Karl IV. und die Goldene Bulle (1346-1356)
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wegs, auch in Norditalien sein neues Königtum angemessen in Szene zu setzen: Am
Palmsonntag und Maria Verkündigung, dem 25. März 1347) wohnte er »mit kaiserlichen
Kleidern bekleidet und mit goldenem Zepter und dem Reichsapfel, der die Beherr-
schung der Welt bezeichnet, in den Händen« persönlich der Messe in Trient bei, gefolgt
von einem Umritt durch die Stadtü'"^ Das militärische Unternehmen hingegen schei-
terte, so dass Karl wenig später nach Böhmen zurückkehrte und dort zusammen mit
seiner Frau Bianca von Valois am 2. September zum König gekrönt wurde."""^
Karl rüstete gerade zu einem erneuten Kriegszug gegen den Kaiser,'""" als dieser
am 11. Oktober überraschend verstarb. Die geplante militärische Aktion wurde so zu
einem Umritt durch das Reich, begleitend von zahlreichen Schreiben der Kurfürsten,
die den Reichsstädten noch einmal die bereits geschehene Wahl und Krönung ihres Kö-
nigs in Erinnerung riefen.'""'' Wie bereits in Trient scheint Karl daher auf die besondere
sten Akteure in Norditalien und Österreich, in denen um Unterstützung des rechtmäßig erho-
benen römischen Königs gebeten wurde (MGH Const. 8, Nr. 164; zur abwartenden Haltung des
Erzbischofs von Salzburg siehe Nr. 234).
1006 Chronicon Estense, S. 145: Die domiwico OiiuarHm, rav;';'" mcwsis ma;d;'i [Palmsonntag fiel 1347 aber
auf den 25. März, A.B.] Dom/dHS Karod;s rex Boemie, eiecfHS a& Ecclesia iw fmperaforem romaworMm,
yecif ceieDari missam iw cipdafe Trewfi, scüicef iw episcopaü;, Hd personaliter exddd pesfdws iwdrdMS
in;periaiÜ7MS cum pirga anrea et pda roü;wda in man/Ens, significans donn'nationen; n;nndi. Einita nn'ssa,
et?Mdapd per ciUtaten; etc.; übernommen von Corpus Chronicorum Bononiensium, Bd. 2, S. 562,
Cronaca B. Nach Trient war Karl hingegen noch als Pilger verkleidet gekommen (Chronicon
Estense, S. 144: in /;atn'tM peregrini; vgl. auch RI VIII Nr. 316b). Der Chronist macht über die Bedeu-
tung dieses Vorgangs keine Aussagen, doch mochte die Parallelität zwischen Karls Ankunft
und Jesus' Einzug in Jerusalem durchaus beabsichtigt gewesen sein; vgl. z. B. Psalm 23,7-10, vor
dem Einzug in die Kirche: Adtoiiite portas principes pesfras et eiepann'ni portae aeternales et infroiin't
rex gloriae / tpn's est rex gloriae DomiMHsydrfis et potens Dom/dHS potens in proeiio / adfoiiite portas prin-
cipes pestras et eiepann'ni portae aeternales et introiin't rex gloriae / tpn's est iste rex gloriae Dom/dHS pirtn-
tnn; ipse est rex gloriae.
1007 Zur Krönung in Böhmen siehe BÜTTNER, Krönungen, S. 127-129 sowie kurz auch HiLSCH, Krö-
nungen Karls IV., S. 110.
1008 Über die Vorbereitungen zum Kriegszug gibt ein Brief Karls IV. an die Stadt Prag Auskunft
(MGH Const. 8, Nr. 270). Siehe hierzu auch die Truppenwerbungen, die Balduin von Trier zwi-
schen April und August 1347 vornahm (MGH Const. 8, Nr. 170-223; BERNS, Hilfsverträge, bes.
