134 VII. Antike Stadtanlagen
Balken ersetzt, und so ward allmählich in die Tiefe vorgerückt.
So überraschte z. B. die Beschauer der auf diese Weise wieder-
gewonnene, für das Aussehen der Gasse so charakteristische Erker
im Oberstock, der seiner Gasse den Namen des vicolo del balcone
pensile verschaffte. Wiederherstellung der pompejanischen Häuser
nach ihrem mehrstöckigen Aufbau, der Dachanlage usw., ward
erst jetzt möglich und dadurch eine viel vollständigere Kenntnis
des italischen Hausbaues gewonnen. Ein weiteres Verdienst
Fiorellis bestand darin, daß das bisher mit althergebrachter Eng-
herzigkeit erschwerte Studium Pompejis nunmehr allen freigegeben
ward. Eine eigene scuola di Pompei ward gegründet, aber ebenso
auch allen Fremden der Zutritt eröffnet, eine Erlaubnis, von der
namentlich die Angehörigen des römischen Archäologischen In-
stituts dankbar Gebrauch machten.
Zuerst knüpfte die Forschung an den Teil der AusgrabungSr
ergebnisse an, der am einzigartigsten erschien und am populärsten
war, die Wandgemälde. Schon oben (S. 95) wurden Helbigs
Arbeiten erwähnt, die in ihnen wesentlich hellenistisches Erbgut
erkannt haben. Otto Donner ergänzte diese Untersuchungen durch
den Nachweis, daß die viel bestrittene Technik der Malereien die
von den Alten mit besonderem Geschick, etwas abweichend von
den Neueren, geübte Freskomalerei sei. Mit jenen Untersuchungen
war die Frage der Scheidung hellenistischer Überlieferung und
pompejanischen Eigengutes auf die Tagesordnung gesetzt.
In demselben Jahre 1873, wo Helbigs »Untersuchungen«
erschienen, veröffentlichte Fiorelli das Ergebnis langjähriger For-
schungen, die die Stadtanlage und die Baugeschichte Pompejis
zum Gegenstande hatte. Die Stadtanlage, nach italischer Weise
auf Grund der sich rechtwinklig schneidenden Hauptstraßen cardo
und decumanus gegliedert, mit allen den daran sich anschließen-
den Kontroversen dürfen wir hier, wo es nur auf die künstlerische
Entwickelung ankommt, beiseite lassen. Es mag nur darauf
hingewiesen werden, daß 1888/9 Brizio in Marzabotto, unweit
Bologna, eine italische Stadt aus der Zeit um 500 vor Christo
nachgewiesen hat, die das auf jenen Grundlinien aufgebaute
rechtwinklige Straßennetz in strengster Durchführung zeigt.
Balken ersetzt, und so ward allmählich in die Tiefe vorgerückt.
So überraschte z. B. die Beschauer der auf diese Weise wieder-
gewonnene, für das Aussehen der Gasse so charakteristische Erker
im Oberstock, der seiner Gasse den Namen des vicolo del balcone
pensile verschaffte. Wiederherstellung der pompejanischen Häuser
nach ihrem mehrstöckigen Aufbau, der Dachanlage usw., ward
erst jetzt möglich und dadurch eine viel vollständigere Kenntnis
des italischen Hausbaues gewonnen. Ein weiteres Verdienst
Fiorellis bestand darin, daß das bisher mit althergebrachter Eng-
herzigkeit erschwerte Studium Pompejis nunmehr allen freigegeben
ward. Eine eigene scuola di Pompei ward gegründet, aber ebenso
auch allen Fremden der Zutritt eröffnet, eine Erlaubnis, von der
namentlich die Angehörigen des römischen Archäologischen In-
stituts dankbar Gebrauch machten.
Zuerst knüpfte die Forschung an den Teil der AusgrabungSr
ergebnisse an, der am einzigartigsten erschien und am populärsten
war, die Wandgemälde. Schon oben (S. 95) wurden Helbigs
Arbeiten erwähnt, die in ihnen wesentlich hellenistisches Erbgut
erkannt haben. Otto Donner ergänzte diese Untersuchungen durch
den Nachweis, daß die viel bestrittene Technik der Malereien die
von den Alten mit besonderem Geschick, etwas abweichend von
den Neueren, geübte Freskomalerei sei. Mit jenen Untersuchungen
war die Frage der Scheidung hellenistischer Überlieferung und
pompejanischen Eigengutes auf die Tagesordnung gesetzt.
In demselben Jahre 1873, wo Helbigs »Untersuchungen«
erschienen, veröffentlichte Fiorelli das Ergebnis langjähriger For-
schungen, die die Stadtanlage und die Baugeschichte Pompejis
zum Gegenstande hatte. Die Stadtanlage, nach italischer Weise
auf Grund der sich rechtwinklig schneidenden Hauptstraßen cardo
und decumanus gegliedert, mit allen den daran sich anschließen-
den Kontroversen dürfen wir hier, wo es nur auf die künstlerische
Entwickelung ankommt, beiseite lassen. Es mag nur darauf
hingewiesen werden, daß 1888/9 Brizio in Marzabotto, unweit
Bologna, eine italische Stadt aus der Zeit um 500 vor Christo
nachgewiesen hat, die das auf jenen Grundlinien aufgebaute
rechtwinklige Straßennetz in strengster Durchführung zeigt.