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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0133
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Krönungsordines

kale als Meilenstein und seine Vorarbeiten als wegweisend für die weitere Entwicklung
des Krönungsordo angesehen werden müssen.

4.4 Der spätmittelalterliche Krönungsordo (>Aachener Ordo<)^

Der spätmittelalterliche Ordo ist nicht nur eine zentrale Quelle für den Ablauf eines
großen Teils der Krönungen dieser Zeih sondern durch seine vielfältigen Veränderun-
gen und Umgestaltungen auch ein wichtiges Dokument für die Ordnungsvorstellun-
gen und Ordnungskonfigurationen im spätmittelalterlichen römisch-deutschen Reich.
Im Folgenden ist zuerst auf die Uberlieferungslage und Edition beziehungsweise deren
Mangel näher einzugehen. Anschließend sollen die Frage der Datierung diskutiert und
neue Überlegungen zu Entstehungszeit und -umständen angestellt werden, die auf
breiterer Basis als die bisherigen Ansätze der Forschung stehen. Ausgangspunkt für
diese Überlegungen muss der Autor des Ordo, der Trierer Weihbischof Daniel von
Wichterich, und das von ihm geschaffene Pontifikale sein. Nach einer kurzen Schilde-
rung des Ablaufs der Krönung gemäß dem Ordo werden dessen Besonderheiten und
Veränderungen analysiert, um abschließend den gewandelten Ordnungsvorstellungen
des spätmittelalterlichen Reichs, wie sie im Ordo zum Ausdruck kommen, nachgehen
zu können.

4.4.1 Überlieferung und Edition

Der spätmittelalterliche Ordo für die Königskrönung in Aachen wurde im Jahr 1837
zum ersten Mal von Georg Heinrich Pertz in den »Leges« der Monumenta Germaniae
Historica (MGH) herausgegeben,'^ wobei sich Pertz damals lediglich auf eine, seiner
Meinung nach aus dem 15. Jahrhundert stammende Handschrift sowie auf zwei spätere
Drucke stützte.'^ Walter Goldinger kannte in den 1950er Jahren dann bereits insgesamt
18 Handschriften/^ zu denen drei weitere zu ergänzen sind: Ein Pontifikale des Straß-

121 Die Bezeichnung »Aachener Ordo« darf nicht als Hinweis auf den Entstehungsort verstanden
werden, sondern ergibt sich aus der Tatsache, dass in diesem Krönungsordo zum ersten Mal ein
konkreter Bezug auf Aachen und die dortige Marienkirche hergestellt wird (z. B. MGH LL 2,
S. 384, Z. 29f.: Prz'zzzo zu eccksz'a A^Hczzsz...).
122 MGH LL 2, S. 384-393. Zur besseren Nachvollziehbarkeit beziehe ich mich in der Regel auf die
leicht zugängliche Edition von Pertz und weise nur wo es nötig ist auf Abweichungen in ande-
ren Handschriften hin. Eine nicht immer ganz exakte Übersetzung des Ordo findet sich bei
HAAGEN, Geschichte Achens, Bd. 1, S. 329-346.
123 Einleitung in MGH LL 2, S. 384.
124 Vgl. GoLDiNGER, Zeremoniell der deutschen Königskrönungen, S. 92-97. Die Handschrift, die
sich 1957 in Berlin in Privatbesitz befand, liegt heute in Düsseldorf (Hauptstaatsarchiv, Kur-
köln V, Nr. 8a), die des Frankfurter Stadtarchivs ging im Zweiten Weltkrieg durch Brand verlo-
ren und lässt sich nur durch Erwähnungen in der älteren Forschung und in Inventaren nach-
weisen. Die dortige Angabe »Capitulum XVIII«, die der Herausgeber der Reichstagsakten Julius
 
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