Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0364
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VI.2 Kleriker

363

von Camaldoli.1911 Im Anschluss übernahm er das Priorat in Fonte Avellana,
dessen ökonomische Grundlage er verbesserte.1912 Eine rege Gründungstätigkeit
führte später zur Errichtung zahlreicher, mit Fonte Avellana verbundener
Klöster und Einsiedeleien.1913 Der streng asketische Abt Guido von Pomposa
erwirkte von seinem Fonte Avellaner Amtsbruder eine zweijährige Predigttä-
tigkeit des gelehrten Petrus 1040-1042 in Pomposa, deren glücklicher Verlauf sich
in Petrus' späterer Bitte um Aufnahme in die Gebetsbruderschaft des Konventes
niederschlug.1914 Darüber hinaus suchte Damiani in Briefen und durch persön-
liche Präsenz Kontakt zu anderen Reforminteressierten. Bezüglich der Streit-
frage, inwieweit simonistische Weihen bzw. von Simonisten gratis vollzogene
Weihen Gültigkeit beanspruchen dürften, vertrat der Ravennater einen eher
versöhnenden und vermutlich daher breiter rezipierten Standpunkt, während
Kardinal Humbert von Silva Candida, ein Mitarbeiter Papst Leos IX., in seiner
rigorosen Haltung gegen diese „spitzfindige" Ansicht polemisierte.1915 1057
durch Papst Stephan IX. zum Kardinalbischof von Ostia erhoben, nahm Petrus
Einfluss auf die im Papstwahldekret des Jahres 1059 festgeschriebenen Be-
schlüsse und übte mehrere Legatenreisen sowie Vermittlertätigkeiten bis zu
seinem Tod 1072 aus.1916 Seinen vielfältigen Reformkontakten widmet sich Ab-
schnitt III.2.1.1 oben.
VI.2.2.23 Poppo von Babenberg, Erzbischof von Trier
Der in Regensburg ausgebildete Sohn des österreichischen Markgrafen Liutpold
L, Poppo1917, gehörte wohl bereits der königlichen Kapelle Ottos III. an,1918 er-
langte jedoch unter Heinrich II. noch höhere Wertschätzung. Denn dieser be-
traute Poppo nicht nur als ersten Dompropst mit der Güterverwaltung seines
geschätzten Bamberger Domkapitels, sondern investierte ihn Anfang 1016 mit
dem Trierer Erzbistum.1919 Dem Reformabt Poppo von Stablo übergab der Trierer

1911 Vgl. Laqua, Traditionen 1976, S. 103-109. Zu Romuald vgl. einführend Tabacco, Romuald 1995,
zu Camaldoli W. Kurze, Geschichte 1971.
1912 Zum Lebenslauf vgl. Fornasari, Petrus 1992, der jedoch den von Petrus selbst als Vorkämpfer
gegen die Simonie gerühmten Ravennater Erzbischof Gebhard (vgl. Petrus Damiani, Briefe 1, Nr.
3) als Simonist bezeichnet. Hier liegt vielleicht eine Verwechslung mit Gebhards Nachfolger,
dem 1046 wegen Amtsanmaßung durch Heinrich III. abgesetzten Widger, vor.
1913 Vgl. Freund, Petrus 1994, Sp. 346-358.
1914 Zum Verhältnis zwischen Petrus und Guido vgl. Laqua, Traditionen 1976, S. 38-53; Baiboni, Pier
1975. Zur Aufnahme in die Gebete der Mönche von Pomposa vgl. Petrus Damiani, Briefe 1, Nr. 6.
1915 Vgl. Freund, Studien 1995, S. 11-15; s. auch oben S. 56.
1916 Vgl. T. Schmidt, Alexander II. 1977, Register.
1917 Zu ihm vgl. W. Schmid, Poppo 1998; Jank, Bemerkungen 1982; Heintz, Simeon 1967; Flecken-
stein, Hofkapelle 2 1966, Register S. 309; Jacobi, Erzbischof 1961; Klewitz, Königtum 1939, S. 105,
124f.; Lesser, Erzbischof 1888.
1918 Vgl. Fleckenstein, Hofkapelle 2 1966, S. 98f., 178, Anm. 155.
1919 Zur Einsetzung als Dompropst und Investitur mit Trier vgl. Bamberger Regesten, Nr. 36a;
Mittelrheinische Regesten 1, Nr. 1189; Jacobi, Erzbischof 1961, S. 14f. Zur wirtschaftlichen Er-
werbspolitik für die Bamberger Kirche vgl. ebd., S. 17-19. Das Verhältnis zwischen den beiden
 
Annotationen