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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.4239#0032
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— 28 —

Da die Augsburger meine Kupferstiche schon seit einigen Jahren copiren, und die Franzosen meine Fächer
nachmachen, und auf der Frankfurther Messe verkaufen, und in auswärtigen Landen sehr beliebt sind; so ist ganz
leicht zu schliesen, daß ich mir einen namhaften Absatz an verschiedene Handelsplätze zu versprechen habe. Ich
versichere zugleich, daß, wenn die Abnahme bey mir in solcher Quantität geschieht, als ich mir versprechen und
hoffen kan, ich den einzelnen Handverkauf in meinem Gewölbe aufgeben, und mich nur lediglich dahin befleißen
werde, alle Herrn Kaufleute immerzu mit neuen Stücken in erforderlicher Menge versehen zu können. Sollten einige
Herren Kaufleute noch französische Fächer haben, deren Überzüge nicht interessant genug sind, so können sie neue
auf ihre Gestelle bey mir erhalten.

Wien, den löten May 1786. Löschenkohl.«

Die Vorliebe des ausgehenden XVIII. Jahrhunderts für Miniaturen brachte Löschenkohl auf die Idee, nach
französischem Vorbilde — diese waren damals haute nouveaute in Paris — Glasknöpfe mit Miniaturen hinter dem Glase
herstellen zu lassen. Der Wiener Korrespondent des »Journal der Moden« berichtet unter dem 21. Juli 1787 darüber
folgendes: »Die Knöpfe mit Miniatur-Mahlerey unter Glase sind auch schon hier, werden aber auch nicht häufig getragen.
Indessen hat Herr Löschenkohl, dem man Betriebsamkeit und Spekulationsgeist gewiß nicht absprechen kann, schon
eine Fabrik in dergleichen Knöpfen angelegt. Die Malerei davon stellt Amors, Reiter, Pferde, Landschaften, weibliche
Köpfe, mythologische Gegenstände etc. vor. Ein Freund hat mir versichert, sogar eine Garnitur mit den Leiden des
jungen Werther gesehen zu haben, davon der letzte Knopf am Frack die Pistolenszene vorgestellt habe. — Armer
Werther! Das heißt doch unsere Dichter benutzen!«

In demselben »Journal der Moden«, Juli 1788 (LIII ff.) annonciert dann Löschenkohl selbst seine neuen Knöpfe
sowie einige neue Fächer. Dabei gibt er auch Preise an, die für Fächer von 36 Kreuzer bis 72 Gulden pro Dutzend
variieren.

»In meiner Hütte, auf dem Hof allhier zu Wien, gleich wenn man aus der Bognergasse kömmt, in der ersten
Seitengasse, Nr. 310, ist außer vielen andern Kupferstichen und Fächern neu zu haben:

1. Ein ganz neuer Fächer unter dem Titel: Der Katechismus der Liebe. Amor steht umringt von Frauenzimmern,
in verschiedenen Trachten, und legt ihnen Fragen aus dem Katechismus vor, der auf eine witzige Art die Geheim-
nisse der Liebe erklärt. Das Stück von 20 Kr. bis 2 Dukaten.

Kaufleuten, welche diese Fächer dutzendweise nehmen, wird man die billigsten Preise machen.

2. Das Portrait des Abdi Bassa von Belgrad. Der Bassa sitzt auf seinem Sopha, neben ihm liegt sein bekannter
Löwe, und ein Janitschar überbringt ihm einen Ferman. Ich hoffe um so zuversichtlicher, daß dieses Stück Beyfall
erhalten wird, da hiesige Griechen, welche den Bassa kennen, mich versicherten, daß das Portrait, welches ich von
guten Händen bekommen, vollkommen getroffen ist. 10 Kr. Illuminiert 30 Kr.

3. Das Porträt des Waaren Hastigs Esqu. Dieser durch seinen jetzigen Prozeß so merkwürdige Mann, ist, wie
hiesige Engländer, die ihn persönlich kennen, versichern, in diesem Porträt vollkommen getroffen. 20 Kr.

4. Verschiedene Kupferstiche, welche die wichtigsten Kriegsvorfälle in dem jetzigen Kriege, wie auch Gewohn-
heiten und Ceremonielle der Türken vorstellen, desgleichen Pläne, Prospekte und Landkarten, welche auf den jetzigen
Krieg Bezug haben.

5. Neue Knöpfe nach den neuesten Moden, auf verschiedene Manier.

Detto auf Staatskleider, gemalte, von Elfenbein fein ausgeschnitten, mit Steinen besetzte, mit Folie belegte. Das
Dutzend von 4 Fl. bis 12 Dukaten.

Detto auf die jetzige Mode-Kleider mit Stroh belegte.

Detto auf Kapots, Tombach und vergoldet, schwarz sowohl als bunt lackirte. Das Dutzend von 1 Fl.
bis 16 Fl.

Diese Knöpfe sind sowohl Dutzend- als auch Großweise in den wohlfeilsten Preisen zu haben.

6. Fächer von allerhand Gattungen nach den gefühlvollsten Erfindungen und in verschiedenen Preisen

Fl. Kr.

Nro. 0 das Dutzend..........— 36

» 1 » » ..........— 45

4

2 » » .......... 1 —

3 » » .......... 1

s 2 _

5 » » .......... 3 —

6 » » .......... 4 —

7 » » .......... 6 30

Fl.

Nro. 8 das Dutzend.......... 9

» 9 » » .......... 10

» 10 » » .......... 13

»11 » » .......... 15

» 12 » » .......... 20

» 13 » » .......... 24

» 14 » » .......... 30

» 15 » » .......... 48

Nro. 16 das Dutzend..........72 Fl.
 
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