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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0021
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häufig sind solche von den beliebten Stichen des XVIII. Jahrhunderts. |
Holzstöcke, in die die Zeichnung geschnitten ist und von denen
Drucke genommen sind, können zwar zu nichts anderem mehr verwendet
werden, daß aber gleichwohl verhältnismäßig wenige aus alter Zeit auf
uns gekommen sind, hängt selbstverständlich mit der Zerstörbarkeit des
Materials durch Feuer und Holzwurm zusammen; größere Platten sprin-
gen auch leicht in der Presse. Daß Neudrucke von alten Stöcken selbst
aus dem ersten Viertel des XVI. Jahrhunderts vorzüglich ausfallen können,
beweisen die durch Holzhausen für das Jahrbuch der kunsthistorischen
Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses hergestellten Drucke von
den in der Hofbibliothek aufbewahrten Originalstücken der Maximilianea.
Derschau-Druckc werden, wenn dem Papier und der Foliierung keine Be-
achtung geschenkt wird, noch immer leicht für alte Abzüge angeschen.
Gefährlicher aber als Neudrucke sind selbst für ein geübtes Auge photo-
mechanische Reproduktionen graphischer Blätter. Niemand kann die gute
Strichätzung nach einem alten Holzschnitt, wenn sie auf altes Papier ge-
druckt ist, von ihrem Original unterscheiden. Heliogravüren nach alten
Stichen und Radierungen sind, wenn nicht das Papier die Neuheit verrät,
gleichfalls leicht mit den Originalen zu verwechseln, besonders dann,
wenn diese zum Vergleich nicht bei der Hand sind. Englische Kupfer-
stiche vom Ende des XVIII. Jahrhunderts, Schabblätter und Punktierstiche,
besonders die vielbegehrten farbigen, werden auf diese Weise massenhaft
gefälscht. Aber auch moderne Blätter werden mittels Heliogravüren gerne
imitiert, am häufigsten vielleicht Radierungen von Rops, die nicht wegen
ihres hohen Kunstgehaltes, sondern wegen der obszönen Darstellungen
ungemein gesucht sind. Lithographien können durch Photolithographien
und Lichtdrucke ziemlich täuschend nachgemacht werden. Derlei Fäl-
schungen kommen von beliebten Altwiener Lithographien vor, zum Bei-
spiel von der Serie der Wiener Fuhrwerke und schon auch von gewissen
Kriehuber-Bildnissen. Jede ehrliche und vorsichtige photomechanische
Reproduktion eines alten Kunstblattes sollte daher als solche womöglich
durch das Wasserzeichen des Papiers, worauf sie gedruckt ist, kenntlich
gemacht sein. Dies käme freilich unverhältnismäßig hoch, der übliche
Stempel auf der Rückseite aber genügt nicht, denn seine Farbe darf nicht
allzu tief ins Papier eindringen, sonst scheint er auf der Vorderseite durch,
sitzt er aber nur locker auf, so kann er ganz leicht wegradiert werden.
Vielleicht vermöchten diskrete Trockenstempel, natürlich innerhalb des
Bildrandes eingepreßt, hinreichend zu warnen. Im übrigen wird man jedem
Käufer alter graphischer Blätter, wie jedem Sammler überhaupt, den Rat
geben müssen, daß er sich auf keine Weise besser vor Betrug schützen
könne, als wenn er sich mit dem Kunstzweige, dessen Früchte er aufzu-
speichern beabsichtigt, so vertraut als möglich macht und sich so oft und
so genau, als es nur irgendwie angeht, die unzweifelhaft echten Blätter
in den alten Sammlungen ansieht; auch eine gewisse Kenntnis der photo-
mechanischen Reproduktionsverfahren ist heutzutage für einen Sammler
graphischer Kunst wohl unerläßlich. A. W.

Allgemeines Lexikon der bildenden Künst-
ler von der Antike bis zur Gegenwart. Herausgegeben
von Ulrich Thieme und Felix Becker. III. Band. Bassano—
Bickham. Leipzig, W. Engelmann, 1909.

In dem neuen Bande dieses groß angelegten Werkes ist ein noch
stärkeres Streben nach Knappheit zu spüren als in den beiden ersten
Bänden, die wir im vorigen Jahre an dieser Stelle zu besprechen Gelegen-
heit hatten. Trotz diesem sehr erfreulichen Bestreben der Herausgeber,
die in dieser Hinsicht wohl nicht immer von ihren Mitarbeitern unter-

