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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.35224#0023
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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berl

313. Ein etruskischer Bronzespiegel mit gefälschter
Gravierung. Kiner unserer hamburgischen Sammler, der wieder-
holt schon vorzügliche antike Vasen aus Sizilien heimgebracht
hatte, kaufte kürzlich einen Bronzespiegel mit der Darstellung der
Geburt der Minerva bei einem Händler in Girgenti, der versicherte,
er habe diesen Spiegel auf seinem eigenen Gartengrundstück aus-
gegraben. Der Spiegel war alt, wie die Patinawucherungen mit
einzelnen noch spiegelnden Zwischenräumen auf der Spiegelfläche
zeigten, die Gravierung auf der Rückseite erschien mir sofort ver-
dächtig durch zwei Umstände. KErstens waren die grünlichweiß
ausgefüllten Furchen der Gravierung seichter als bei dem einzigen
zum Vergleich heranzuziehenden Spiegel unserer Sammlung und an
den Rändern unregelmäßig ausgefressen, als wären sie durch die
bröckelnde Patina .hindurch und nicht in das blanke Metall ein-
gestochen worden. Zweitens waren viele Umrißlinien der Figuren
auf deren Innenseite von kurzen Querstricheln begleitet, die mir
im Widerspruch zu stehen schienen mit der antiken Zeichnungs-
weise. Eine Durchsicht von Gerhards Etruskische Spiegel, Berlin
1843, bestätigte dies und ergab auch gleich das Vorbild, nach
dem der Fälscher gearbeitet hatte, in Tafel 66 des Bandes I.
Die Inschriften hatte er fortgelassen, auch den Vogel links auf dem
Baum und andere Einzelheiten; die Zeichnung war viel roher als
auf dem herrlichen, im Museum zu Bologna. bewahrten Original.
Die reich komponierte ornamentale Umrandung war durch eine
magere Ranke mit Herzblättern ersetzt worden, und, worauf es
mir ankam, weder in dieser Abbildung noch auf vielen anderen
jenes Werkes fand ich jene bedenklichen, die Umrisse begleitenden
Strichelungen. Wo solche erschienen, dienten sie, und zwar ohne
an Linien der Zeichnung sich anzuschließen, zur Andeutung von
Muskelpartien oder anderer Innenzeichnung. Zu unserer weiteren
Belehrung schickte ich den Spiegel unter Mitteilung meiner Bedenken
Herrn Dr. Robert Zahn. Kr bestätigt mein Urteil und fügt hinzu:
„Die Zeichnung des- an sich echten Spiegels ist gewiß nach dem
Bilde bei Gerhard I, 66 gefälscht. . .. Die Strichelung kenne auch
ich gewöhnlich nur als Angabe der Innenzeichnung, besonders der
Muskulatur. Die Strichelchen sind dann auch nicht von Linien
begleitet; allerdings stehen sie einmal bei Gerh. II, 213 auch neben
Gewandfalten ; ferner begleiten sie einmal den Armkontur auf dem
Spiegel IV, 284; aber das sind seltene Ausnahmen, nie aber sind
 
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