Ausgrabungen in Pompeji 19
veranlaßte denn auch 1807 den tüchtigen neapolitanischen Ge-
lehrten Michele Arditi, einen neuen Plan für die Ausgrabungen
zu entwerfen. Danach sollte zunächst das ganze Stadtgebiet
Pompejis vom Staat erworben, sodann die Aufdeckung von zwei
Punkten im Nordwesten aus nach einheitlichem Plane, nicht mehr
wie bisher sprungweise, bald hier, bald da, durchgeführt werden.
Endlich sollten größere Mittel bereitgestellt werden, 500 Dukaten
im Monat (jährlich 18000 Mark), damit eine größere Zahl von
Arbeitern, 150, regelmäßig angestellt werden könnte. Mit diesem
Plan war eine feste Grundlage für die weitere Arbeit gewonnen.
Eine bedeutende Förderung erfuhren diese Pläne, als im
Jahre 1806 dem auf Spaniens Thron versetzten Joseph Bonaparte
sein Schwager Joachim Murat als König von Neapel folgte und
dessen Gemahlin, Königin Caroline, ein reges Interesse an den
pompejanischen Ausgrabungen faßte. Sie bewährte dies durch
häufiges persönliches Erscheinen in Pompeji, das anfeuernd auf
den Gang der Arbeiten wirkte; auch wurden die Mittel derart
gesteigert, daß bis mehr als 600 Arbeiter zugleich tätig sein
konnten. So ward zunächst die Gräberstraße fast vollständig
freigelegt: ein geschlossenes ernstes Bild, das noch heute eines
tiefen Eindruckes auf jeden Besucher sicher ist. Noch bedeut-
samer war die Aufdeckung des Forums. Zum erstenmal trat
hier die Gesamtanlage eines antiken Stadtmarktes in erkennbaren
Umrissen zutage: der Markt geschlossen, für Wagenverkehr
unzugänglich, von Säulenhallen rings umgeben, mit Denkmälern
angefüllt; der große Tempel im Hintergrunde; hinter den Hallen
allerseits andere Tempel oder öffentliche Gebäude, unter denen
die überaus stattliche Basilika hervorragte. So belohnten be- 541 f.
deutende Resultate die größeren Anstrengungen. Die Königin
hielt auch mit eigenen Zuschüssen nicht zurück; den französischen
Architekten Mazois, der in jenen Jahren sein großes Werk über
Pompeji vorbereitete, unterstützte sie mit 15000 Francs. Für die
Besuche der hohen Herrschaften wurden schon damals bestimmte
Ausgrabungen im voraus sorgsam vorbereitet. Noch im Herbst
1814, als schon der Kongreß in Wien tagte, ward der Besuch
der Königin erwartet, freilich vergebens. Im April 1815 erschien
2*
veranlaßte denn auch 1807 den tüchtigen neapolitanischen Ge-
lehrten Michele Arditi, einen neuen Plan für die Ausgrabungen
zu entwerfen. Danach sollte zunächst das ganze Stadtgebiet
Pompejis vom Staat erworben, sodann die Aufdeckung von zwei
Punkten im Nordwesten aus nach einheitlichem Plane, nicht mehr
wie bisher sprungweise, bald hier, bald da, durchgeführt werden.
Endlich sollten größere Mittel bereitgestellt werden, 500 Dukaten
im Monat (jährlich 18000 Mark), damit eine größere Zahl von
Arbeitern, 150, regelmäßig angestellt werden könnte. Mit diesem
Plan war eine feste Grundlage für die weitere Arbeit gewonnen.
Eine bedeutende Förderung erfuhren diese Pläne, als im
Jahre 1806 dem auf Spaniens Thron versetzten Joseph Bonaparte
sein Schwager Joachim Murat als König von Neapel folgte und
dessen Gemahlin, Königin Caroline, ein reges Interesse an den
pompejanischen Ausgrabungen faßte. Sie bewährte dies durch
häufiges persönliches Erscheinen in Pompeji, das anfeuernd auf
den Gang der Arbeiten wirkte; auch wurden die Mittel derart
gesteigert, daß bis mehr als 600 Arbeiter zugleich tätig sein
konnten. So ward zunächst die Gräberstraße fast vollständig
freigelegt: ein geschlossenes ernstes Bild, das noch heute eines
tiefen Eindruckes auf jeden Besucher sicher ist. Noch bedeut-
samer war die Aufdeckung des Forums. Zum erstenmal trat
hier die Gesamtanlage eines antiken Stadtmarktes in erkennbaren
Umrissen zutage: der Markt geschlossen, für Wagenverkehr
unzugänglich, von Säulenhallen rings umgeben, mit Denkmälern
angefüllt; der große Tempel im Hintergrunde; hinter den Hallen
allerseits andere Tempel oder öffentliche Gebäude, unter denen
die überaus stattliche Basilika hervorragte. So belohnten be- 541 f.
deutende Resultate die größeren Anstrengungen. Die Königin
hielt auch mit eigenen Zuschüssen nicht zurück; den französischen
Architekten Mazois, der in jenen Jahren sein großes Werk über
Pompeji vorbereitete, unterstützte sie mit 15000 Francs. Für die
Besuche der hohen Herrschaften wurden schon damals bestimmte
Ausgrabungen im voraus sorgsam vorbereitet. Noch im Herbst
1814, als schon der Kongreß in Wien tagte, ward der Besuch
der Königin erwartet, freilich vergebens. Im April 1815 erschien
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