220 IX. Die klassischen Länder seit 1870
teristische Parallele zu dem Friese des Parthenon als dem be-
zeichnenden Vertreter des perikleischen Athen (vgl. Kap. XI).
Hier war etwas ganz Neues gewonnen, aber wie stand es
denn mit der genaueren Kenntnis der vermeintlich wohlbekannten
offiziellen Bildwerke der Kaiserzeit? 1890 nahm Edmond Courbaud
die 1872 von Adolf Philippi begonnene Forschung wieder auf. "3
Aber auch hier blieb noch das Wichtigste zu tun. Franz Wick-
82 hoffs Analyse der Reliefs des Titusbogens (1895) ließ einen 729
tieferen Blick in die Kunstart der flavischen Kaiserzeit tun. Konrad
Cichorius Ausgabe der Reliefs der Trajanssäule (1896/1900)
bahnte erst den Weg zu eingehender historischer und archäo-
logischer Behandlung dieses bisher auch künstlerisch weit unter
Gebühr geschätzten Werkes. Die photographische Aufnahme und
85 teilweise Abformung der Marcussäule, auf Kosten des deutschen 737
Kaisers 1895 unter Leitung Petersens, Alfred v. Domaszewskis
und des Architekten Ouglielmo Calderini ausgeführt, gab auch
hier wissenschaftlicher Betrachtung zuerst eine feste Basis. Einer-
seits die ethnographisch lehrreiche Darstellung der Marcomannen
und der anderen Gegner Marcaureis, andrerseits die Umwandlung
der trajanischen, vielfach poetischen Geschichtserzählung in einen
trockenen Chronikstil traten erst jetzt in volles Licht. Weiter
schied Petersen am Konstantinsbogen die trajanischen Bestand-
teile, die Rundreliefs, zuerst deutlich von den oblongen Platten
aus Marcaureis Zeit und gab dadurch einen weiteren wichtigen
Beitrag zur Kenntnis der Kaiserkunst. Den 1872 auf dem Forum
gefundenen großen Reliefschranken mit Darstellungen des Forums
und trajanischer Regierungshandlungen wies Petersen 1898 ihren
ursprünglichen Platz als Geländer der Rednerbühne an. Genug,
unsere Kenntnis der historischen Skulptur der Kaiserzeit ward
völlig von neuem auf eigene Füße gestellt.
In Pompeji gingen die Arbeiten in der früher geschilderten
Richtung (S. 133 ff.) weiter fort. Ein Stück der alten Stadt nach dem
anderen ward aufgedeckt Öffentliche Gebäude, wie die sogenannten
Centralthermen (1877) oder der ganz zerstörte Tempel der Stadtgöttin
teristische Parallele zu dem Friese des Parthenon als dem be-
zeichnenden Vertreter des perikleischen Athen (vgl. Kap. XI).
Hier war etwas ganz Neues gewonnen, aber wie stand es
denn mit der genaueren Kenntnis der vermeintlich wohlbekannten
offiziellen Bildwerke der Kaiserzeit? 1890 nahm Edmond Courbaud
die 1872 von Adolf Philippi begonnene Forschung wieder auf. "3
Aber auch hier blieb noch das Wichtigste zu tun. Franz Wick-
82 hoffs Analyse der Reliefs des Titusbogens (1895) ließ einen 729
tieferen Blick in die Kunstart der flavischen Kaiserzeit tun. Konrad
Cichorius Ausgabe der Reliefs der Trajanssäule (1896/1900)
bahnte erst den Weg zu eingehender historischer und archäo-
logischer Behandlung dieses bisher auch künstlerisch weit unter
Gebühr geschätzten Werkes. Die photographische Aufnahme und
85 teilweise Abformung der Marcussäule, auf Kosten des deutschen 737
Kaisers 1895 unter Leitung Petersens, Alfred v. Domaszewskis
und des Architekten Ouglielmo Calderini ausgeführt, gab auch
hier wissenschaftlicher Betrachtung zuerst eine feste Basis. Einer-
seits die ethnographisch lehrreiche Darstellung der Marcomannen
und der anderen Gegner Marcaureis, andrerseits die Umwandlung
der trajanischen, vielfach poetischen Geschichtserzählung in einen
trockenen Chronikstil traten erst jetzt in volles Licht. Weiter
schied Petersen am Konstantinsbogen die trajanischen Bestand-
teile, die Rundreliefs, zuerst deutlich von den oblongen Platten
aus Marcaureis Zeit und gab dadurch einen weiteren wichtigen
Beitrag zur Kenntnis der Kaiserkunst. Den 1872 auf dem Forum
gefundenen großen Reliefschranken mit Darstellungen des Forums
und trajanischer Regierungshandlungen wies Petersen 1898 ihren
ursprünglichen Platz als Geländer der Rednerbühne an. Genug,
unsere Kenntnis der historischen Skulptur der Kaiserzeit ward
völlig von neuem auf eigene Füße gestellt.
In Pompeji gingen die Arbeiten in der früher geschilderten
Richtung (S. 133 ff.) weiter fort. Ein Stück der alten Stadt nach dem
anderen ward aufgedeckt Öffentliche Gebäude, wie die sogenannten
Centralthermen (1877) oder der ganz zerstörte Tempel der Stadtgöttin