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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0362
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VI.2 Kleriker

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an das Volk zunächst gegen die nikolaitischen, bald auch gegen die simonisti-
schen Zustände innerhalb der ambrosianischen Kirche ein.1892 Seine Redege-
wandtheit wird besonders betont,1893 wenngleich er zwar dem Mailänder
Domklerus angehörte, aufgrund fehlender Weihen jedoch nicht zur Predigt be-
rechtigt war.1894 Als Angehöriger des höheren Adels galt Landulf einigen Ver-
tretern des zumeist adligen Mailänder Hochklerus zudem als Verräter.1895 Auf
der Provinzialsynode von Fontaneto im November 1057 exkommuniziert, reiste
er zu Papst Nikolaus II. mit dem Ziel, dessen Unterstützung gegen die wider-
spenstigen Kleriker zu erlangen, doch wurde er auf dem Weg bei Piacenza
überfallen und schwer misshandelt.1896 Auch an Ostern 1058 fand ein Überfall
auf ihn statt.1897 Von den stürmischen Auseinandersetzungen im Rahmen der
Legation Petrus Damianis 1059/60 entsetzt, schwor er, Mönch zu werden. Weil er
dieses Gelöbnis aber nicht einlöste, rügte ihn Damiani in einem Mahnbrief.1898 Er
starb 1061 oder 1062 vermutlich an den Spätfolgen der erlittenen Misshand-
lungen.1899
VI.2.2.20 Leodegar, Erzbischof von Vienne
Der vormalige Kanoniker aus Le-Puy-en-Velay, Leodegar1900, wurde 1025 Propst
von St-Bamard in Romans und vor Oktober 1031 Vorsteher der im Süden des
Königreiches Burgund gelegenen Erzdiözese Vienne, welche er bis zum Jahre
1070 leitete.1901 Er ist am 4. September 1042 auf einer von Raimbald von Arles in
St-Gilles einberufenen Versammlung anwesend, auf der Rittern für fast zwei
Monate das Waffentragen untersagt und die Unverletzbarkeit der Kirchen aus-
gerufen wurde.1902 Zudem nahm er am Laterankonzil Leos IX. 1050 teil1903 und

1892 Andrea di Strumi, Vita s. Arialdi 5-8, S. 10531.
1893 Ebd., S. 1053, Z. 31.; Amull von Mailand, Liber gestorum III10, S. 175, Z. 5.
1894 Golinelli, Pataria 1984, S. 38; Somigli, Pier 1973, S. 200; Violante, Laici 1972, S. 180-182. Die zuletzt
von Roversi Monaco, Landollo 2004, S. 486 angelührten Belege der Geschichtsschreiber, die
Landull als „membro del clero maggiore della cattedrale milanese" belegen sollen, enthalten
lediglich Hinweise aul seine vornehme Herkunft, nicht aber aul einen Weihegrad. Den klerikalen
Selbstverpflichtungseid anlässlich der Legation Petrus Damianis 1059 unterschrieb ein „Lan-
dulfus subdiaconus" (Petrus Damiani, Briefe 2, Nr. 65, S. 243, Z. 1) - ob eine Identität vorliegt, kann
hier nicht geklärt werden, wenngleich Hägermann, Papsttum 2008, S. 99 dies annahm.
1895 Andrea di Strumi, Vita s. Arialdi 8, S. 1054, Z. 14-16. Zur sozialen Herkunft des Klerus vgL H.
Keller, Origine 1977, S. 147f.
1896 S. oben Anm. 509.
1897 Vgl. Andrea di Strumi, Vita s. Arialdi 8, S. 1054, Z. 14-24.
1898 Petrus Damiani, Briefe 2, Nr. 70, S. 310-322; Somigli, Pier 1973, S. 199f.; Violante, Laici 1972,
S. 240.
1899 Landulfi historia Mediolanensis III29, S. 95, Z. 14-19; Arnulf von Mailand, Liber gestorum III16,
S. 187.
1900 Zu ihm vgl. Galland, Role 2002, S. 93f.; Hiestand, Legats 1993, S. 57; Poly, Provence 1976, S. 193,
195f., 258f.; Bligny, Eglise 1960, S. 31, 36, 39-41.
1901 Vgl. Bligny, Eglise 1960, S. 39.
1902 Vgl. Collectio 19, Sp. 843; Pontal, Conciles 1995, S. 135f. (zu 1042 oder 1056); Poly, Provence 1976,
S. 196 und 199, Anm. 161 (zu 1042 oder 1044).
1903 Vgl. Gresser, Synoden 2006, S. 23, Anm. 69.
 
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