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situs sivö xussugiuni iu üurnius Usckuro uiiuä
LsiäsIdsrZ", auch VaruuZs genannt. Also schon
um diese Zeit war die Thalsohle, das eigentliche
Stadt-Terrain so stark bewohnt, daß eine zweite
Gelegenheit, über den Fluß zu setzen, geschaffen
werden mußte. Der Bischof zu Worms war Lehens-
herr des Fahrs; im genannten Jahre erhielt es der
pfälz. Ministeriale und Marschall, Nitter Lupfried
von Weibstadt zu Lehen und Lupfried verkauftc
es unter Genehmigung des Bischofs dem Kloster
Schönau „zu ewigem Gebrauch" 1218 und das !
Kloster gab es 1245 dem Ritter Friedrich von
Bonfeld zu Lehen. Die Existenz dieses zweiten
Fahrs darf schon zu Zeiten Conrads von Hohen-
staufen angenommen werden, der „die Stadt er-
weiterte". 1288, bei jener unglücklichen Katastrophe,
wo eine Prozession von über 300 Personen durch
Zerbrechen des Fahrs bei sehr hohem Wasser ver-
unglückte, wird es „trassotus supsrior" genannt,
was auf eine bewegliche Fähre hindeutet, während
jene 300 Personen, die sich darauf befanden, eher
eine Brücke voraussetzten. Wo lag dieses obere
Fahr? „axuck Ilsiäeldsrg", „nahe an Heidelberg",
das damals noch mit der „Grabengasse" schloß.
1363 wird die „herrschaftliche Ziegelhütte beim
Neckarfahr" urkundlich crwähnt. Hat jene Ziegel-
hütte der „Ziegelgasse" den Namen gegeben, so
lag dieses zweite und obere Fahr am Ende der
Ziegelgasse. Eine Ueberfahrt blieb hier auch
noch 1288, aber die feste Brücke baute man in der
Folge an's Ende der Steingasse.

Wollten Sie zum Schlusse noch eine Ansicht
über den Ursprung des Namens unserer Stadt
vernehmen, so muß ich bekennen, daß ich nur mit
Zagen an diesen Gegenstand herantrete, da schon so
viel über ihn gesagt und aufgestellt wurde. Bemer-
kenswerth aber scheint mir folgendens zu sein. Der
Jettenbühl heißt in älteren Urkunden „Getten-
bühl." Das scheint richtig. Wie, wenn dieser
Name auf jenes Volk der Geten hinwiese, welches
zuerst am schwarzen Meere wohnte, später aber auf
dem linken Donauufer sich niederließ und hier von
den Römern unterworfen wurde? Wie, wenn solche
Geten als Hilfsvölker ins Grenzland und hierher
geworfen wurden; wenn sie hier, wie sie auch in
der Heimath pflegten, ihre heiligen Orte auf den
Anhöhen herrichteten? Wie, wenn hieroben wirklich,
wie es die Sage constant geltend macht, eine heid-
nische Priesterin aus dem Getenvolke ihre Wesen ge-
tricben hätte?! Hat die Sache schon an und für
sich — obschon sie im eigentlichen Wortsinne „weit
hergeholt" ist — etwas Plausibles, so tritt noch
ein anderer bemerkenswerther Umstand' hinzu. Alte
Urkunden nennen den östlichcn Theil des Geisbsr-
ges den „Friesenberg." „Friese" bedeutete für
den christlichen Franken der „Heide," womit sich
die Vorstellung eines Riesen verband. Der Get-
tenbühl ist demnach der Getenberg, aus dem

„Jettebühl" wurde. Dieser Berg ist aber nicht blos
geschichtlich, sondern auch sprachlich mit der unter
ihm und theilweise auf ihm entstandenen Stadt Hei-
delberg eng verknüpft. Aus dem „Getenberg" konnte
sprachlich und sachlich „Heidenberg" oder „Heidel-
berg" werden; und während Jettenberg der Näme
des Verges blieb, so blieb der Stadt die Bezeichnung
„Heidelberg." — Gestatten Sie mir nur noch die
Bcmerkung, daß ich für dicse Auslegung des Namens
der Stadt durchaus keine Garantie übernehme.

Schlofz, Stadt uud Uuivcrsltät Heidclberg im
Jahrc 1662.

(„Der Chronist Friedrich Lucä". Zeit- und Sittenbild aus
der zweiten Hälste des 17. Jahrhunderts. Nach einer von
ihm selbst hinterlassenen Handschrist bearbeitet von Friedrich
Lucä. Frantsurt a. M. 1854. S. 16—27.)

(Mitgetheilt von Hrn. Prof. Oncken.)

,,Zu Heidelberg war damals Magnificentissimus
Rector Herr Graf von Wittenberg aus Schweden
und Prorector Herr Sebastianus Namsbeck. An
Professoribus hatte die Universität keinen Mangel,
darunter aber nur wenig ihrem Bcruf gemäß fleißig
docirten. Unter denTheologen fing Herr vr. Span-
hemius gern viel an, endigte aber wenig, gab
jedoch einen unvergleichlichen Disputatorem ab. Unter
seinem Präsidio mußte ich einmal in Gegenwart des
Kurprinzen und vor cinem großen Autitorio peroriren.
Herr vr. kbsol. Fabricius ließ ihm seine Profession
schon angelegener sein. Jn seinem sccklsZio 8g.xisntia.s,
dem er vorstand, hatte er viele Schweizer, meist
ungehobelte Gesellen. Da stellte er dann und wann
Comödien an, und führte dieselben auf's Theatrum,
solche grobe Knorren ein wenig zu excoliren, aber
ohne Nutzen. Jch ging bei ihm mit anderen Kame-
raden fünf viertel Jahre lang über Tisch. Die
guten Sapientisten, zu denen ich aber nicht gehörte,
indem sie Alumnen waren, genossen mancker Er-
getzlichkeit in den Näumen des oollegii saxisntias,
das auch einen schönen Garten hatte; die freien
Studiosi jedoch verachteten dieselben; daher regnete
es manchmal derbe Stöße. Unter den Studiosis
tllsologias befanden sich viele, die nunmehr ange-
sehene Stellungen in der Welt einnehmen. Bei
der juristischen Fakultät florirte der alte vr. Cuno,
von dem es hieß, wenn das sorpus juris verloren
wäre, würde man es in seinem Kopfe wiedersinden.
Ebenso hatte der berühmte vr. Vöckelmann großen
Zulauf; weniger dagegen die Medici vr. Faufius
und Jsrael. Einstinals habe beim Besuch der ana-
tomischen Sectiones mit Verwunderung gesehen, wie
ein junger verwegener Studiosus, seine Tapferkeit
sehen zu lassen fast ein ganzes Pfund rohes Fleisch
von dem Cadaver eines decollirten (enthaupteten)
Kerles fraß, nicht ohne Grauen und Eckel aller um-

*) Friedrich Spanheim, geb. 1632 zu Gens, starb
1670 als Professor zu Leyden.

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