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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.35224#0027
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Am 4. Juli schickte mir Herr
Dr. Wencke noch die Aufnahme
einer 1,20 m hohen Holzskulptur,
bei der eine alte Figur aus weichem
Holz vollkommen überarbeitet und
„verriemenschneidert“ sei. Ange-
boten habe sie in Münster der
Händler J. Eiserhardt in Greiz.
Bald danach schickte mir dieser
selbst eine Photographie derselben
Holzfigur, die er als tadellose früh-
gotische Arbeit preist und um
Mk. 2100 anbietet; er fragt, ob er
sie zur Ansicht schicken dürfe.
Meine Bitte um nähere Auskunft
über Material und Herkunft beant-
wortet E. am 10. Juli dahin, die
Figur sei aus Lindenholz, unbe-
malt, und stamme aus Königshofen
in Unterfranken; nur das halbe
Buch sei ergänzt und für die Echt-
heit werde volle Garantie über-
nommen, gerühmt wurde noch die
schöne hellbraune Farbe. Bevor
ich mich geäußert hatte, schrieb
E. am 17. Juli,‘ er schicke, da. die
Photographie schon mein Interesse
erregte, aber dochnur einschwaches
Bild darbiete, lieber gleich die Figur



Holzfigur eines Heiligen (? Stephanus)
aus Lindenholz, unbemalt, 1,20 m hoch.

selber. Diese kam denn auch und bestätigte, wie zu erwarten, die
Kritik, die Herr Dr. Wencke an ihr geübt hatte. Ich schrieb dem E.
offen meine Meinung; eine derartig überarbeitete Skulptur habe ihre
Ursprünglichkeit eingebüßt und könne von keinem Museum angekauft
werden. Darauf antwortete E., ich möge die Figur nicht an ihn,
sondern an seinen Partner zurücksenden, zu welchem Zwecke er
einen Frachtbrief beilege. Auf diesem Frachtbrief nun war als
Adressat genannt: J. Weiß, Hofstraße 10 in Würzburg — ein
uns als Fabrikant oder Verschönerer von Holzskulpturen in Art
Riemenschneiders schon bekannter Bildhauer! J..B.

A
4 T/
 
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