S. 506f. und 518-522). SCHUBERT, Kurfürsten und Wahlkönigtum, S. 114 will - zur Unterstützung
seiner weiter reichenden These vom nicht gewollten Thronkampf -nicht an die Ernsthaftigkeit
von Karls Aussagen glauben, doch berichtet nicht nur Benesch von Weitmühl, sondern auch
Franz von Prag, Cronica Pragensis, 1. III, c. 25, S. 448 über den Kriegszug: Eodem awwo Xlll die
mewsis OctoDis dom/dHS rex cum paiido excercdr; woMd;m regwi Boemie, t?Mem cipes Pragewses ac
aiiarum cipifafMm mrdfum amplificaperMwf, persus BaMariam processit cum comdaü; priwcipMm pd;ri-
morum. Da Karl außerdem vom 15. bis 17. Oktober tatsächlich im 160 Kilometer vom Prag ent-
fernten Tust urkundlich nachweisbar ist (RI VIII Nr. 369-372), besteht kein Grund, an der Au-
thentizität von Karls Schreiben zu zweifeln. Vgl. auch Michael de Leone, De cronicis temporum
hominum modernorum, S. 473 bzw. besser HETZENECKER, Reichs- und Kirchenpolitik des Würz-
burger Hochstifts, Beilage V S. 87: Pre/afHS ardem Karod;s rex RomaworMm t?MarfMS et Bodemorum ...
pewiews cum Miico apparafr; ac exercdH armaforMm Bodemorum ac SciaporHm dHmfaxaf repewfe Barda-
r;'a;r; dostdder srda'rdrapd .... Siehe außerdem die Chronica de ducibus Bavariae, S. 170: Eodcm
tempore immo/ere circa ^HafHor pei dies post oddum imperaforis EHdwici dr;x KaroiHS ... ddra-
pdcum exercdH Badariam, eam rap/dis et /deendiis pasfafHrHS. Audda ardem morfe imperaforis ....
1009 Zu den Schreiben siehe oben, Anm. 979 sowie MGH Const. 8, Nr. 287. Zum Umritt vgl. WERUN-
SKY, Geschichte Kaiser Karls IV., Bd. 2, S. 90-106 sowie kürzer SpEvÄCEK, Karl IV., S. 84f. und
KRAus, Vorgeschichte der Krönung Karls IV., S. 54f. Der Schwäbische Städtebund behielt sich
zunächst noch vor, mehrheitlich über die Anerkennung eines neuen Königs zu entscheiden. Die
Stadt Weißenburg im Eisass versprach Karl als Herrn anerkennen zu wollen, ließ sich aber
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wegs, auch in Norditalien sein neues Königtum angemessen in Szene zu setzen: Am
Palmsonntag und Maria Verkündigung, dem 25. März 1347) wohnte er »mit kaiserlichen
Kleidern bekleidet und mit goldenem Zepter und dem Reichsapfel, der die Beherr-
schung der Welt bezeichnet, in den Händen« persönlich der Messe in Trient bei, gefolgt
von einem Umritt durch die Stadtü'"^ Das militärische Unternehmen hingegen schei-
terte, so dass Karl wenig später nach Böhmen zurückkehrte und dort zusammen mit
seiner Frau Bianca von Valois am 2. September zum König gekrönt wurde."""^
Karl rüstete gerade zu einem erneuten Kriegszug gegen den Kaiser,'""" als dieser
am 11. Oktober überraschend verstarb. Die geplante militärische Aktion wurde so zu
einem Umritt durch das Reich, begleitend von zahlreichen Schreiben der Kurfürsten,
die den Reichsstädten noch einmal die bereits geschehene Wahl und Krönung ihres Kö-
nigs in Erinnerung riefen.'""'' Wie bereits in Trient scheint Karl daher auf die besondere
sten Akteure in Norditalien und Österreich, in denen um Unterstützung des rechtmäßig erho-
benen römischen Königs gebeten wurde (MGH Const. 8, Nr. 164; zur abwartenden Haltung des
Erzbischofs von Salzburg siehe Nr. 234).
