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Heuzey in Makedonien. Thasos. Südrußland • 89

der Philis. Dieses zeigt in besonders hohem Maße jenen auch
in dem Relief von Pharsalos vertretenen »pastosen« Stil, in dem
Brunn die besondere Eigentümlichkeit der nordgriechischen Relief-
bildnerei erkennen wollte; auf alle Fälle ist es eine etwas eigen-
tümlich gewandte Abart des ionischen Stiles.

Das nördlichste Gebiet, das in diesem Zeitabschnitt unserer
Kenntnis erschlossen ward, ist das Skythenland im südlichen
Rußland, auf dessen archäologische Ausbeutung die russische
Regierung große Kosten verwandt hat. Es handelt sich haupt-
sächlich um Gräber skythischer Könige oder Häuptlinge, die als
künstliche Hügel teils in der Krim bei Kertsch und jenseits der
Meerenge auf der Halbinsel Taman, teils am rechten Ufer des
Dnjepr landeinwärts bei Alexandropol und Nikopol emporragen.
Es war im Jahre 1830, daß der französische Emigrant Paul
Dubrux, der in russischen Diensten stand und ein reges Interesse
für die Altertümer gefaßt hatte, den Kul Oba (Aschenberg) bei
Kertsch öffnete und zum erstenmale die reichen Goldschätze dieser
Herrschergräber ans Licht brachte. Zu den Königsgräbern am
Dnjepr wandten sich die Arbeiten der russischen Archäologischen
Kommission, deren wissenschaftlicher Berater Ludolf Stephani war,
erst 1852; die erfolgreichste Ausgrabung bei Nikopol fand 1862/63
statt. In der Krim wiesen zahreiche Vasen von attischer Fabrik,
zum großen Teil von hoher Schönheit, auf die lebhaften Handels-
beziehungen zwischen Athen und dem Skythenlande hin; ein
athenischer Vasenmaler Xenophantos, allem Anschein nach in Panti-
kapäon (Kertsch) ansässig, legte auch den Gedanken an eine dort-
hin übertragene attische Kunstübung nahe. Ähnlich war man
auch die großen und kleinen Gefäße aus Gold, Silber und Elektros 357
(Weißgold, einer Mischung von Gold und Silber) und das präch-
tige Goldgeschmeide anzusehen geneigt, worin die Hauptaus-
stattung jener Gräber bestand. Griechische Kunstform war hier teil-
weise einen Bund mit national-skyfhischen Gegenständen einge-
gangen; mit erstaunlich scharfem Blicke war das charakteristische
Leben und Treiben der antiken Kosaken erfaßt und wiederge-
 
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