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182 VIII. Prähistorie und griechische Vorzeit

fallen scheint. In diesen Zeiten haben wir nun oben (S. 177)
das Auftreten des geometrischen Stils in Griechenland kennen ge-
lernt. Ist dieser wirklich erst spät mit der »dorischen Wanderung«
vom Norden dort eingedrungen? Wir werden gleich sehen, daß
im zweiten Jahrtausend in dem griechischen Gebiet ein ganz ab-
weichender Kunststil herrschte, ein Stil der vornehmen Welt der
griechischen Heroenzeit. Aber schließt ein solcher Sonderstil die
gleichzeitige Existenz eines in ganz Europa herrschenden, seiner
ganzen Art nach primitiveren Stils für die griechischen Lande aus?
Gewiß ist die neuerdings ausgesprochene Vermutung, daß neben
jener Heroenkunst der geometrische Bauernstil als Unterströmung
hergegangen und erst nach dem Zusammenbruch der Heroenwelt
allein an die Oberfläche getreten sei, höchst beachtenswert Ein-
zelne tatsächliche Beobachtungen scheinen sie zu unterstützen.
Täuscht nicht alles, so gehört dieser Auffassung die Zukunft.

Während sich so der Ausblick ins Unermeßliche erweiterte
und früher ungeahnte Fäden die griechische Kunstübung rückwärts
mit der des übrigen Europas zu verknüpfen schienen, trat auf
dem griechischen Gebiete selbst etwas ganz Neues ein. Ich spreche
von Heinrich Schliemann, dessen Name eine ganze Epoche
bezeichnet.

Noch ist der Kampf um Schliemann nicht ganz zur Ruhe
gekommen. Sind auch die Stimmen derer, die sich anfangs ganz
ablehnend gegen ihn verhielten, längst verstummt, so erschallen
doch noch immer gelegentlich, besonders von Seiten derer die ar-
chäologischer Wissenschaft fernstehen, Jubelhymnen, die in blinder
Vergötterung in Schliemann das Ideal eines Forschers feiern.
Man wird heutzutage seine Verdienste und seine Mängel, so weit
diese der Wissenschaft fühlbar geworden sind, ruhig gegeneinander
abwägen und ein unparteiisches Urteil fällen können, der Zu-
stimmung wenigstens derer sicher, denen ein wissenschaftliches
Urteil über archäologische Fragen zusteht.

Heinrich Schliemann begeisterte sich schon als Knabe für
die homerischen Gedichte und entwarf bereits in seinem achten
 
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