1006 Chronicon Estense, S. 145: Die domiwico OiiuarHm, rav;';'" mcwsis ma;d;'i [Palmsonntag fiel 1347 aber
auf den 25. März, A.B.] Dom/dHS Karod;s rex Boemie, eiecfHS a& Ecclesia iw fmperaforem romaworMm,
yecif ceieDari missam iw cipdafe Trewfi, scüicef iw episcopaü;, Hd personaliter exddd pesfdws iwdrdMS
in;periaiÜ7MS cum pirga anrea et pda roü;wda in man/Ens, significans donn'nationen; n;nndi. Einita nn'ssa,
et?Mdapd per ciUtaten; etc.; übernommen von Corpus Chronicorum Bononiensium, Bd. 2, S. 562,
Cronaca B. Nach Trient war Karl hingegen noch als Pilger verkleidet gekommen (Chronicon
Estense, S. 144: in /;atn'tM peregrini; vgl. auch RI VIII Nr. 316b). Der Chronist macht über die Bedeu-
tung dieses Vorgangs keine Aussagen, doch mochte die Parallelität zwischen Karls Ankunft
und Jesus' Einzug in Jerusalem durchaus beabsichtigt gewesen sein; vgl. z. B. Psalm 23,7-10, vor
dem Einzug in die Kirche: Adtoiiite portas principes pesfras et eiepann'ni portae aeternales et infroiin't
rex gloriae / tpn's est rex gloriae DomiMHsydrfis et potens Dom/dHS potens in proeiio / adfoiiite portas prin-
cipes pestras et eiepann'ni portae aeternales et introiin't rex gloriae / tpn's est iste rex gloriae Dom/dHS pirtn-
tnn; ipse est rex gloriae.
1007 Zur Krönung in Böhmen siehe BÜTTNER, Krönungen, S. 127-129 sowie kurz auch HiLSCH, Krö-
nungen Karls IV., S. 110.
1008 Über die Vorbereitungen zum Kriegszug gibt ein Brief Karls IV. an die Stadt Prag Auskunft
(MGH Const. 8, Nr. 270). Siehe hierzu auch die Truppenwerbungen, die Balduin von Trier zwi-
schen April und August 1347 vornahm (MGH Const. 8, Nr. 170-223; BERNS, Hilfsverträge, bes.
S. 506f. und 518-522). SCHUBERT, Kurfürsten und Wahlkönigtum, S. 114 will - zur Unterstützung
seiner weiter reichenden These vom nicht gewollten Thronkampf -nicht an die Ernsthaftigkeit
von Karls Aussagen glauben, doch berichtet nicht nur Benesch von Weitmühl, sondern auch
Franz von Prag, Cronica Pragensis, 1. III, c. 25, S. 448 über den Kriegszug: Eodem awwo Xlll die
mewsis OctoDis dom/dHS rex cum paiido excercdr; woMd;m regwi Boemie, t?Mem cipes Pragewses ac
aiiarum cipifafMm mrdfum amplificaperMwf, persus BaMariam processit cum comdaü; priwcipMm pd;ri-
morum. Da Karl außerdem vom 15. bis 17. Oktober tatsächlich im 160 Kilometer vom Prag ent-
fernten Tust urkundlich nachweisbar ist (RI VIII Nr. 369-372), besteht kein Grund, an der Au-
thentizität von Karls Schreiben zu zweifeln. Vgl. auch Michael de Leone, De cronicis temporum
hominum modernorum, S. 473 bzw. besser HETZENECKER, Reichs- und Kirchenpolitik des Würz-
burger Hochstifts, Beilage V S. 87: Pre/afHS ardem Karod;s rex RomaworMm t?MarfMS et Bodemorum ...
pewiews cum Miico apparafr; ac exercdH armaforMm Bodemorum ac SciaporHm dHmfaxaf repewfe Barda-
r;'a;r; dostdder srda'rdrapd .... Siehe außerdem die Chronica de ducibus Bavariae, S. 170: Eodcm
tempore immo/ere circa ^HafHor pei dies post oddum imperaforis EHdwici dr;x KaroiHS ... ddra-
pdcum exercdH Badariam, eam rap/dis et /deendiis pasfafHrHS. Audda ardem morfe imperaforis ....
1009 Zu den Schreiben siehe oben, Anm. 979 sowie MGH Const. 8, Nr. 287. Zum Umritt vgl. WERUN-
SKY, Geschichte Kaiser Karls IV., Bd. 2, S. 90-106 sowie kürzer SpEvÄCEK, Karl IV., S. 84f. und
KRAus, Vorgeschichte der Krönung Karls IV., S. 54f. Der Schwäbische Städtebund behielt sich
zunächst noch vor, mehrheitlich über die Anerkennung eines neuen Königs zu entscheiden. Die
Stadt Weißenburg im Eisass versprach Karl als Herrn anerkennen zu wollen, ließ sich aber