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72 V. Entdeckungen im Osten

Hier setzte Lepsius ein, und dank der einflußreichen Für-
sprache Alexander von Humboldts und Bunsens gelang es, den
sonst mehr an Plänen als an Ausführungen reichen König Friedrich
Wilhelm IV. zur Gewährung bedeutender Mittel für eine auf
drei Jahre (1843/45) berechnete Forschungsreise in Ägypten zu
bewegen. An die Spitze der Expedition ward der damals erst
einunddreißigjährige Lepsius gestellt; ein Stab von Architekten,
darunter Erbkam, von Zeichnern und anderen Gehilfen ward ihm
beigegeben. Es handelte sich nicht, wie bisher, um eine bloße
Erkundung und um Ausbeute des mehr oder weniger offen zu-
tage Liegenden, sondern um eine Erforschung, die überall wo
es nötig schien den Spaten ansetzen sollte. Die in Aussicht
genommene längere Dauer sicherte vor Überhastung, wie denn
z. B. sechs Monate auf Memphis, sieben auf Theben verwandt
wurden. Bisher waren, abgesehen von den Pyramiden und von
Beni Hassan, nur Denkmäler des Neuen Reiches oder der noch
späteren Perioden beobachtet worden. Gleich das erste große
Ergebnis der preußischen Expedition war die Entdeckung des
Alten Reiches in zahlreichen Denkmälern. Die Zahl der Pyramiden,
der augenfälligsten Zeugen dieser alten Glanzperiode, wuchs auf

i 67; daneben trat die bisher unbekannte Gräbergattung derMastabas, 31
deren 130 aufgefunden wurden. So reichte jetzt die Kenntnis
der ägyptischen Kunst bis ins vierte Jahrtausend hinauf. Weiter
stromaufwärts traten in Mittelägypten die späteren Gräber des
Alten Reiches zutage, die Felsgräber (z. B. von Kom-el-achmar),
je weiter nach Süden desto jünger. Auf der weiten Trümmer-
stätte Thebens ward das Ramesseum und das Felsengrab Ramses' II, 75
weiter südlich der Felstempel von Abu Simbel mit seinen Kolossen 77
untersucht. Die Expedition machte auch nicht an den Grenzen
Ägyptens Halt,^sondern drang nach Äthiopien vor, bis über Chartum
hinaus; auch das Gebiet des Sinai blieb nicht unerforscht.

So weit die äußere Ausdehnung der Expedition. Ihre Er-
gebnisse kamen zunächst der Geschichte des Landes zugute.
Zahlreiche Kartuschen mit Königsnamen wurden als feste Merk-
steine für das »Königsbuch« (1858) gesammelt. In Teil el Amarna

3 zeigte sich die Gestalt des revolutionären Königs Amenophis IV. ssf.
 
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