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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0363
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362

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

besuchte im Februar 1056 die Synode des päpstlichen Legaten Hildebrand im
Erzbistum Lyon (vielleicht in Chalon-sur-Saöne), auf welcher wohl der Erzbi-
schof von Embrun wegen Simonie abgesetzt wurde.1904 Zu Beginn des Jahres
1060 schließlich hielt der päpstliche Legat Stephan ein Konzil an Leodegars Sitz
in Vienne ab und verkündete dort die römischen Beschlüsse gegen Simonie und
vermutlich auch gegen Nikolaitismus von 1059.1905 Wenn die Quellen für diese
Teilnahmen auch keine individuelle reformerische Aktivität sichtbar werden
lassen, so tritt Leodegar im Jahre 1053 als engagierter Kämpfer für simoniefreie
bischöfliche Promotionen auf: Er intervenierte bei der Eingabe Erzbischof Hugos
von Besannen an Papst Leo IX., welcher gerade in Lothringen weilte, mit dem
Ziel, den simonistischen Kandidaten Heinrichs I. von Frankreich nicht auf den
Stuhl von Leodegars Nachbarbistum Le-Puy-en-Velay gelangen zu lassen. Das
Manöver war erfolgreich, denn Leo rief den kanonisch gewählten Kandidaten
Petrus nach Rimini und verlieh ihm dort persönlich unter Assistenz Leodegars
das Bistum Le Puy.1906
VI.2.2.21 Nithard, Bischof von Nizza
Über den nur drei Jahre (1037-1040) regierenden Bischof Nithard1907 von Nizza ist
in reformerischer Hinsicht lediglich bekannt, dass er gemeinsam mit Abt Odilo
von Cluny, Bischof Benedikt von Avignon und Erzbischof Raimbald von Arles
um das Jahr 1040 einen Aufruf an die italienischen Bischöfe sandte, den Got-
tesfrieden zu übernehmen.1908 Ob er tatsächlich Kanoniker in Ste-Marie in For-
calquier war, wie Poly vermutete, kann nicht erwiesen werden.1909
VI.2.2.22 Petrus Damiani, Kardinalbischof von Ostia und Prior von
Fonte Avellana
Eine der exponiertesten Gestalten der Reform im Italien der Jahrhundertmitte ist
der Eremit, Kardinal und Kirchenlehrer Petrus Damiani.1910 Nach Studienauf-
enthalten in Ravenna, Faenza und Parma um 1035 in den Eremitenkonvent Fonte
Avellana eintretend, wirkte Petrus während einer einjährigen Lehrtätigkeit in S.
Vincenzo zu Petra Pertusa auf die monastische Disziplin der Mönche und ver-
fasste die Vita seines zwar geistigen, indes nicht persönlichen, Lehrers Romuald

1904 Jahr und Ort dieser Synode sind umstritten, vgL Th. Schieffer, Legaten 1935, S. 56, Anm. 5.
1905 S. unten Anm. 1978.
1906 S. oben Anm. 758.
1907 Zu ihm vgl. Poly, Provence 1976, S. 191, 193, 196, 255.
1908 S. oben S. 48.
1909 Poly, Provence 1976, S. 191 mit Anm. 123 vermutete dies aufgrund eines Eintrags in das To-
tenbuch von Ste-Marie. Allerdings kann Nithard auch aus anderen Gründen dort ausgenommen
worden sein.
1910 Aus der fast unüberschaubaren Literatur vgl. nur die größeren Werke von Freund, Studien 1995;
Pier Damiani 1972-1978; Laqua, Traditionen 1976; Hamilton, Pierre 1975; StudGreg 10 1975;
Reindel, Petrus 1975; Leclercq, Pierre 1960; Löwe, Petrus 1955; Dressier, Petrus 1954; Blum,
Monitor 1947.
 
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