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haus in die Augen, itsin der s. g. Herrngarten,
der den Studiosis sonderlich zum Spaziergang dienet.
Nahe bei der Vorstadt ist die Citadslle „Trutz-
Kaiser" genannt, welche aber der Churfürst Luno
1666, weil der Name dem Kaiser gewaltige Jalousie
erwecket, in „Sternschanze" umtaufen lassen. *) Ueber
den Neckar führet eins lange bedeckte Brücken, von
der aus man nach Neuenhain gehet.

Wir hatten einstmal nach diesem Dorfe einen
scheidenden Landsmann zu Pferde begleitet. Als
bei dieser Gelegenheit Freudenschüsse abgefeuert wur- ,
den, ritt ich einem Kameraden zufällig gerade in
den Schuß, und nur vie allmächtige Hand Gottes
rettete mich; denn die Kugel ging mir unter dem ^
linken Arm durch und berührte nur meine Kleider.
Allhier hält der Churfürst auch jährlich eine remar-
quabel Kurzweil. Auf einen gewissen Tag des Monats
Mai müssen sich die heirathslustigen Knechte und
Mägde hierherverfügen, die kein Liebchen haben.
Um eine aufgerichtete Säule, auf welcher sich ver-
steckt eine geladcne Muskete befindet, tanzen dann
die Leute, während sich die Spielleute lustig hören
lassen. Dabei müssen die tanzenden Paare sich wech-
selweise der Säule nähern, und sie berühren. Das-
jenige Paar, welches die Süule gerade bertthret,
wenn die Muskete losschießet, wird ohne Widerspre-
chens sofort copuliret, und mit gewissen Verehrungen
regaliret.

Gleich vor dem Neckarthor, auf dem s. g. Hei-
ligenbera findet man noch die Nudera eines alten
Gebäudes, weiß nicht ob Schlosses oder Tempels.
Zwischen dem Gemäuer geht eine breite steinerne
Treppe ties in den Berg hinein. Doch ist sie nun
verfallen, und konnte man nicht sehr weit kommen;
die Heidelberger aber sagen, sie führe bis unten an
den Neckar.

Jch will das alte Sprichwort nicht auf die Beine
bringen:

Heidelberger Kind,

Speyrer Wind,
hesien Blut
Thut selten gut,

jedow kann mich der Heidelberger nicht großer Tugen-
den erinnern, die ich zu recommandiren Ursache hätte.
Sie schlugen den Wein über die maßen hoch an,
nahmen vor den Tisch großes Gelb, und traktirten
elendiglich. Daher ich meines Orts die Abundanz
der Victualien an Schnabelweide und andern Deli-
catessen in der Pfalz nicht wahr zu sein befunden
habe, die etliche so hoch rtthmen.

Habe mich auch außerhalb Heidelberg in der
Pfalz hin und wiedsr umgesehen, und namentlich
Speyer einigemal besucht. Einst war ich ganz allein
hingeritten die unvergleichliche Domkirche zu besehen.
Als ich aber Nachts durch den Wald zurückritt, ver-
setztcn mich die Wölfe mit ihrem Anheulen in nicht

*) Diese Veste ließ unter jenem Namen 1461 der vom
Kaiser Friedrich lll. in die Acht erklärte Kurfürst Friedrich I.
erbauen.

geringe Angst. Jch gab dem Pferde die Sporen
und jagte fort bis ich an dem churfürstlichen Jagd-
haus Bruchhausen in Sicherheit gelangte. Jch hatte
zwar Pistolen bei mir, allein sie waren nicht ge-
laden; daher ich auch nicht wagte meinen unterwegs
zur Erde gefallenen Hut aufzuheben. Ein andermal
reisete mit Benjamin Ursinus, dem spätern Hof-
prediger in Berlin, nach Speyer, um die große
Procession am stillen Freitag zu sehen, und kam
nun auf der Hinreise in eine ähnliche Noth. Wir
warcn etwas spät von Heidelberg weggeritten, ver-
loren uns im Walde, und trieben, bei sehr kaltem
und feuchtem Wetter, die halbe Nacht zwischen
Schlammgräben und Morästen in der Jrre herum.
Endlich erblickten wir ein Licht, fürchteten aber es
sei ein Jrrwisch. Zuletzt entschlossen wir uns den-
noch darauf loszureiten, und gelangten so in das
Dorf Ketsch. Dort aber hielt es sehr hart, bis
uns die Leute aufnahmen; denn sie hielten uns für
Parteigänger aus Philippsburg. Andern Tages in
Speyer angekommen, sahen wir die Prozession aus
der Domkirchs bis auf den Weidenberg, wie auch
die heiligen Gräber. Die Flagellanten gingen alle
verkappt in iveißen Hemden, hinten mit entblößeten
Nücken, und mit entblößeten Schenkeln. Da schlugen
sie dann kreuzweise über den Rücken und die Schenkel
mit einer Handvoll kleiner Geißeln, weiche an den
Spitzen kleine eiserne Spörnlein hattcn. Jhr Rückcn
sah ziemlich durchlöchert aus. Zu bsiden Seiten
gingen Kerle mit Spritzen, und spritzeten Essig in
die Wunden. Der Dom zu Speyer, welcher herr-
liche Kaisergräber hat, ist von der Stadt durch eine
eiserne Kette geschieden. Die Kaiserlichen hatten
sich derselben bei der Belagerung von Philipps-
burg bedient zur Sperrung des Rheins gegen fran-
zösische Ersatzschiffe. Nicht fern von dieser Kette
steht die s. g. Schwabenschüssel, ein großer steinerner
Napfe auf einem Postament, aus welchem bei den
Bischofswahlen die Leute frei mit Wein getränket
werden. Das Haus, worinnen das Reichskammer-
gericht gehalten wird, präsentiret sich sonderlich.
Wegen des Kammergerichts wohnen aber viel vor-
nehme Leute dort; auch lassen die Jnwohner mehr
Civilität an sich blicken, als die Heidelberger.

Miscellcn zur Geschichtc des Heidelberger
Schlosses und seiuer Beurtheiluug.

(CingesanLt von Herrn H.)

I. Die Zerstörung des Heidelberger Schlosses ge-
schah bekanntlich im Jahr 1689 und 1693 durch
die Franzosen in barüarischer Weise. Nach dieser
Zerstörung wurde das Schloß durch die Churfürsten
Johann Wilhelm und Carl Philipp thcilweise wie-
der hergestellt und in bewohnbaren Zustand gebracht.
Auch der Schloßgarten wurde neu angelegt und
wieder mit Statuen und Wasserkünsten geziert. Jn
 
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