stützt werden dürften, scheint die Anzahl der Künstler, die behandelt
werden müssen, immer mehr anzuwachsen und dem Buchstaben B
werden wohl noch ein paar Bände gewidmet werden müssen. Wir
fürchten daher fast, daß wir die Vollendung dieses wichtigen, ja unent-
behrlichen Werkes nicht mehr erleben werden. Vielleicht ließen sich doch
noch Kürzungen anbringen, die dem schnelleren Fortschreiten des
Werkes dienlich sein könnten. Jedenfalls sollten die Herausgeber es sich
nicht nehmen lassen, alle ästhetischen Abschweifungen, die die Autoren
in der Form von Charakteristiken einzuschmuggeln lieben, ganz unbarm-
herzig zu streichen. Ein bezeichnendes Beispiel einer solchen über-
flüssigen ästhetischen Betrachtung findet sich in Gustave Geffroys Artikel
über Bastien-Lepage. Abgesehen davon, daß wir persönlich diesen
Maler »noch jetzt für einen großen Mann halten, da es Mode ist, ihn
zu tadeln«, so glauben wir, daß es für die Benutzer des Lexikons sicher-
lich wichtiger wäre, zu erfahren, daß der Künstler auch eine Anzahl von
Originalradierungen geschaffen hat, als die einige Spalten füllende
Meinung des Herrn Geffroy über ihn zu hören. Auch die Literatur ist
hier unvollständig angegeben. Ebenso fehlt bei dem Artikel Francois
Monods über Albert Besnard auch nur eine Erwähnung der Radie-
rungen des Künstlers, obwohl in der Literaturangabe auf Beraldis »Gra-
veurs du XIXe siecle« verwiesen ist. Schätzt man auch die graphische
Tätigkeit dieser Künstler gering ein, so würde wenigstens die Bezeich-
nung als »Maler und Radierer« anschließend an die Überschrift des
Artikels von den Liebhabern der graphischen Künste gefordert werden
können. — Aufgefallen ist uns, daß bei einigen Artikeln, besonders
kleineren Umfangs, die von den Herausgebern mit sorgsamer Mühe ge-
sammelte Literatur von den Autoren nicht berücksichtigt worden ist.
Andrerseits fehlt noch immer in manchen Teilen das, was wir für das
Wichtigste der Literaturangaben halten : der Nachweis der publizierten
und nicht publizierten urkundlichen Nachrichten über die einzelnen
Künstler. In James Weales Beitrag über den altniederländischen Maler
Ambrosius Benson vermissen wir zum Beispiel diesen Nachweis ganz,
obwohl der Artikel ganz auf den von dem Verfasser selbst gefundenen
Urkunden gegründet ist; andrerseits werden hier im Texte die diesem
Künstler auf Grund einer ansprechenden Hypothese Georges Hulins
neuerdings zugeschriebenen Bilder gar nicht erwähnt, während die an-
gegebene Literatur ausschließlich von diesen Bildern handelt. — Daß in
dem Artikel über Johann Bergl, den österreichischen Barockmaler, der
an leicht zugänglicher Stelle abgedruckte Aufsatz Arpad Weixlgärtners
(Jahrbuch der k. k. Zentralkommission für Kunst- und historische Denk-
male, I, 1903), der die wichtigsten urkundlichen Nachrichten über diesen
Künstler bringt, ganz übersehen worden ist, möchten wir im Vorbeigehen
nicht versäumen anzumerken. — Im übrigen enthält der neue Band eine
ganze Reihe von vortrefflichen und zugleich auch knappen Artikeln, von
denen die über Beccafumi (W. von Seidlitz), Leonhard Beck
(Fr. Dörnhöffer), Cornelis Bega (E. W. Mocs), Barthel und Hans
Sebald Be harn (G. Pauli), Stefano della Bella (P. Kristeller) und
andere für die Leser dieser Blätter von besonderem Interesse sein
dürften. — Wenn wir im Vorliegenden einige kleine Ausstellungen ge-
macht haben, so möge dies durch das lebhafte Interesse, das wir an
diesem großen Unternehmen nehmen, entschuldigt werden, wir wollen
keineswegs die Verdienste der Herausgeber schmälern, noch die ent-
sagungsvolle Mühe, die in der Überwindung so vieler Schwierigkeiten
liegt, verkennen. Der Wert des vorzüglichen Nachschlagewerkes wird
durch die angedeuteten kleinen Mängel kaum wirklich gemindert.

Gustav Glück.

Anzeigen neuer Erscheinungen.

1. MAPPEN, ILLUSTRIERTE BÜCHER UND LITERATUR DER GRAPHISCHEN KÜNSTE.

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Andersens Märchen. Herausgegeb. von den Kunstfreunden des
Charlottenburger Lehrer-Vereins. Mit Schattenbildern von Jo h a nna Beck-
mann. (238 S.) Gr. 8°. Charlottenburg, Schiller-Buchhandlung. Mk. 4-—.

Baumgarten, H., H. Jahns u. A., Braunschweigische Fibel. Bilder
von Franz Stassen. (112 S.) Gr. 8°. Braunschweig, E. Appelhans
& Co. Mk. —-70.

Beardsleys, Aubrey, letzte Briefe. Deutsch von K. Morburg.
(152 S.) Gr. 8°. Leipzig, Insel-Verlag. Mk. 5-—.

Beringer, Jos. Aug., Ferdinand Kobell. Eine Studie über sein
Leben und Scharfen. Mit Abbgn. (77 S.) 8°. Mannheim, F. Nemnich. Mk. L50.

Beth, Ign., Die Baumzeichnung in der deutschen Graphik des
XV. und XVI. Jahrhdts. Mit 112 Abb. auf 30 Taf. (XI, 177 S.) Lex. 8°.
 
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