Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0134

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Spätmittelalterlicher Ordo (>Aachener Ordo<)

119

burger Bischofs Wilhelm von Hohenstein aus dem Jahr 1514 (Verdun, Bibliotheque mu-
nicipale. Ms. 90, f. 52r-63v),'^ auf das Reinhard Elze hinwies,'^' ein weiteres Pontifikale
aus dem 14. Jahrhundert (Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Q 24) und ein Ex-
zerpt einer Aachener Handschrift aus dem 18. Jahrhundert (Düsseldorf, Hauptstaats-
archiv, Kurköln VIII, Nr. 515), auf die ich bei meinen Recherchen stießü"
Goldinger unterteilte die Handschriften in zwei Gruppen: Die Pontifikalien, in de-
nen der Ordo der Königskrönung »in die Fülle der dort verzeichneten, vom Bischof vor-
zunehmenden Benediktionen« eingebettet ist, und die Zeremonienbücher, »die nur den
Ordo für die Königskrönung enthalten und offenbar für jene Würdenträger bestimmt
waren, die bei dem feierlichen Akt zu attestieren und für seinen klaglosen Ablauf zu
sorgen hatten«.'^ Ein Charakteristikum der Zeremonienbücher ist, dass sie bis auf eine
Ausnahme eine Übergabe von Zepter und Reichsapfel (scepfrMW H powMw) vorsehen,
während die ältere Fassung der Pontifikalien in Übereinstimmung mit den Vorlagen
noch Zepter und Stab (scepÜMW H bacMlMm) aufweistü" Die von Goldinger vorgenom-
mene Zweiteilung hat durchaus ihre Berechtigung, doch könnte es sich im Hinblick auf
die Überlieferungssituation als sinnvoll erweisen, die Gruppe der Pontifikalien in tat-
sächliche Pontifikalien und Sammelhandschriften, die neben anderen Texten auch eine
Abschrift des Ordo enthalten, zu unterscheiden.^" Die genaue Verhältnisbestimmung
der Abhängigkeiten und Beeinflussungen kann erst im Zuge einer kritischen Edition
unternommen werden, doch lassen sich für die Analyse des Ordo bereits hier einige
wichtige Punkte Zusammentragen.
Auffällig ist zunächst die Tatsache, dass die fünf Handschriften der Gruppe der
Zeremonienbücher sich in äußerer Gestalt und Schrift so stark ähneln, dass nach Gol-
dinger zunächst »an eine einheitliche Schreibstube« zu denken wäre, ja »bei genauerer

Weizsäcker nicht zu deuten wusste (RTA 4, S. 235), zeigt, dass es sich hierbei um die Abschrift
eines Pontifikales handelte, haben doch zum Beispiel die Handschriften Weimar, Herzogin
Anna Amalia Bibliothek, Q 24 oder Aschaffenburg, Hofbibliothek, Ms. 12 für den Krönungs-
ordo die gleiche Kapitelnummerierung.
125 LEROQUAis, Les pontificaux manuscrits des bibliotheques publiques de France, Bd. 2, Nr. 227,
S. 414-417.
126 ELZE (Rez.), Goldinger, Das Zeremoniell der deutschen Königskrönungen, S. 279.
127 Zu ergänzen wäre außerdem das Pontifikal-Antiphonar des Kardinals Albrecht von Branden-
burg aus dem Jahr 1531 (Aschaffenburg, Hofbibliothek, Ms. 1), das auf f. 47r-48v unter der
Überschrift De Fewedz'ch'owe H corowah'owe Regz's mehrere Gesänge des Klerus enthält - und zwar
gerade jene, die im älteren Pontifikale des 15. Jahrhunderts (Ms. 12) nur mit den Initien wieder-
gegeben worden waren.
128 GoLDiNGER, Zeremoniell der deutschen Königskrönungen, S. 98.
129 Vgl.ebd.,S.99f.
130 Die Handschriften dieser Gruppe (Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz,
I. HA Rep 94 I A 2; Cambridge Mass., Harvard College Library, Ms. lat. 121; Dresden, Haupt-
staatsarchiv, Loc. 10670, Nr. 6; Düsseldorf, Hauptstaatsarchiv, Kurköln VIII, Nr. 515; Gießen,
Universitätsbibliothek, Hs. 219; Padua, Biblioteca Antoniana XXIII, Nr. 694; Wien, Haus-, Hof-
und Staatsarchiv, HS Weiß 10 und Weiß 321 sowie RK Wahl- und Krönungsakten 1, Konvolut 7)
zeigen zwar gerade in der Formel scepÜMm U Neu Um statt scepÜMm H pomum eine besondere
Nähe zu den Pontifikalien, doch weisen sie beim Gang zur Thronsetzung teilweise auch eigen-
ständige Zusätze auf. Mit der Aufstellung dieser eigenen Gruppe soll keine Homogenität der
entsprechenden Handschriften postuliert werden, sondern lediglich der Fokus auf die unter-
schiedlichen Überlieferungskontexte gelegt werden.
 
Annotationen