222 IX. Die klassischen Länder seit 1870
so die Ansicht der Gelehrten römischem, in den besten Stücken 569
augusteischem Ursprünge zu, womit freilich die —■ für manche
76 Stücke unzweifelhaften — Vorbilder aus hellenistischer Kunst 568
noch nicht abgetan sind. Man denkt unwillkürlich an das Ver-
hältnis der römischen Poesie in der ersten Kaiserzeit zu ihren
hellenistischen Mustern.
Der Silberfund von Boscoreale war nicht der erste seiner
Art. Schon im Jahre 1830 war in der Normandie, zu Berthouville
bei Bernay, der Silberschatz eines Merkurtempels zum Vorschein
gekommen, der sich jetzt ebenfalls im Louvre befindet. Er gehört
wohl etwas späterer Zeit an als der Schatz von Boscoreale und
legt von dem prunkvollen aber minder reinen Geschmacke der
Kaiserzeit auch auf diesem Gebiete Zeugnis ab. Nach längerer
Zeit folgte 1858 der Fund des silbernen Ordensschmuckes (Phalerä)
eines römischen Offiziers, der bei Lauersfort, unweit Xanten, dem
Rhein abgewonnen ward. Künstlerisch wertvoller ist der 1868
bei Hildesheim entdeckte Silberschatz, jetzt in Berlin, der in
der Hauptsache der ersten Kaiserzeit angehört und vermutlich
das Tafelgeschirr eines römischen Generals, wenn auch nicht
gerade des Varus, gebildet hat. Im ganzen dem Funde von Bos-
coreale nahestehend, in einzelnen Stücken (z. B. dem großen
Mischkruge und der Athenaschale) ihm überlegen, regt er die 590
gleichen Fragen an wie jener. Es scheint daß Plinius Wort, die
Kunst der Silberschmiede und Ziseleure sei erloschen, sich mehr
auf die Erfindungsgabe als auf die technische Fertigkeit bezöge.
Die letzten Beispiele führen uns durch ihre Fundstätten be-
reits über die Grenzen Italiens hinaus und leiten über zu den
Außenländern, die wir im nächsten Kapitel rasch durchwandern
wollen.
so die Ansicht der Gelehrten römischem, in den besten Stücken 569
augusteischem Ursprünge zu, womit freilich die —■ für manche
76 Stücke unzweifelhaften — Vorbilder aus hellenistischer Kunst 568
noch nicht abgetan sind. Man denkt unwillkürlich an das Ver-
hältnis der römischen Poesie in der ersten Kaiserzeit zu ihren
hellenistischen Mustern.
Der Silberfund von Boscoreale war nicht der erste seiner
Art. Schon im Jahre 1830 war in der Normandie, zu Berthouville
bei Bernay, der Silberschatz eines Merkurtempels zum Vorschein
gekommen, der sich jetzt ebenfalls im Louvre befindet. Er gehört
wohl etwas späterer Zeit an als der Schatz von Boscoreale und
legt von dem prunkvollen aber minder reinen Geschmacke der
Kaiserzeit auch auf diesem Gebiete Zeugnis ab. Nach längerer
Zeit folgte 1858 der Fund des silbernen Ordensschmuckes (Phalerä)
eines römischen Offiziers, der bei Lauersfort, unweit Xanten, dem
Rhein abgewonnen ward. Künstlerisch wertvoller ist der 1868
bei Hildesheim entdeckte Silberschatz, jetzt in Berlin, der in
der Hauptsache der ersten Kaiserzeit angehört und vermutlich
das Tafelgeschirr eines römischen Generals, wenn auch nicht
gerade des Varus, gebildet hat. Im ganzen dem Funde von Bos-
coreale nahestehend, in einzelnen Stücken (z. B. dem großen
Mischkruge und der Athenaschale) ihm überlegen, regt er die 590
gleichen Fragen an wie jener. Es scheint daß Plinius Wort, die
Kunst der Silberschmiede und Ziseleure sei erloschen, sich mehr
auf die Erfindungsgabe als auf die technische Fertigkeit bezöge.
Die letzten Beispiele führen uns durch ihre Fundstätten be-
reits über die Grenzen Italiens hinaus und leiten über zu den
Außenländern, die wir im nächsten Kapitel rasch durchwandern
wollen.