philipps II. Augustus: Bei den Deutschen bestehe die Gewohn-
heit, gleichsam ein unveränderliches Gesetz, dass der gewählte Kaiser erst vom Papst in
Rom die Kaiserkrone empfangen könne, wenn er in Aachen zum König gekrönt worden
sei. Dies geschehe wegen der Verehrung und der Würde Karls des Großen, der dort ru-
he.^ Eine zeitgenössische Analyse der Vorgänge, der der moderne Historiker nur we-
nig hinzuzufügen hat - höchstens noch den in der Oberkirche des Münsters stehenden
Karlsthron, auf dem jeder römisch-deutsche König inthronisiert werden wollte.
Bei den beiden Krönungen durch den Mainzer Erzbischof in den Jahren 1212 und
1215193 handelt es sich also ebenso um eine Ausnahmesituation wie bei der Krönung
1138 durch den päpstlichen Legaten oder 1198 durch den Erzbischof von Tarentaise.
Diese Weihen erfolgten stets in dem Bewusstsein, dass das eigentliche Krönungsrecht
dem Erzbischof von Köln zukam. So überrascht es nicht, dass die Krönung Hein-
richs (VII.) am 8. Mai 1222 wieder durch ihn und nicht mehr durch Siegfried von Mainz
vollzogen wurde,'^' nachdem seit 1216 mit Erzbischof Engelberg I. von Berg der Kölner
Kirche wieder ein unumstrittenes Oberhaupt Vorstand. Die Krönungen von 1198, 1212
und 1215 hatten also keineswegs den sich zu einem allgemein anerkannten Recht
verfestigenden Anspruch der Kölner Erzbischöfe in Frage gestellt oder beseitigt. Die
Ausnahmen dieser Jahre bestätigten vielmehr die Regel und führten zu einer weiteren
Stabilisierung und Etablierung dieser Vorstellung.

S. 229, Anm. 140 unter Verweis auf diese Quelle behauptet, ist nicht korrekt: Die Angabe betrifft
nicht die Krönungsmesse, sondern das Verschließen des Karlsschreins zwei Tage später.
193 Chronica regia Coloniensis. Continuatio II. ad a. 1215, S. 193: a Szgc/n'do MagozzfzTzo arc/zz'cpz'scopo,
aposfofz'cc scdz's fcgafo, zu dz'c sazzcfo zzzfrozzz'zafMS, sodezzzpzzzYer aft?Me gion'ose z'zz rcgczzz csf cozzsecrafus.
VacaFaf czzz'zzz fuzzc Lzzzpon's Cofozzz'czzsz's cccfcsz'a arc/zz'cpz'scopo, CMzlzs zYzrz's eraf rcgczzz cozzsccrarc; Chro-
nica regia Coloniensis. Continuatio III. ad a. 1215, S. 236: a Sp/n'do iegafo aposfofz'cac scdz's ... z'zz rc-
gczzz Mzzgz'fMr cf z'zz rcgaiz scdc codocafMr.
194 Ex Willelmi Brittonis Gestis Francorum (Philippi II. Augusti). Ex continuatione, S. 318: A fczzzporc
77zcMfozzz'cz oFfz'zzMcrMzzf dz'zzasfz'azzz z'zzzpcrz'z /zcc sczzzper apud cos cozzsMcfMdo t?Masz t?Mcdazzz icx zTzrdoia-
FzYzYcr oFsczrafM?; t?Mod ciccfMS z'zzzpcrafor zzMzztyMazzz corozzafm a papa fRozzzazzoJ, zzz'sz pnlzs/Mcnf rcx coro-
zzafMsAtyMz'sgrazzz's; cfposft?Mazzz z'Mdczzz sczzzcf fMicn'f corozzazzz, zzz7zz7 rcsfaf, zzz'sz Mf z'zz z'zzzpcraforczzzRozzzca
SMZzzzzzo pozzfzfz'cc coro^zcf^zr,' cf /zoc/zY propfcr rcrzcrczzfz'azzz cf zzzaz'csfafczzz Rarofz Magzzz, c^zz'^zs corp^zs rc-
^^zz'csczY zYzz'dczzz.
195 Die Krönung im Jahre 1215 fehlt in der Auflistung von REiTZEL, Das Mainzer Krönungsrecht,
und danach bei MAY, Der Erzbischof von Mainz als Primas, S. 54, wo fälschlich auch die Krö-
nung von 1125 dem Mainzer Erzbischof zugeschrieben wird und eine solche außerdem für 1246
(bei May auch 1106) angeführt wird.
196 RIV,l,2Nr.3873a.
 
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