Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0030
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1.2 Quellenlage

29

deren Analyse und -Interpretation muss die leidenschaftliche Stellungnahme
beider Seiten und eine entsprechende Perspektive auf die Ereignisse stets mit-
gedacht werden.
Bis in die 1060er Jahre liegen vereinzelte und oft nur grob zu datierende
Erörterungen über Simonie, Verwandtenehe und die Rolle von Laien in der
Kirche oder Berichte über päpstliche Legationen vor.* * * * * * * * * 81 Für die anschließende Zeit
hingegen sind verstärkt solche Texte erhalten, „die die Richtigkeit der Reform-
ideen und des eigenen Standpunktes in der Auseinandersetzung zwischen Re-
gnum und Sacerdotium mit (nach Meinung der Autoren) stichhaltigen geistigen
Argumenten beweisen wollten."82 Über Zweck und Bedeutung dieser aufgrund
des Untersuchungszeitraums hier nicht weiter relevanten so genannten Streit-
schriften herrscht allerdings noch immer Uneinigkeit.83 Und auch eine eindeu-
tige Gattungszuordnung ist aufgrund der vielfältigen Inhalte und Anlässe nicht
immer möglich.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Fragestellung eine umsich-
tige Kombination verschiedener Arten von Schriftquellen erfordert, um sowohl
die quantitative wie qualitative Heterogenität des Quellenmaterials zu kom-
pensieren als auch dessen teilweise geringe Informationskraft voll auszuschöp-
fen. Schließlich hängt die Qualität der Netzwerkanalyse von einer möglichst
breiten, zugleich aber verlässlichen und daher möglichst transparenten Daten-
basis ab.

1077 entstandenen, kurzen und teilweise fehlerhaften Textes bei Golinelli, Pataria 1984, S. 131-
141; Landulfi historia Mediolanensis III, S. 73-100. Am Beginn des 12. Jahrhunderts verfasst, ist
dieser Text der einzige Zeuge bezüglich der Verteidigung der Ehe durch den Mailänder Klerus.
Italienische Übersetzung des dritten Buches in Auszügen bei Golinelli, Pataria 1984, S. 147-163. -
Bezüglich der drei päpstlichen Legationen ist die Quellenlage unterschiedlich: Von der ersten
Legation Ende 1057 ist nur die Sache als solche berichtet, über die zweite handelt der eben
genannte Brief Petrus Damianis, zur dritten durch Bischof Mainard von Silva Candida und
Kardinalpriester Johannes Minutus 1067 vgl. IP 6,1, S. 48, Nr. 99, Text in der Collectio 19, Sp.
946A-948E; ital. Übersetzung bei Golinelli, Pataria 1984, S. 179-183.
81 Zu den jeweiligen Quellen s. unten Abschnitt II.2.
82 Goetz, Geschichtsschreibung 2008, S. 49.
83 In den MGH LdL werden auch Texte, die vor der Jahrhundertmitte entstanden, darunter gefasst.
Vgl. einführend am besten R. Schieffer, Libelli 1991. Laut Suchan, Königsherrschaft 1997, S. 260
und 303 sollten manche Streitschriften als „praxisorientierte Hilfsmittel bei der Vorbereitung von
Verhandlungen" dienen und „für konkrete, pragmatische Zwecke geschrieben worden" sein -
„aber für alle oder auch nur die meisten dieser Texte gilt das keineswegs", so W. Hartmann,
Wahrheit 2007, S. 78, weil die Gliederung wenig benutzerfreundlich und der Umfang zu groß
gewesen seien.
 
Annotationen