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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.6491#0035
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Myrbachs. Während seiner Direktionszeit, in den Jahren 1901
bis 1905, war er auch Verwaltungsrat der Gesellschaft für ver-
vielfältigende Kunst. 1905 wurde derKünstler, der seit 1899 an
derSpitze der Kunstgewerbeschule gestanden hatte und dessen
Nerven durch die aufreibende Tätigkeit angegriffen waren, in
den Ruhestand versetzt. Den Sommer verbrachte er in Hall bei
Innsbruck, im Herbst desselben Jahres begab ersieh noch ein-
mal nachParis, wo er schon 1881 bis 1897 gearbeitet hatte. Er
wandte sich dort aufs neue der Illustrationstätigkeit zu und
arbeitete für Hachette, besonders aber für das Haus Ollendorf,
in dessen Auftrag er sämtliche Werke Frederic Massons über
Napoleon mit ganzseitigen Bildern zu schmücken hatte. Aus
dieser günstigen Lage, die er sich neu geschaffen hatte, riß ihn
der Ausbruch des Krieges. Der Mobilisierungsbefehl über-
raschte ihn in Meudon, ein Zufall trug ihn nach Spanien: der
einzige Zug, der ihm noch zur Verfügung stand, ging nämlich
dorthin. In Barcelona begann er mit bewunderungswürdiger
Tatkraft, sich abermals ein neues Leben zu zimmern. Haupt-
sächlich mitHilfe von Aquarellen, die ernach Land undLeuten
malte. Wie er selbst schreibt, sagte ersieh dabei von der etwas
süßen, kleinlichen und farblosen PariserManier los und wurde
strenger und farbiger. Er arbeitete nicht nur in Katalonien, son-
dern auch in Alicante, machte monatelange Studien in den
Palmenwäldern von Elche,verbrachte einen Winter in Orihuela
bei Murcia, einen Sommer und einen Herbst in Granada und
verweilte schließlich am längsten im Baskenland, in Biscaya,
wo der Handel mit Holz und Eisen und der Seetransport einen
Wohlstand gezeitigt hatten, der auch der Kunst zugute kam.
Leider war diese Blüte nicht gesund, ein Krach im Jahr 1920
bereitete ihr ein jähes Ende. Myrbach übersiedelte wieder nach
Barcelona und malt seither katatonische Bauern, Tiere und
Fuhrwerk, Marktszenen und Volksfeste und grüne Pinien-
wälder. Von diesen Aquarellen ist auf der gegenwärtigen Aus-
stellung der Sezession eine ganze Anzahl zu sehen. Das ehrliche



Können, das aus ihnen allen spricht, nötigt zur Achtung. Myr-
bach vergaß aber auch die Graphik nicht, noch in Biscaya
hat er eine Folge von zwölf Originalalgraphien geschaffen.

Die Zeiten sind hart, und Alter und Fremde machen sie
gewiß nicht linder. Wenn der Österreicher Myrbach, fünfund-
siebenzigjährig, in Spanien auf das zurückblickt, was er bisher
geleistet hat, so kann er sich wenigstens mit Genugtuung
sagen, rastlos tätig gewesen zu sein und den Lebenskampf
tapfer und ehrlich durchgestritten zu haben. Myrbach ist
auch als Maler ein wackerer Soldat geblieben. D. R.

Viktor Jasper achtzig Jahre alt. — Viktor Jasper
wurde am 30. März 1848 in Wien geboren. Er absolvierte die
Wiedner Realschule und kam mit zwanzig Jahren an die Aka-
demie der bildenden Künste, wo er als Kupferstecher Schüler
Louis Jacobys wurde und eine Zeitlang auch im Atelier
Anselm Feuerbachs arbeitete. Seine ersten größeren Kupfer-
stiche geben Andrea Mantegnas hl. Sebastian und Albrecht
Dürers Bildnis Kaiser Maximilians 1. wieder. Einen Namen
machte er sich mit den großen Stichen nach Dürers Aller-
heiligenbild, einer Arbeit, die dreiJahre in Anspruch nahm, und
nachMorettos hl. Justina. Alle diese Stiche wurden im Auftrage
der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst hergestellt. Dann
verlegte er sich auf den Porträtstich. Größtenteils stach er
Künstlerbildnisse in Kupfer. Anderthalb Dutzend dieser
Porträtstiche sind gleichfalls im Verlag der Gesellschaft, in
deren Zeitschrift, den »Graphischen Künsten«, erschienen. Als
Bilderrestaurator war er am Kunsthistorischen Museum an-
gestellt. Überdies war er zuerst Zeichenlehrer an der Staats-
gewerbeschule und nachher Professor an der Graphischen
Lehr- und Versuchsanstalt. Als Pensionist malte er Land-
schaften, besonders Ansichten von Perchtoldsdorf, wo er an-
sässig ist. Viktor Jasper ist ein Vetter des Druckereibesitzers
Friedrich Jasper. D. R.



E. Juch. Einladungskarte zu einem Heurigenfest des Wiener Albrecht-Dürer Vereins aus dem Jahre 1884.

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