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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0178
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II.3 Personen und Gruppen

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Viktor II., Bischof von Eichstätt, dem Papst Leo IX. nach dem Tod Heinrichs III.
die Rückkehr der Inhaftierten und ihres Gemahls in ihre frühere Machtposition.
Diese förderten 1058 die Wahl Nikolaus' II. und waren aufgrund ihrer Machtfülle
wohl der entscheidende Grund, warum Gottfrieds Bruder Friedrich im darauf-
folgenden Jahr Papst Stephan IX. wurde. Auch die Verhinderung der Reise des
Gegenpapstes1027 Honorius II. nach Rom 1061 sowie die Sicherung der Synode
von Mantua 1064, welche das Schisma endgültig beendete, sind in diesem Zu-
sammenhang zu nennen. Diese Zusammenarbeit, so Schmidt mit Bezug auf
Reformer in päpstlichem Umfeld, sei ein offenkundiger „Rückfall in die frühe-
ren, von dieser Gruppe in erster Linie bekämpften Zustände des Laieneinflusses
auf die Besetzung geistlicher Ämter"1028.
Im Rahmen der Kirchenreform sind im Gegensatz zum 12. Jahrhundert1029
kaum weibliche Reformerinnen aus dem geistlichen Stand zu vermerken: Einzig
die Äbtissin Itta von Sant'Ellero untersagte bei ihrer Güterschenkung zur
Gründung Vallombrosas simonistische Handlungen.1030 Demgegenüber können
jedoch auch nur zwei weibliche Laien als aktive Reformerinnen bezeichnet
werden: Es handelt sich um Agnes von Poitou, die zweite Ehefrau Heinrichs IIL,
sowie eine sonst nicht weiter bekannte Tetberga aus dem Raum Florenz.1031 Ein
Engagement Adelheids von Turin und seitens Beatrix von Canossa-Tuszien darf
vermutet werden.1032
Dabei tritt zwar ein Interesse an den Reformthemen Simonie und Kanonik-
erreform zu Tage, doch sind die näheren Umstände einzelner Handlungen und
Schenkungen kaum zu klären. Initiierende oder maßgebliche Rollen nahmen die
Frauen wohl nicht ein.1033 Wie schon Beatrix Wilms für das 12. Jahrhundert
konstatierte, handelte es sich vor allem um „assistierende, zuliefernde Hinter-
grundarbeit (...), die zwar - im materiellen wie immateriellen Bereich - für die
Reformbewegung unentbehrlich war, der Idee selbst aber keine neuen Impulse
brachte und auch ... keine neuen Ausdrucksmöglichkeiten und Lebensformen
für Menschen bereitstellte, die sich von der Reform angesprochen fühlten."1034

1027 Zu diesem Phänomen vgl. jüngst Müller - Hotz, Gegenpäpste 2012.
1028 T. Schmidt, Alexander II. 1977, S. 118.
1029 Zum 12. Jahrhundert vgl. Wilms, Amatrices 1987, S. 174: „Es sind nicht allein sehr viel mehr
Frauen als in der Literatur gemeinhin beschrieben im Umfeld der Reform sichtbar geworden,
sondern sie präsentieren sich auch in einer vielfältigen Erscheinungsform, die sich nur annä-
hernd systematisieren läßt." Es handelte sich weder um Bewegungen noch um Einzelphäno-
mene.
1030 IS III, Sp. 231-234, hier Sp. 233: „praepositus sive abbas fuerit inventus per aliquem modum simoniacae
haeresis sit ordinatus aut non regulariter vivat, licentiam habeamus ipsum omnimodis abiicere et me-
liorem et regulärem ibi restituere."
1031 Zu ihnen s. unten Abschnitte VI.1.1 und VI.1.15.
1032 Petrus Damiani, Briefe 3, Nr. 112, S. 258-288 und Nr. 114, S. 295-306. Vgl. Wilms, Amatrices 1987,
S. 87f.
1033 Zur Rolle der Frau im Mittelalter vgl. einführend Nolte, Frauen 2011; Fößel, Königin 2000; H.-W.
Goetz, Frauen 1995 und spezieller Elliott, Wife 2005; Wilms, Amatrices 1987.
1034 Wilms, Amatrices 1987, S. 91.
 
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