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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0022
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1.1 Fragestellung und Forschungsstand

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sammenhang mit Ereignissen des Untersuchungsraumes stehen - eine geson-
derte Untersuchung erfolgt jedoch nicht. Andererseits wurden die Gebiete
nördlich und östlich des Reiches wie auch der Nordosten des Reiches selbst dem
Christentum gerade erst dauerhaft erschlossen,* * * * * * * 30 während es auf der Iberischen
Halbinsel nach dem Zurückweichen des Islam langsam wieder Fuß fasste.31 In
England hingegen kam es erst nach der normannischen Eroberung 1066 und der
anschließenden Berufung Lanfranks von Bec zum Erzbischof von Canterbury ab
1070 zu nennenswerten kirchenreformerischen Maßnahmen.32
Ziel ist es, durch Sichtbarmachen der Strukturen kirchenreformerischer
Kommunikation mehr Licht in das Dunkel der „verschlungenen Wege der Re-
formbewegung" gelangen zu lassen und dadurch das Gefüge zu erhellen, in

der Einschätzung, dass ein wirkliches Reformwerk päpstlicher Legaten in Frankreich erst ab
1072 anzusiedeln sei, zuvor hätte vor allem der Episkopat den meisten Widerstand geleistet, so
dass die einzige Legation (Petrus Damiani 1063) einer von ihm nicht näher bestimmten „phase
preparatoire" zuzuordnen sei. Dagegen sprechen die von Th. Schieffer, Legaten 1935 beschrie-
benen Legationen. Vgl. ferner Ziezulewicz, Sources 1996, S. 432-445; Guillotel, Pratique 1974. -
Zum Süden vgl. bezüglich der Kanonikerreform Dereine, Vie 1946, S. 372; zur Gottesfriedens-
bewegung s. unten Abschnitt II.2.2.
30 Zu Skandinavien vgl. von Padberg, Abschluss 2006, besonders S. 471f. und Cowdrey, Reform
1998 vor allem für die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts. Zu Mittel- und Osteuropa allgemein
Lübke, Europa 2004, zur Christianisierung Font, Spannungsfeld 2008, S. 91-141, besonders S.
103f., 136f. Zu Ungarn vgl. Glatz, Staatsbildung 2002 sowie Wolter, Synoden 1988, S. 197-200,
zum ostelbischen Raum D. Kurze, Christianisierung 1990/91. Die von Adam von Bremen be-
schriebene Reformbedürftigkeit in Dänemark zielte auf andere Problemfelder als die hier rele-
vanten (vgl. Adam Bremensis, Gesta Hammaburg. III 75, S. 221). Ob eine für 1065 vermutete
Synode zur Lösung dieser Probleme überhaupt stattfand, bleibt fraglich (vgl. Kluger, Ordnung
2007, S. 297).
31 Vgl. einführend Vones, Geschichte 1993. - Zum Verhältnis Chmys zu Spanien vgl. Segl, Kö-
nigtum 1974, insbesondere zur Legation des Hugo Candidus nach Spanien 1065-1067/68, vgl.
Cowdrey, Cluniacs 1970, S. 214-220; zu Hugo selbst s. unten Abschnitt VI.4.13.
32 Vgl. jüngst Bihrer, Begegnungen 2012; Hägermann, Papsttum 2008, S. 205; Vollrath, Investi-
turstreit 2007, S. 229; Ortenberg, Church 1992; K. Reinhardt, Lanfrank 1992. Nach Vollrath, S. 244
hätten Lanfrank und sein Nachfolger Anselm mit einem starken englischen Königtum ohne
päpstliche Einmischung regieren wollen, was bedeutete, dass zwar Gehorsam in großen Fragen
bestanden hätte, aber eine Einmischung päpstlicherseits unerwünscht gewesen wäre. Zwar
nahmen unter Papst Leo IX. einige englische Bischöfe und Äbte hin und wieder an Reform-
synoden teil, doch sind keine konkreten Reformmaßnahmen im Zusammenhang mit Kontakten
überliefert. Vgl. Ortenberg, Church 1992, S. 159 bezüglich der besuchten Synoden von Reims,
Vercelli und Rom 1050: ,,[T]he English envoys were bound to become aware of the reforming
drive in the Church under Leo IX and probably met some of the reformers at these councils, such
as Humbert of Moyenmoutier." Zudem sei es sehr wahrscheinlich, dass „some of the eleventh-
century movements of monastic reform and eremitism (...) were at least known in England,
although there is no direct evidence available to confirm this supposition" (S. 106). Selbst der
Besuch des Mönches Johannes von Fecamp am englischen Königshof zeitigte keinerlei kir-
chenreformerische Folgen. Spirituelle Vorstellungen in seiner Richtung „were not of major
consequence in England before the end of the eleventh Century", so Ortenberg, Church 1992,
S. 107. Vgl. zu ihr allerdings die Kritik von Jäschke, Rezension 1996, S. 278.
 
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